Dr. iur. Martin Nebeling, Manfred Ehlers
Rz. 1039
Die Regelung des § 43 UrhG gilt für sämtliche Werke, die der Urheber in Erfüllung seines Arbeits- bzw. Dienstverhältnisses geschaffen hat.
Rz. 1040
Nach der Legaldefinition des § 2 Abs. 2 UrhG sind Werke nur "persönlich geistige Schöpfungen". Dieser Werkbegriff gilt grds. für sämtliche Werkarten. Auch § 69a Abs. 3 UrhG, der für Computerprogramme darauf abstellt, dass es sich um "individuelle Werke" handelt, setzt zumindest eine eigene geistige Schöpfung voraus (vgl. BGH v. 20.9.2012 – I ZR 90/09; EuGH v. 1.3.2012 – C-604/10; Schricker/Loewenheim, UrhG, § 69a Rn 14). Auch einfache, gerade noch individuelle Computerprogramme, also die sog. "kleine Münze", sind in den Programmschutz einbezogen (BT-Drucks 12/4022, 9). Andere Kriterien sind gem. § 69a Abs. 3 S. 2 UrhG nicht anzuwenden (beruhend auf Art. 1 Abs. 3 der Software-RL 2009/24/EG).
Rz. 1041
Eine eigene (geistige) Schöpfung setzt das Werk eines Menschen voraus. Reine Maschinenerzeugnisse, die nicht Ausdruck einer menschlich, schöpferischen Tätigkeit mit hinreichender Individualität sind, werden daher nicht erfasst (vgl. Dreier/Schulze, UrhG, § 69a Rn 26, § 2 Rn 8).
Rz. 1042
Jedes Werk muss einen geistigen Gehalt haben. Dieser geistige Gedankeninhalt zeigt sich bei Werken der Literatur und auch der Wissenschaft an der Gedankenformung und -führung des dargestellten Inhaltes und der besonderen Form und Art der Sammlung, Einteilung und Anordnung (BGH v. 29.3.1984 – I ZR 32/82; BGH v. 9.5.1985 – I ZR 52/83).
Rz. 1043
Ferner setzt der Werkbegriff des UrhG eine für die menschlichen Sinne wahrnehmbare Formgestaltung voraus (BGH v. 9.5.1985 – I ZR 52/83; OLG Hamm v. 12.4.2011 – I-4 U 197/10). Schutz kann nur das einzelne Werk in seiner konkreten Formgestaltung erlangen.
Rz. 1044
Die Formgestaltung muss einen hinreichenden schöpferischen Eigentümlichkeitsgrad aufweisen (BGH v. 10.12.1987 – I ZR 198/85). Damit ist die Individualität des Werkes, mithin seine schöpferische Eigenart gemeint, wobei es – im Unterschied zum DesignG – auf die objektive Neuheit der Gestaltung nicht ankommt (BGH v. 9.5.1985 – I ZR 52/83; zur Abgrenzung zum Geschmacksmusterrecht vgl. auch EuGH v. 27.1.2011 – Rs. C-168/09). Zu strenge Anforderungen sind an die schöpferische Eigenart aber nicht zu stellen, vielmehr wird gerade auch die "kleine Münze" des Programmschaffens geschützt (BGH v. 20.9.2012 – I ZR 90/09; KG v. 17.3.2010 – 24 U 117/08; OLG München v. 25.11.1999 – 29 U 2437/97).
Rz. 1045
§ 2 Abs. 1 UrhG nennt einen nicht abschließenden Katalog von Regelbeispielen. Danach gehören zu den geschützten Werken der Literatur, Wissenschaft und Kunst insb. die dort genannten Werkarten. Hierzu gehören:
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Sprachwerke (§ 2 Abs. 1 Nr. 1 UrhG): z.B. wissenschaftliche und belletristische Bücher, Drehbücher, Liedertexte, Werbetexte und Rezensionen (BGH v. 1.12.2010 – I ZR 12/08), einzelne Werkteile/Auszüge/Zitate (LG München I v. 12.2.2014 – 21 O 7543/12; LG München I v. 8.9.2011 – 7 O 8226/11); |
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Computerprogramme (§ 2 Abs. 1 Nr. 1 UrhG, vgl. hierzu Rdn 1106 ff.); |
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Musikwerke (§ 2 Abs. 1 Nr. 2 UrhG); |
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Werke der bildenden oder angewandten Kunst (§ 2 Abs. 1 Nr. 4 UrhG): z.B. Werke der Malerei, Bildhauerei, Grafik, Baukunst, Fotocollagen und Fotomontagen; |
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Lichtbildwerke (§ 2 Abs. 1 Nr. 5 UrhG): (digitale) Fotografien, nicht aber einfache Fotokopien; streitig für am Computer hergestellte Bilder (abl. OLG Hamm v. 24.8.2004 – 4 U 51/04; als Form der angewandten Kunst bejahend OLG Köln v. 20.3.2009 – 6 U 183/08) |
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Filmwerke (§ 2 Abs. 1 Nr. 6 UrhG): Filme, Computerspiele, Zeichentrickfilme, Multimediawerke, nicht aber das Sendeformat (BGH v 26.6.2003 – I ZR 176/01); |
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Darstellungen wissenschaftlicher oder technischer Art (§ 2 Abs. 1 Nr. 7 UrhG): z.B. Baupläne, Konstruktionszeichnungen, Modelle, Stadtpläne (BGH v. 20.11.1986 – I ZR 160/84), Website (OLG Hamburg v. 29.2.2012 – 5 U 10/10). |
Rz. 1046
Bei den in § 2 Abs. 1 UrhG genannten Werkarten handelt es sich nur um Beispiele. Darüber hinaus sind bspw. auch Bearbeitungen i.S.d. § 3 UrhG und Sammelwerke und Datenbankwerke i.S.d. § 4 UrhG urheberrechtsfähig. Streitig ist, ob Multimediawerke eine neue Werkart bilden (dafür: Büscher/Dittmer/Schiwy, UrhG, § 2 Rn 62; Wandtke/Bullinger/Wandtke, UrhG, § 2 Rn 153) oder in eine der vorgenannten Werksarten einzusortieren sind, je nach überwiegender Ausprägung z.B. als Filmwerk (dafür: Dreier/Schulze, UrhG, § 2 Rn 243) oder als Computerprogramm (Koch, GRUR 1995, 459, 462 ff.). Social Media und Internetseiten bestehen oftmals aus verschiedenen einzelnen Werkarten (Sprachwerke für Text, Lichtbildwerke für Fotos, Musikwerke für Hintergrundmelodien, angewandte Kunst für Bildbearbeitungen und digitale Bilderstellung, usw.). Schließlich kann aber auch der durch die Kombination und Komposition verschiedener Elemente geschaffene Gesamteindruck Schutz als Multimediawerk genießen (umfassend: Wandtke/Bullinger/Wandtke, UrhG, § 2 Rn 156 ff.).
Rz. 1047
Die Rspr. stellt je nach Werkart unterschiedlich hohe Anforderungen an die Schu...