Professor Dr. Christian Scholz ist tot
Christian Scholz war einer der einflussreichsten Hochschullehrer des Personalmanagements, suchte wie kein anderer die Öffentlichkeit und prägte mit Begriffen wie "virtuelle Personalabteilung", "Darwiportunismus", "Spieler ohne Stammplatzgarantie" oder "Generation Z" die Debatten um die Gestaltung der Arbeitswelt. Er machte sich einen Namen als Vordenker, Querdenker und Meinungsbildner, wollte aber nicht nur debattieren, sondern hatte auch einen großen Gestaltungsanspruch, den jeder spürte, der mit ihm zusammenarbeitete.
Scholz war Entdecker, Initiator und Kritiker
In den neunziger Jahren, der Phase der Ökonomisierung des Personalmanagements, entdeckte er die Saarbrücker Formel, mit der das Humankapital in den Unternehmen betriebswirtschaftlich gemessen werden sollte, und hoffte darauf, dass sich die Formel international durchsetzen könnte und HR-Arbeit endlich messbar werden würde. Die Formel war wissenschaftlich umstritten, scheiterte aber im Praxistest vor allem an der fehlenden Datenbasis in den Unternehmen. Für Scholz war das eine bittere Erkenntnis. Stolz machte ihn allerdings, dass seine Überlegungen in das Humankapital-Reporting (HCR10-Standard) einflossen.
Scholz suchte den Kontakt zu den Unternehmen. Viele Personalchefs traten in den Veranstaltungen an der Hochschule auf und er initiierte zusammen mit den Unternehmen zahlreiche Praxisprojekte. Mit dem "Best Pers Award" schuf er die erste Benchmarking-Plattform für den Mittelstand und zugleich eine zweijährliche Preisverleihung mit einer vertrauensvollen, fast familiären Atmosphäre. Der Vordenker war von 2001 bis 2007 Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP), in die er als Erneuerer mit großen Ambitionen eintrat, aber nach eigener Darstellung zu wenig erreichen konnte und sich dann zurückzog. Auch sein Kampf gegen die Bologna-Reform, den er als Hochschuldekan (2010-2012) führte, war vergebens. Bis zuletzt sah er sich allerdings in seiner Haltung bestätigt, da die Unternehmen, die die Bologna-Reform unterstützten, immer häufiger über die unzureichende Reife der Bachelor-Absolventinnen und Absolventen klagen – was ja einer seiner Kritikpunkte war.
Querdenker mit unglaublichem Schaffenswerk
Der Mainstream war nicht die Sache von Christian Scholz, vielmehr prägte er als Querdenker die Debatten um die Gestaltung der Arbeitswelt. Er schrieb Kolumnen im Manager Magazin, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (@derAnhalter), der Welt und dem Standard in Wien, die viele Leser fanden. Von seinem öffentlichen Einfluss zeugt auch sein unglaubliches Schaffenswerk: Er verfasste 31 Bücher, 678 Artikel, 49 Lexikonbeiträge, 165 Arbeitspapiere und 147 Rezensionen, machte sehr früh Fernsehen an der Hochschule (ScholzTV) und suchte auch den Kontakt zu den Medien. Auf seiner Homepage, die sein Lebenswerk trefflich darstellt, listet er 640 Interviews auf. Das Personalmagazin hat ihn sechsmal zu den 40 führenden HR-Köpfen gezählt und 2015 für sein Lebenswerk in die HR Hall of Fame aufgenommen.
Christian Scholz ist mit 66 Jahren viel zu früh gestorben und hinterlässt eine Ehefrau und zwei erwachsene Söhne. Mit ihm verlieren wir einen Weggefährten, mit dem ich über 20 Jahre lang eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet habe und dessen scharfe Analysen und kreative Ideen mir fehlen werden. Sein Tod erfüllt mich mit tiefer Trauer, beim Personalmagazin werden wir ihn in guter Erinnerung behalten.
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