Rz. 7

Nach § 254 Abs. 2 Satz 2 BGB hat der Geschädigte in entsprechender Anwendung des § 278 BGB für ein Mitverschulden seines gesetzlichen Vertreters und eines Erfüllungsgehilfen einzustehen, soweit es sich um einen vorwerfbaren Verstoß gegen die in § 254 Abs. 2 Satz 1 BGB bezeichneten Obliegenheiten zur Warnung sowie zur Abwendung oder Minderung des Schadens handelt. Darüber hinaus hat der Geschädigte ein Mitverschulden solcher Personen auch dann in entsprechender Anwendung des § 278 BGB zu vertreten, wenn deren schuldhafter Schadensbeitrag den haftungsbegründenden Vorgang der Schadensentstehung betrifft.[25]

 

Rz. 8

Erfüllungsgehilfe in diesem Sinne ist diejenige Person, deren sich der Geschädigte zur Wahrnehmung seiner Interessen aus einem Schuldverhältnis – etwa aus einem Vertrag –[26] oder aus einer sonstigen, einem Schuldverhältnis ähnlichen Verbindung –[27] etwa aus einem Verschulden vor oder bei Vertragsschluss –[28] bedient.[29] Erfüllungsgehilfen eines Auftraggebers können auch ein Rechtsanwalt[30] und ein Notar[31] sein.

 

Rz. 9

Ein Mitverschulden der in § 278 BGB genannten Hilfspersonen ist dem Geschädigten nur dann zuzurechnen, wenn diese in Erfüllung einer Obliegenheit des Geschädigten – nicht nur bei entsprechender Gelegenheit – tätig geworden sind;[32] dies ist der Fall, wenn das Verhalten der Hilfspersonen im unmittelbaren sachlichen Zusammenhang mit ihrem Pflichtenkreis steht.[33] Das bedeutet, dass der gesetzliche Vertreter im Rahmen seiner Vertretungsmacht[34] und der Erfüllungsgehilfe innerhalb seines Aufgabenbereichs[35] gehandelt haben oder hätten handeln müssen und können.[36] Auch ein eigenmächtiges Vorgehen des Erfüllungsgehilfen kann dem Geschäftsherrn – hier dem Geschädigten – als Mitverschulden zugerechnet werden; dieses entfällt erst dann, wenn das Verhalten des Erfüllungsgehilfen aus dem allgemeinen Kreis des ihm anvertrauten Aufgabenbereichs herausfällt.[37]

[25] BGH, WM 1997, 1392, 1395 m.w.N.
[26] BGH, WM 1994, 2162, 2165; BGH, WM 1997, 1392, 1395.
[27] BGH, NJW 1965, 962; BGH, NJW 1980, 2080; BGHZ 103, 338, 342 = NJW 1988, 2667; BGHR, BGB § 254 Abs. 2 Satz 2 – Sonderverbindung 1.
[28] RGZ 151, 357, 360 ff.; BGH, NJW 1968, 1966, 1967; BGHZ 95, 170, 179 = NJW 1985, 2258.
[29] BGHZ 50, 32, 35 = NJW 1968, 1569; BGHZ 62, 119, 124 = NJW 1974, 692; BGHZ 98, 330, 334 = NJW 1987, 1323.
[30] BGHZ 58, 207, 211 ff. = NJW 1972, 1048; BGH, NJW 1994, 1211, 1212, BGH, NJW 1994, 2822, 2824 und BGH, NJW 1994, 3102, 3105, insoweit nicht abgedr. in BGHZ 126, 138; BGH, NJW 1997, 2168, 2170.
[31] BGHZ 62, 119, 121 ff., 124 = NJW 1974, 692; BGH, NJW-RR 1998, 133, 135.
[32] BGH, WM 1993, 1376, 1378.
[33] BGH, NJW 1965, 962, 963 und BGH, NJW 1965, 1709, 1710; BGH, WM 1997, 1392, 1395.
[34] BGHZ 33, 136, 142, 144 = NJW 1961, 20.
[35] BGH, NJW 1965, 1709, 1710; BGHZ 114, 263, 270 = NJW 1991, 2556; BGH, NJW 1993, 1704, 1705.
[36] RGZ 160, 310, 313 ff.; BGHZ 23, 319, 322 ff. = NJW 1957, 709; BGHZ 62, 63, 66 ff. = NJW 1974, 553; BGHZ 66, 43, 44 = NJW 1976, 516.
[37] BGHZ 31, 358, 366 = NJW 1960, 669; BGH, NJW 1965, 1709, 1710; BGH, NJW 1993, 1704, 1705.

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