I. Die Klägerin begehrt im Kostenfestsetzungsverfahren gegen den Beklagten den Ansatz der ungeminderten Verfahrensgebühr.
Rechtspfleger und OLG haben die von der Klägerin für ihre erstinstanzliche Prozessbevollmächtigte geltend gemachte 1,3-Verfahrensgebühr (Nr. 3100 VV) nicht in voller Höhe berücksichtigt. Denn gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV sei hier auf die Verfahrensgebühr die halbe vorgerichtlich entstandene 1,0-Geschäftsgebühr (Nr. 2300 VV RVG) anzurechnen. Mangels Anwendbarkeit auf Altfälle habe an dieser Rechtslage auch die zwischenzeitlich erfolgte Einführung des § 15a RVG nichts geändert.
Hiergegen wendet sich die Klägerin mit der vom Beschwerdegericht zugelassenen Rechtsbeschwerde.
II. Die Rechtsbeschwerde ist gem. § 574 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 ZPO statthaft und auch sonst zulässig. Das Beschwerdegericht hat sie zur Sicherung einer einheitlichen Rspr. zugelassen. Daran ist der Senat gebunden (§ 574 Abs. 3 S. 2 ZPO).
Die Rechtsbeschwerde ist auch begründet, denn das OLG hat die geltend gemachte 1,3-Verfahrensgebühr (Nr. 3100 VV) zu Unrecht nicht in voller Höhe berücksichtigt.
1. Allerdings kann sich das Beschwerdegericht auf die Rspr. des VIII. Zivilsenats des BGH stützen. Danach sei Vorbem. 3 Abs. 4 VV so zu verstehen, dass eine entstandene Geschäftsgebühr unter der Voraussetzung, dass es sich um denselben Gegenstand handelt, teilweise auf die spätere Verfahrensgebühr des gerichtlichen Verfahrens anzurechnen sei. Es verringere sich die erst später nach Nr. 3100 VV angefallene Verfahrensgebühr, während die zuvor bereits entstandene Geschäftsgebühr unangetastet bliebe (vgl. BGH, Urt. v. 7.3.2007 – VIII ZR 86/06 – NJW 2007, 2049, 2050 [= AGS 2007, 283]; v. 14.3.2007- VIII ZR 184/06 – NJW 2007, 2050, 2052 [= AGS 2007, 289] u. v. 11.7.2007 – VIII ZR 310/06, NJW 2007, 3500 f. [= AGS 2008, 41] sowie BGH, Beschl. v. 22.1.2008 – VIII ZB 57/07 – FamRZ 2008, 878, 879 [= AGS 2008, 158]; zust. Peter, NJW 2007, 2298, 2299; Streppel, MDR 2007, 929, 930 f.; a.A. noch BGH, Beschl. v. 20.10.2005–1 ZB 21/05, NJW-RR 2006, 501, 502 [= AGS 2006, 146]; v. 27.4.2006 – VII ZB 116/05, FamRZ 2006, 1114 [= AGS 2006, 357] u. v. 30.1.2007 – X ZB 7/06, VersR 2007, 1102 [= AGS 2007, 231]).
Dieser Auffassung des VIII. Zivilsenats, die in Instanzrechtsprechung und Lit. auf Kritik gestoßen ist (vgl. KG (1. ZS) MDR 2008, 1427 [= AGS 2008, 473]; KG (1. ZS) JurBüro 2008, 304, 305 f. [= AGS 2008, 216]; OLG Karlsruhe AGS 2007, 494, 495; Ruess, MDR 2007, 1401, 1402 ff., Schons, AGS 2007, 284 f.; Hansens, RVGreport 2008, 121 f., 127), haben sich zwischenzeitlich mehrere Senate des BGH angeschlossen (vgl. BGH, Beschl. v. 30.4.2008 – III ZB 8/08, FamRZ 2008, 1346 [= AGS 2008, 364]; v. 14.8.2008–1 ZB 103/07, AGS 2008, 574; v. 24.9.2008 – IV ZB 26/07 u. v. 25.9.2008 – VII ZB 93/07).
2. Der Gesetzgeber hat auf diese Entwicklung in der Rspr. einiger Senate des BGH sowie die dagegen geäußerte Kritik reagiert und in dem mit Art. 7 Abs. 4 Nr. 3 des am 4.8.2009 verkündeten Gesetzes zur Modernisierung von Verfahren im anwaltlichen und notariellen Berufsrecht, zur Errichtung einer Schlichtungsstelle der Rechtsanwaltschaft sowie zur Änderung sonstiger Vorschriften vom 30.7.2009 (BGBl 1 S. 2449) eingeführten § 15a Abs. 2 RVG geregelt, dass ein Dritter sich auf eine im Gesetz vorgesehene Gebührenanrechnung nur berufen kann, soweit er den Anspruch auf eine der beiden Gebühren erfüllt hat, wegen eines dieser Ansprüche gegen ihn ein Vollstreckungstitel besteht oder beide Gebühren in denselben Verfahren gegen ihn geltend gemacht werden. § 15a RVG ist gem. Art. 10 des vorgenannten Gesetzes am Tag nach der Verkündung in Kraft getreten.
Eine ausdrückliche Übergangsregelung hat der Gesetzgeber nicht angeordnet. Infolgedessen ist streitig geworden, ob § 15a RVG auch auf sog. Altfälle Anwendung findet (offen gelassen in den BGH, Beschl. v. 9.9.2009 – Xa ZB 2/09, FamRZ 2009, 2082 u. v. 29.9.2009 – X ZB 1/09 – WRP 2009, 1554, 1556 f. [= AGS 2009, 540]).
3. Der erkennende Senat hat hierzu in Übereinstimmung mit dem II. Zivilsenat (vgl. BGH, Beschl. v. 2.9.2009 – II ZB 35/07, ZIP 2009, 1927, 1928) nach Erlass der angefochtenen Entscheidung entschieden, dass § 15a RVG eine bloße Klarstellung der bestehenden Gesetzeslage darstellt und somit auch Anwendung findet, wenn die Auftragserteilung des Erstattungsberechtigten an seinen Prozess- bzw. Verfahrensbevollmächtigten vor dem 5.8.2009 erfolgt war (vgl. Senatsbeschl. v. 9.12.2009 – XII ZB 175/07 – zur Veröffentlichung bestimmt m.w.N.).
4. Der vorliegende Sachverhalt gibt dem Senat keine Veranlassung, hiervon abzuweichen.
a) Mit den vom Beschwerdegericht für seine gegenteilige Rechtsauffassung angeführten Argumenten hat sich der Senat im Wesentlichen bereits im Beschl. v. 9.12.2009 (XII ZB 175/07) ausführlich befasst.
b) Auch der Verweis auf die fehlende Übergangsregelung und § 60 Abs. 1 RVG verfängt nicht. Denn mangels Änderung der Rechtslage bedurfte es weder einer Übergangsvorschrift, noch ist der Anwendungsbereich des § 60 Abs. 1 RVG e...