Dr. Sebastian Hofert von Weiss
Rz. 310
Mezzanine-Finanzierungen eignen sich besonders, wenn das Unternehmen mit Kapitalbedarf sein Eigenkapital nicht weiter belasten kann und die Aufnahme zusätzlichen Fremdkapitals wegen einer zu geringen Eigenkapitalquote ausgeschlossen ist.
Mit einer intelligent gestalteten Mezzanine-Finanzierung kann das zu finanzierende Unternehmen erreichen, dass das Mezzanine-Kapital bei der Beurteilung seiner Bilanz als wirtschaftliches Eigenkapital gewertet wird. Das erhöht die Bonität des Unternehmens und kann bei der Aufnahme weiteren Fremdkapitals hilfreich sein. Als Hauptvorteile einer Mezzanine-Finanzierung sind daher die Liquiditätssteigerung ohne weitere Absicherung, eine verbesserte Bonität, ein größerer Kreditspielraum und die grds. Abzugsfähigkeit der Finanzierungskosten als Betriebsausgaben zu nennen.
Zusätzlich kommt mezzaninen Finanzierungsinstrumenten in Krisenzeiten eine besondere Funktion als Sanierungsinstrument zu. Insb. obligationsartige Genussrechte leisten hier – als sog. Debt Mezzanine Swap eingesetzt – einen wichtigen Beitrag.
Auf der Kehrseite sind Mezzanine-Finanzierungen grds. teurer als die klassische Fremdkapitalaufnahme. Bei einer Mezzanine-Finanzierung hat der Kapitalgeber einen nachrangigen Anspruch auf Rückzahlung, falls es zu einer Insolvenz kommt. Damit ist sein Risiko deutlich größer, was sich in den Finanzierungskosten niederschlägt. Der Zinssatz für mezzanine Kapitalbeschaffung liegt daher i.d.R. zwischen dem für klassische Kredite und der erwarteten Rendite für Eigenkapital.
Rz. 311
Bei der Mezzanine-Finanzierung steht die Qualität des Unternehmens im Vordergrund. Für sie werden keine Sicherheiten, sondern vielmehr eine gute Ertragslage benötigt. Notwendig sind daher detaillierte Angaben über das Geschäftskonzept und die aktuelle Unternehmensentwicklung.
Rz. 312
Mezzanine-Finanzierungen bieten einen weiten Spielraum bei der rechtlichen Ausgestaltung. Es ist daher möglich, und auch anzuraten, Mezzanine-Finanzierungen jeweils auf die konkreten Bedürfnisse des zu finanzierenden Unternehmens individuell zuzuschneiden. Es ist allerdings ein starker Trend zur Bündelung und Standardisierung mezzaniner Finanzierungsprodukte zu beobachten. Große deutsche Kreditinstitute haben insb. mittelständischen Unternehmen eine Zeit lange standardisierte Genussrechtsprogramme angeboten, in denen sie den Kapitalbedarf mehrerer Unternehmen bündeln, um sich dann selbst am Kapitalmarkt zu refinanzieren. Diese Conduit-Lösungen bieten für mittelständische Unternehmen einen einfachen Zugang zum Kapitalmarkt zu attraktiven Konditionen und für Tranchen schon ab 1 Mio. EUR. Aufgrund ihres hohen Grades an Standardisierung können diese Genussscheinprogramme den besonderen Bedürfnissen der mittelständischen Unternehmen jedoch nicht immer hinreichend Rechnung tragen. Zudem haben niedrige Zinssätze und eine relative gute Wirtschaftslage in der jüngeren Ver-gangenheit dazu geführt, dass der Verzinsungsanspruch der Conduit-Lösungen nur schwer bei Kreditnehmern durchzusetzen war. Das Angebot ist daher momentan überschaubar.
Rz. 313
Hinweis
Der im Handels- und Gesellschaftsrecht beratende Anwalt ist daher gefordert, sich einen genauen Überblick über die verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit Mezzanine-Finanzierungen zu verschaffen und die konkrete Situation des zu finanzierenden Unternehmens sorgfältig zu analysieren, um dann eine maßgeschneiderte Lösung zu entwickeln oder zumindest auf die Auswahl des am besten geeigneten Standardproduktes hinzuwirken. Zudem sollte er in Sanierungssituationen die Möglichkeit eines Debt Mezzanine Swaps immer dann in seine Überlegungen einbeziehen, wenn die Möglichkeit besteht, Gesellschafterdarlehen zur Beseitigung von Überschuldungssituationen in bilanzielles Eigenkapital umzuwandeln.