Rz. 211
Der Zustimmung des Integrationsamtes bedürfen alle arbeitgeberseitigen Kündigungen von Arbeitsverhältnissen mit schwerbehinderten und diesen gleichgestellten behinderten Menschen (§ 2 Abs. 2 und 3 SGB IX), auch außerordentliche und Änderungskündigungen.[359]
Rz. 212
Voraussetzung ist allerdings, dass das Arbeitsverhältnis zum Zeitpunkt der Kündigung länger als sechs Monate besteht (§ 173 Abs. 1 Nr. 1 SGB IX). Keine Zustimmung ist notwendig bei einer einvernehmlichen Beendigung des Arbeitsverhältnisses; Gleiches gilt für die Eigenkündigung des Arbeitnehmers und bei einer Beendigung des Arbeitsverhältnisses durch Fristablauf.
Rz. 213
Oftmals übersehen wird folgende Sonderregelung: Nicht dem Sonderkündigungsschutz schwerbehinderter Menschen unterfallen ferner Personen, die das 58. Lebensjahr vollendet und Anspruch auf eine Abfindung, Entschädigung oder ähnliche Leistung aufgrund eines Sozialplans haben, wenn der Arbeitgeber ihnen die Kündigungsabsicht rechtzeitig mitgeteilt hat und sie der beabsichtigten Kündigung bis zu deren Ausspruch nicht widersprechen, § 173 Abs. 1 S. 1 Nr. 3a und S. 2 SGB IX. Der Kündigungsschutz greift daher umgekehrt, wenn die Abfindung oder ähnliche Leistung nicht aufgrund kollektivrechtlicher Regelung zugesagt wird, etwa bei einer Kündigung gemäß § 1a KSchG. Keine Leistung aufgrund eines Sozialplans sind auch Nachteilsausgleichsansprüche gemäß § 113 Abs. 3 BetrVG.[360] Die rechtzeitige Mitteilung der Kündigungsabsicht kann formlos geschehen, im eigenen Interesse des Arbeitgebers empfiehlt sich aber die schriftliche Dokumentation (Übergabebestätigung) oder Mitteilung unter Zeugen. In Anlehnung an § 4 KSchG dürfte eine dreiwöchige vorherige Ankündigung angemessen sein,[361] nach anderer Ansicht genügt eine Woche.[362] Auf die Widerspruchsmöglichkeit muss nicht hingewiesen werden. Wie die Mitteilung der Kündigungsabsicht ist auch der Widerspruch formlos möglich, sollte aber aus Beweisgründen ebenfalls immer schriftlich erfolgen, und zwar gegenüber dem Arbeitgeber oder einer sonst zur Entgegennahme von Erklärungen befugten Person. Der Widerspruch ist nur möglich bis zum Ausspruch der Kündigung.[363]
Rz. 214
Auf die Kenntnis des Arbeitgebers von der Schwerbehinderung oder Gleichstellung kommt es für den Sonderkündigungsschutz nicht an.
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