Entscheidungsstichwort (Thema)
Ausbildungsunterhalt: Erfolgsaussicht des Anspruchs bei dem Ausbildungsweg Realschulabschluss - Lehre - Fachoberschule - (Fach-)Hochschule
Leitsatz (redaktionell)
Voraussetzungen einer einheitlichen und geplanten Berufsausbildung bei der Geltendmachung von Ausbildungsunterhalt
Normenkette
ZPO § 114 S. 1, § 127 Abs. 2; BGB § 1610 Abs. 2
Verfahrensgang
AG Oranienburg (Beschluss vom 28.01.2009; Aktenzeichen 36 F 439/08) |
Tenor
Die sofortige Beschwerde der Antragstellerin gegen den Beschluss des AG Oranienburg vom 28.1.2009 - Az. 36 F 439/08 - wird zurückgewiesen.
Die Gerichtskosten des Beschwerdeverfahrens trägt die Antragstellerin; außergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.
Die Rechtsbeschwerde wird nicht zugelassen.
Gründe
1. Die - volljährige - Antragstellerin beantragt die Bewilligung von Prozesskostenhilfe für die Geltendmachung von Ausbildungsunterhalt gegen ihren Vater für die Zeit seit Juli 2008 und fortlaufend für den Besuch der Fachoberschule mit dem Ziel der Erlangung der Fachhochschulreife nach vorangegangenem Abschluss einer Berufsausbildung zur Restaurantfachfrau. Die Antragstellerin beabsichtigt sodann die Aufnahme eines Fachhochschulstudiums im Bereich der Gastronomie und Hotelmanagement. Der Antragsgegner ist diesen Ansprüchen dem Grunde und der Höhe nach entgegengetreten.
Das AG hat den Antrag mit Beschluss vom 28.1.2009 mangels Erfolgsaussichten zurückgewiesen. Gegen diese ihr am 6.2.2009 zugestellten Entscheidung wendet sich die Antragstellerin mit ihrer am 2.3.2009 eingegangenen sofortigen Beschwerde, mit der sie ihren Antrag unter Wiederholung und Vertiefung ihres Vorbringens in vollem Umfang weiterverfolgt. Das AG hat der Beschwerde mit Beschluss vom 23.3.2009 nicht abgeholfen.
2. Die nach § 127 Abs. 2 ZPO i.V.m. §§ 567 ff. ZPO zulässige sofortige Beschwerde bleibt in der Sache ohne Erfolg. Das AG hat seine ablehnende Entscheidung zu Recht darauf gegründet, dass der Antragsgegner seine Unterhaltsverpflichtung mit der Finanzierung der Berufsausbildung der Antragstellerin zur Restaurantfachfrau erfüllt hat. Ein Kind hat grundsätzlich nur einen Anspruch auf die Erstausbildung, nicht aber auf eine Zweit- oder Weiterbildung. Die Rechtsprechung zum Ausbildungsunterhalt in den sog. Abitur-Lehre-Studium-Fällen ist nicht auf Ausbildungsabläufe übertragbar, in denen nach einem Realschulabschluss zunächst eine Lehre, dann die Fachoberschule und später die Fachhochschule absolviert wird. In solchen Fällen ist nur dann von einer einheitlichen, von den Eltern zu finanzierenden Berufsausbildung auszugehen, wenn schon bei Beginn der praktischen Ausbildung erkennbar eine Weiterbildung einschließlich des späteren Studiums angestrebt wurde. Denn auch insoweit können die Eltern nicht für die Kosten einer zweiten oder weiteren Ausbildung herangezogen werden, wenn sie ihre Unterhaltspflichten durch Finanzierung einer begabungsgerechten abgeschlossenen Berufsausbildung in rechter Weise erfüllt haben (BGH FamRZ 1991, 320/321). Dahinter steht der Gedanke, dass die Unterhaltspflicht der Eltern von der Frage mitbestimmt wird, inwieweit sie damit rechnen müssen, dass ihr Kind nach einem Schulabschluss und einer zu Ende geführten, in sich geschlossenen Berufsausbildung noch eine berufsqualifizierende Ausbildung - gegebenenfalls über weitere Ausbildungsstufen hinweg - anstrebt. Denn die Belange der Unterhaltspflichtigen dürfen nicht unberücksichtigt bleiben. Die Eltern müssen sich in ihrer eigenen Lebensplanung in etwa darauf einstellen können, wie lange sie mit einer Unterhaltslast zu rechnen haben. Die Fälle, in denen ein Kind nach Erreichen eines seinen Fähigkeiten und seinem Leistungswillen entsprechenden Realschulabschlusses und anschließendem erfolgreichen Abschluss einer Berufsausbildung zunächst durch Wiederaufnahme der schulischen Ausbildung die Fachhochschulreife zu erlangen sucht, um sodann ein Fachhochschulstudium anzuschließen, ist nicht ohne weiteres vorhersehbar. Deshalb ist in diesen Fallkonstellationen die erforderliche Einheitlichkeit der Ausbildung jedenfalls dann zu verneinen, wenn das Kind nicht von vornherein die Absicht geäußert hatte, nach der Lehrte die Fachoberschule zu besuchen und anschließend zu studieren und die Eltern auch nicht aufgrund sonstiger besonderer Anhaltspunkte zu rechnen brauchten (BGH FamRZ 2006, 1100).
Diese besonderen Voraussetzungen für die fortbestehende Unterhaltspflicht für eine weitere Ausbildung liegen im Streitfall nicht vor. Dem Umstand, dass die Antragstellerin ursprünglich das Gymnasium mit dem Ziel des Erreichens der Hochschulreife und der späteren Aufnahme eines Studiums besucht hat, kann deshalb keine erhebliche Bedeutung beigemessen werden, weil die Antragstellerin unstreitig den Schulbesuch wegen schlechter schulischer Leistungen in der 11. Klasse abgebrochen hat. In einem solchen Fall objektiv unzulänglicher schulischer Leistungen kann auch nicht die Rede davon sein, dass etwa die Eltern die Begabung ihrer Tochter unterschätzt u...