Rz. 370

Vorteilsausgleiche mindern den in der Person des unmittelbar Verletzten bestehenden Anspruch.

 

Rz. 371

Zum Vorteilsausgleich führt der BGH[436] aus:

Zitat

"Durch ein haftungsbegründendes Ereignis können einem Geschädigten allgemein Vorteile in verschiedener Form erwachsen. Sind Vorteile unmittelbare Folge des haftungsbegründenden Ereignisses, handelt es sich also um Vorteile, die zwangsläufig – sozusagen spiegelbildlich – mit den negativen Folgen der Pflichtverletzung zusammenhängen, sind sie Teil des Gesamtvermögensvergleichs und unmittelbar in die Schadensberechnung einzubeziehen. Demgegenüber können Vorteile, die sich nicht unmittelbar aus dem schädigenden Ereignis ergeben, sondern auf einen zusätzlich, vielleicht gar zeitlich versetzt hinzutretenden Umstand zurückzuführen sind, nur im Wege der auf dem Gedanken von Treu und Glauben beruhenden Vorteilsausgleichung berücksichtigt werden."

 

Rz. 372

Zum Interessenausgleich führt der BGH[437] aus:

Zitat

"Nach den Grundsätzen der Vorteilsausgleichung sind dem Geschädigten in gewissem Umfang diejenigen Vorteile anzurechnen, die ihm in adäquatem Zusammenhang mit dem Schadensereignis zugeflossen sind. Es soll ein gerechter Ausgleich zwischen den bei einem Schadensfall widerstreitenden Interessen herbeigeführt werden. Der Geschädigte darf einerseits im Hinblick auf das schadensersatzrechtliche Bereicherungsverbot nicht bessergestellt werden, als er ohne das schädigende Ereignis stünde. Andererseits sind nur diejenigen durch das Schadensereignis bedingten Vorteile auf den Schadensersatzanspruch anzurechnen, deren Anrechnung mit dem jeweiligen Zweck des Ersatzanspruchs übereinstimmt, also dem Geschädigten zumutbar ist und den Schädiger nicht unangemessen entlastet. Vor- und Nachteile müssen bei wertender Betrachtungsweise gleichsam zu einer Rechnungseinheit verbunden sein. Letztlich folgt der Rechtsgedanke der Vorteilsausgleichung aus dem in § 242 BGB festgelegten Grundsatz von Treu und Glauben.[438]"

 

Rz. 373

Soweit Dritte im Wege der Rechtsnachfolge (z.B. Legalzession) in die Forderung des Verletzten einsteigen, kann auch nur ein um den Vorteil bereits geminderter kongruenter Ersatzanspruch übergehen.[439]

[436] BGH v. 24.7.2023 – VIa ZR 752/22 – BeckRS 2023, 23033 = MDR 2023, 1380 = NJW 2023, 3010 = VersR 2023, 1526 = ZIP 2023, 1997 (Rn 14); BGH v. 21.10.2021 – IX ZR 9/21 – DB 2021, 2957 = MDR 2022, 99 = VersR 2022, 117 = WM 2023, 97 (Rn 16).
[437] Zum Inhalt BGH v. 17.1.2023 – VI ZR 316/20 – BeckRS 2023, 1067 = MDR 2023, 494 = VersR 2023, 733 (Rn 10).
[438] Ständige Rechtsprechung; vgl. BGH v. 20.7.2021 – VI ZR 533/20 – MDR 2021, 1263 = NJW 2021, 3594 = VersR 2021, 1443 = WM 2021, 1817 = ZIP 2022, 225 (Rn 27); BGH v. 20.7.2021– VI ZR 575/20 – MDR 2021, 1261 = ZIP 2021, 1922 (Rn 28); BGH v. 13.4.2021 – VI ZR 274/20 – MDR 2021, 676 = NJW 2021, 2362 = VersR 2021, 921 = ZIP 2021, 1220 (Rn 19); BGH v. 25.5.2020 – VI ZR 252/19 – BB 2020, 1869 = BGHZ 225, 316 = DB 2020, 1232 = JR 2021, 154 = MDR 2020, 790 = NJW 2020, 1962 = VersR 2020, 988 = WM 2020, 1078 = ZIP 2020, 1179 (Rn 65 m.w.N.).
[439] Zur Abgrenzung von Vorteilsausgleich und Forderungsübergang deutlich BGH v. 1.12.2009 – VI ZR 221/08 – DAR 2010, 197 = FamRZ 2010, 896 = jurisPR-VerkR 11/2010, Anm. 1 (Anm. Jahnke) = MDR 2010, 381 = NJW-RR 2010, 839 = NJW-Spezial 2010, 169 = NZV 2010, 293 = r+s 2010, 167 = SP 2010, 144 = VersR 2010, 642 = VRS 118, 340 = zfs 2010, 315. Siehe auch BGH v. 25.7.2022 – VIa ZR 485/21 – BeckRS 2022, 21550 = DGVZ 2022, 261 (Anm. Walker) = EWiR 2022, 586 (Anm. Diehm) = MDR 2022, 1406 = NJW 2022, 3150 = ZIP 2022, 1865; BGH v. 13.5.2022 – V ZR 231/20 – BauR 2022, 1773 = BB 2022, 1741 = BeckRS 2022, 13964 = MDR 2022, 1006 = NJW 2022, 2328 = NZM 2022, 724 = ZIP 2022, 1389.

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