Rz. 39

Sind mehrere Angelegenheiten i.S.d. § 15 RVG gegeben, so ist in jeder Angelegenheit gesondert zu zählen (Anm. Abs. 1 S. 1 zu Nr. 7000 VV).[14]

 

Beispiel 20: Scheck- und Nachverfahren

Der Anwalt erhebt für seinen Mandanten eine Scheckklage in Höhe von 3.000,00 EUR und vertritt ihn auch im anschließenden Nachverfahren. Er fertigt für das Scheckverfahren 30 sonstige Kopien und Ausdrucke i.S.d. Nr. 7000 Nr. 1 Buchst. d) VV und im Nachverfahren 40 Seiten Aktenauszug aus einem zugrunde liegenden Strafverfahren.

Abzurechnen sind insgesamt 70 Seiten. Gebührenrechtlich liegen allerdings zwei Angelegenheiten vor (§ 17 Nr. 5 RVG). Daher ist jeweils gesondert zu zählen. Es ist nicht zu addieren, sodass der Anwalt nur für die ersten 50 Seiten 0,50 EUR und für die weiteren 20 Seiten nur 0,15 EUR erhalten würde. Er kann vielmehr alle Kopien zu 0,50 EUR abrechnen.

 
I. Scheckverfahren
1. 1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV   288,60 EUR
  (Wert: 3.000,00 EUR)    
2. 1,2-Terminsgebühr, Nr. 3104 VV   266,40 EUR
  (Wert: 3.000,00 EUR)    
3. Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV   20,00 EUR
4. Dokumentenpauschale, Nr. 7000 Nr. 1 Buchst. d) VV,
  30 Seiten (einfarbig) x 0,50 EUR/Seite   15,00 EUR
  Zwischensumme 590,00 EUR  
5. 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV   112,10 EUR
Gesamt   702,10 EUR
II. Nachverfahren
1. 1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV   288,60 EUR
  (Wert: 3.000,00 EUR)    
2. anzurechnen gem. Vorbem. 3 Abs. 7 VV,   – 288,60 EUR
  1,3 aus 3.000,00 EUR    
3. 1,2-Terminsgebühr, Nr. 3104 VV   266,40 EUR
  (Wert: 3.000,00 EUR)    
4. Dokumentenpauschale, Nr. 7000 Nr. 1 Buchst. d) VV,
  40 Seiten (einfarbig) x 0,50 EUR/Seite   20,00 EUR
5. Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV   20,00 EUR
  Zwischensumme 306,40 EUR  
6. 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV   58,22 EUR
Gesamt   364,62 EUR
 

Rz. 40

 

Beispiel 21: Vorbereitendes Verfahren und erstinstanzliches gerichtliches Verfahren

Gegen den Beschuldigten wird in einer Strafsache ermittelt. Der Anwalt fertigt einen Aktenauszug von 40 Seiten. Nach Anklageerhebung nimmt der Anwalt erneut Akteneinsicht und fertigt weitere 30 Seiten Aktenauszug.

Das vorbereitende Verfahren und das nachfolgende erstinstanzliche gerichtliche Verfahren sind nach § 17 Nr. 10 RVG zwei verschiedene Angelegenheiten, sodass die Dokumentenpauschale in jeder Angelegenheit gesondert anfällt und in jeder Angelegenheit die ersten 50 Seiten voll vergütet werden. Der Anwalt kann daher für alle Kopien 0,50 EUR/Seite verlangen und nicht etwa nur für die insgesamt ersten 50 Seiten 0,50 EUR/Seite und für die restlichen Seiten nur 0,15 EUR/Seite.[15]

 
I. Vorbereitendes Verfahren    
1. Grundgebühr, Nr. 4100 VV   220,00 EUR
2. Verfahrensgebühr, Nr. 4104 VV   181,50 EUR
3. Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV   20,00 EUR
4. Dokumentenpauschale, Nr. 7000 Nr. 1 Buchst. d) VV,    
  40 Seiten (einfarbig) x 0,50 EUR/Seite   20,00 EUR
  Zwischensumme 441,50 EUR  
5. 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV   83,89 EUR
Gesamt   525,39 EUR
II. Erstinstanzliches Verfahren vor dem Amtsgericht    
1. Verfahrensgebühr, Nr. 4106 VV   181,50 EUR
2. Terminsgebühr, Nr. 4108 VV   302,50 EUR
3. Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV   20,00 EUR
4. Dokumentenpauschale, Nr. 7000 Nr. 1 Buchst. d) VV,    
  30 Seiten (einfarbig) x 0,50 EUR/Seite   15,00 EUR
  Zwischensumme 519,00 EUR  
5. 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV   98,61 EUR
Gesamt   617,61 EUR
[14] OLG Frankfurt AGS 2015, 383 = NJW-Spezial 2015, 541 = RVGreport 2015, 345.
[15] OLG Frankfurt AGS 2015, 383 = NJW-Spezial 2015, 541 = RVGreport 2015, 345.

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