Rz. 136

Wird eine "Nicht-Folgesache" in unzulässiger Weise im Verbund anhängig gemacht, kommt eine Abtrennung nach § 140 FamFG nicht in Betracht, da § 140 FamFG nur für Folgesachen gilt. Es ist in diesen Fällen vielmehr eine Verfahrenstrennung nach § 113 Abs. 1 S. 2 FamFG i.V.m. § 145 ZPO vorzunehmen.[34]

 

Rz. 137

Wird danach getrennt, gilt im Wesentlichen das Gleiche wie bei Abtrennung einer Folgesache. Der Anwalt hat ein Wahlrecht, ob er die Gebühren der unzulässigen "Folgesache" im Verbund abrechnet oder isoliert.

 

Beispiel: Im Scheidungsverfahren (Ehesache 6.000 EUR; Versorgungsausgleich 1.200 EUR; Unterhalt 3.600 EUR) beantragt die Ehefrau als "Folgesache" 5.000 EUR Gesamtschuldnerausgleich. Das FamG trennt nach mündlicher Verhandlung das Verfahren über den Gesamtschuldnerausgleich gem. § 113 Abs. 1 S. 1 FamFG i.V.m. § 145 ZPO ab und führt es als selbstständiges Verfahren fort.

 
I. Gemeinsame Abrechnung – Verbundverfahren mit Gesamtschuldnerausgleich
1. 1,3-Verfahrensgebühr, VV 3100   933,40 EUR
  (Wert: 15.800 EUR)    
2. 1,2-Terminsgebühr, VV 3104   861,60 EUR
  (Wert: 15.800 EUR)    
3. Postentgeltpauschale, VV 7002   20,00 EUR
  Zwischensumme 1.815,00 EUR  
4. 19 % Umsatzsteuer, VV 7008   344,85 EUR
Gesamt   2.159,85 EUR
II. Getrennte Abrechnung    
a) Verbundverfahren ohne Gesamtschuldnerausgleich    
1. 1,3-Verfahrensgebühr, VV 3100   865,80 EUR
  (Wert: 10.800 EUR)    
2. 1,2-Terminsgebühr, VV 3104   799,20 EUR
  (Wert: 10.800 EUR)    
3. Postentgeltpauschale, VV 7002   20,00 EUR
  Zwischensumme 1.685,00 EUR  
4. 19 % Umsatzsteuer, VV 7008   320,15 EUR
Gesamt   2.005,15 EUR
b) Gesamtschuldnerausgleich nach Trennung    
1. 1,3-Verfahrensgebühr, VV 3100   434,20 EUR
  (Wert: 5.000 EUR)    
2. 1,2-Terminsgebühr, VV 3104   400,80 EUR
  (Wert: 5.000 EUR)    
3. Postentgeltpauschale, VV 7002   20,00 EUR
  Zwischensumme 855,00 EUR  
4. 19 % Umsatzsteuer, VV 7008   162,45 EUR
Gesamt   1.017,45 EUR
Gesamt a) + b)   3.022,60 EUR

Die getrennte Abrechnung ist also für den Anwalt günstiger.

 

Rz. 138

Wird vor dem Termin getrennt, dann besteht das Wahlrecht nur hinsichtlich der Verfahrensgebühr.

 

Beispiel: Wie vorangegangenes Beispiel; jedoch trennt das FamG das Verfahren bereits vor mündlicher Verhandlung ab.

 
I. Gemeinsame Abrechnung
a) Verbundverfahren mit Gesamtschuldnerausgleich    
1. 1,3-Verfahrensgebühr, VV 3100   933,40 EUR
  (Wert: 15.800 EUR)    
2. 1,2-Terminsgebühr, VV 3104   799,20 EUR
  (Wert: 10.800 EUR)    
3. Postentgeltpauschale, VV 7002   20,00 EUR
  Zwischensumme 1.752,60 EUR  
4. 19 % Umsatzsteuer, VV 7008   332,99 EUR
Gesamt   2.085,59 EUR
b) Gesamtschuldnerausgleich nach Trennung    
1. 1,2-Terminsgebühr, VV 3104   400,80 EUR
  (Wert: 5.000 EUR)    
3. Postentgeltpauschale, VV 7002   20,00 EUR
  Zwischensumme 420,80 EUR  
4. 19 % Umsatzsteuer, VV 7008   79,95 EUR
Gesamt   500,75 EUR
Gesamt a) + b)   2.586,34 EUR
II. Getrennte Abrechnung    
a) Verbundverfahren ohne Gesamtschuldnerausgleich    
1. 1,3-Verfahrensgebühr, VV 3100   865,80 EUR
  (Wert: 10.800 EUR)    
2. 1,2-Terminsgebühr, VV 3104   799,20 EUR
  (Wert: 10.800 EUR)    
3. Postentgeltpauschale, VV 7002   20,00 EUR
  Zwischensumme 1.685,00 EUR  
4. 19 % Umsatzsteuer, VV 7008   320,15 EUR
Gesamt   2.005,15 EUR
b) Gesamtschuldnerausgleich nach Trennung    
1. 1,3-Verfahrensgebühr, VV 3100   434,20 EUR
  (Wert: 5.000 EUR)    
2. 1,2-Terminsgebühr, VV 3104   400,80 EUR
  (Wert: 5.000 EUR)    
3. Postentgeltpauschale, VV 7002   20,00 EUR
  Zwischensumme 855,00 EUR  
4. 19 % Umsatzsteuer, VV 7008   162,45 EUR
Gesamt   1.017,45 EUR
Gesamt a) + b)   3.022,60 EUR

Die getrennte Abrechnung ist auch hier für den Anwalt günstiger.

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