Katrin Bender
Unser beruflicher Alltag ist geprägt vom Hören: Zuhören, Anhören unserer Mandant*innen.
Im Hintergrund stehen oftmals Kinder, für deren Wohl wir uns über unsere Mandant*innen einsetzen – ohne die Kinder direkt anzuhören, ihnen zuzuhören. Dafür sind Verfahrensbeistände, Richter*innen und manches Mal Sachverständige zuständig. Das Ergebnis dieser Gespräche und "Anhörungen" bekommen wir dann im Laufe des Verfahrens präsentiert – und erfahrungsgemäß entscheidet das Gericht regelmäßig so, wie es Verfahrensbeistände und Gutachter*innen empfehlen.
Umso wichtiger ist es, dass auch wir über gewisse Grundkenntnisse der Kinderpsychologie verfügen und die Berichte, die uns vorgelegt werden, auch zwischen den Zeilen lesen und verstehen können.
Paritätische Betreuungsmodelle, sei es Wechselmodell oder Nestmodell, erweiterter Umgang mit allen Auswirkungen etwa beim Unterhalt begegnen uns in unserer tagtäglichen Praxis. Und sie begleiten unsere Mandant*innen und erst recht die Kinder, die sich in solchen Modellen bewegen. Für uns ist es nicht immer eindeutig zu erkennen, wie die Kinder das empfinden: als Sollen, Müssen oder Dürfen. Hinzu kommen Umgangsverweigerung seitens der Kinder oder Umgangsabbruch.
In Griechenland wollen wir uns mit Frau Diplom-Psychologin Sophie Warning-Peltz anschauen, was kinderpsychologisch dahinterstecken kann – um Gutachten und Berichte besser lesen und verstehen zu können – und besser dagegen angehen und unsere Mandant*innen fundierter beraten zu können.
Was sagt es mir, wenn das Kind (mir) hierzu etwas sagt?
So lautete der Titel des Vortrags von Frau Warning-Peltz auf unserer letzten Herbsttagung im September 2022. Und wer dabei war hat erlebt, mit welchem Esprit, Elan und Schwung sie uns in nur 90 Minuten kinderpsychologische Grundlagen nähergebracht hat. Und das dürfen wir und Sie nun in Griechenland über 3 Tage erleben und erfahren: Frau Warning-Peltz wird uns dort erst einmal die Grundzüge der Entwicklungsbedingungen der Kinder zwischen Geborgenheit, Bindung und Gefährdung näherbringen. Darauf aufbauend wird sie uns vermitteln, wie wir Gutachten lesen, verstehen und bewerten können und sollten. Und natürlich ist es mit dem reinen Zuhören nicht getan: ein weiterer wichtiger Bestandteil unseres Alltags ist die Kommunikation mit unseren Mandat*innen. Am dritten Tag wird Frau Warning-Peltz gemeinsam mit uns typische Mandantentypen betrachten – und dies passend zu Griechenland mit Blick auf die griechischen Götter. Also frei nach dem Motto: Was sagt es mir, wenn und wie mir mein Mandant/meine Mandantin etwas sagt – und was sagen mir bzw. lehren mich insoweit die griechischen Götter? Hierzu wird Frau Warning-Peltz uns kommunikationspsychologisches Handwerkszeug vermitteln, insbesondere für unseren Kontakt mit schwierigen Mandant*innnen, aber auch Gegner*innen, gegnerischen Kolleg*innen, Richter*innen.
Diesen Fragen wollen wir unter dem Titel "Nicht Recht logisch – aber psychologisch- rechtspsychologische und kommunikationslogische Erkenntnisse für Juristen" im Rahmen unserer Studienreise in das schöne Griechenland vom 23.5.-31.5.2023 auf den Grund gehen.
Und natürlich wird es auch wieder materielles Familienrecht "aus der Praxis für die Praxis" geben: unsere Kolleg*innen Ingeborg-Rakete Dombek, Wolfgang Schwackenberg, Rolf Schlünder und Argiris Balomatis werden uns rund um Eheverträge, Schnittstellen zu Erb- und Steuerrecht, Versorgungsausgleich und Auslandsimmobilien unterhalten.
Und ein weiterer Pluspunkt unserer Studienreise: Ihre 15 FAO-Stunden haben Sie gewiss! Kommen Sie also mit auf die wunderschöne Halbinsel Kassandra nach Chalkidiki. Wie immer wird es ein buntes Rahmenprogramm geben – und den von mir persönlich ganz besonders geschätzten Austausch mit den anderen "Griechinnen" und "Griechen". Melden Sie sich noch heute an und werden Sie Teil der griechischen Familie. Wir freuen uns auf Sie!
Autor: Katrin Bender
Katrin Bender, Rechtsanwältin und Fachanwältin für Familienrecht, Worpswede
FF 5/2023, S. 177