Entscheidungsstichwort (Thema)
Anhaltspunkte. Betriebsstilllegung. Betriebsverlegung. Kündigung. Prognose. Betriebsbedingte Kündigung. beabsichtigte Betriebsstillegung
Normenkette
KSchG § 15 Abs. 1, 4
Verfahrensgang
ArbG Kaiserslautern (Urteil vom 09.04.2009; Aktenzeichen 2 Ca 1811/08) |
Tenor
1. Die Berufung der Beklagten gegen das Urteil des Arbeitsgerichts Kaiserslautern vom 9. April 2009, Az.: 2 Ca 1811/08, wird kostenpflichtig zurückgewiesen.
2. Die Revision wird nicht zugelassen.
Tatbestand
Die Parteien streiten über die Wirksamkeit einer Kündigung der Beklagten vom 28.11.2008 wegen beabsichtigter Betriebsstilllegung, die Weiterbeschäftigung des Klägers sowie hilfsweise über einen Anspruch auf Nachteilsausgleich.
Der Kläger ist seit dem 01.08.2000 bei der Beklagten als Kraftfahrer zu einem Bruttomonatsentgelt von zuletzt EUR 2.167,00 beschäftigt. Er ist am 18.04.1954 geboren, verheiratet und gegenüber einem Kind zum Unterhalt verpflichtet. Die Beklagte beschäftigte im November 2008 noch 15 Arbeitnehmer. Der Kläger ist Mitglied des Betriebsrates.
Die Beklagte firmierte bis Ende November 2007 unter „X. GmbH” mit Sitz in der W.-Straße in U.-Stadt (AG U.-Stadt HRB 1364). Sie beschäftigte ursprünglich mindestens 45 Arbeitnehmer, die am 23.03.2006 einen dreiköpfigen Betriebsrat gewählt haben. Mit Beschluss vom 29.11.2007 änderte die Beklagte die Firma in „T. GmbH” und verlegte den Sitz in die S.-Straße in U.-Stadt (AG U.-Stadt HRB 1364). Am 25.06.2009 meldete ihr Geschäftsführer das Gewerbe wegen vollständiger Betriebsaufgabe zum 30.06.2009 bei der Stadt U. ab. Mit Beschluss vom 29.06.2009 änderte die Beklagte die Firma in „A.” und verlegte ihren Sitz nach A-Stadt (AG R.-Stadt HRB 18039). Herr Q. P. ist Alleingesellschafter und Alleingeschäftsführer der Beklagten, die sich laut Eintragung im Handelsregister mit der Ausführung und Vermittlung von Kranarbeiten, Bergungen, Schwertransporten, Güterkraftverkehr und Speditionsgeschäften aller Art beschäftigt. Die Beklagte stellte am 18.09.2009 beim Amtsgericht R.-Stadt einen Antrag auf Insolvenzeröffnung (Az. 113 IN 57/09) Das Insolvenzgericht hat mit Beschluss vom 24.09.2009 zur Aufklärung des Sachverhalts ein Sachverständigengutachten eingeholt und einen Gutachter beauftragt.
Am 15.11.2008 fasste Herr P. folgenden Beschluss, den er in einem Protokoll schriftlich festhielt:
„Vor dem Hintergrund der scharfen Wettbewerbssituation, der negativen Entwicklung der wirtschaftlichen Verhältnisse und der aktuell stark angespannten Liquiditätssituation sowie den ungünstigen Ertragsaussichten wird zur Verhinderung eines bereits heute absehbar notwendigen Insolvenzantrags die Beendigung des aktiven Geschäftsbetriebs der Gesellschaft zum 30. Juni 2009 und die unmittelbar daran anschließende Liquidation der Gesellschaft beschlossen.”
Mit Schreiben vom 19.11.2009 hörte die Beklagte den Betriebsrat zur beabsichtigten Kündigung des Klägers an. Das Schreiben hat – auszugsweise – folgenden Wortlaut:
„… die Geschäftsführung hat unwiderruflich beschlossen, den Betrieb bis zum 30.6.09 still zu legen, d.h. zu schließen. Die Schließung der Abteilung Vermietung von Gabelstaplern, Arbeitsbühnen und Reparatur eigener Fahrzeuge erfolgt zum 28.2.09, die Schließung der Abteilung Transporte und Maschinenumzüge zum 30.4.09 und der Kernbereich Kranvermietung zum 30.6.09. Die Termine ermöglichen die Einhaltung der gesetzlichen Kündigungsfristen und der Arbeitnehmer hat ausreichend Zeit, eine neue Arbeitsstelle zu finden.
Hiermit wird die Zustimmung des Betriebsrates zur Kündigung von
C. … zum 28.2.09 beantragt.”
Der Betriebsrat widersprach der geplanten Kündigung zum 28.02.2009 mit Schreiben vom 26.11.2009 und führte zur Begründung aus:
„Herr C. ist Mitglied des Betriebsrats.
Herr C. ist als Kranfahrer aller im Betrieb/ Unternehmen befindlichen Kräne einsetzbar.
Auch kann Herr C. für Maschinenumzüge sowie Transporte (speziell Schwertransporte) eingesetzt werden.”
Mit Schreiben vom 28.11.2008 kündigte die Beklagte das Arbeitsverhältnis mit dem Kläger. Das Kündigungsschreiben hat folgenden Wortlaut:
„…hiermit kündigen wir das Arbeitverhältnis fristgemäß zum 28.02.09 wegen Schließung des Teilbetriebs Vermietung von Arbeitsbühnen und Gabelstaplern, sowie Reparatur eigener Fahrzeuge, hilfsweise zum 30.04.09 wegen Schließung des Teilbetriebs Transporte und Maschinenumzüge, hilfsweise zum 30.06.09 wegen Schließung bzw. Stilllegung des Betriebes.”
Gegen diese Kündigung wendet sich der Kläger mit seiner am 18.12.2008 beim Arbeitsgericht Kaiserslautern eingegangenen Klage. Außerdem verlangt er seine Weiterbeschäftigung und hilfsweise die Zahlung von Nachteilsausgleich. Er bestreitet die beabsichtigte Betriebsstilllegung sowie die ordnungsgemäße Anhörung des Betriebsrates und macht wegen des Widerspruchs des Betriebsrates einen Weiterbeschäftigungsanspruch nach § 102 Abs. 5 BetrVG geltend.
Der Kläger hat erstinstanzlich beantragt,
- festzustellen, dass das Arbeitsverhältnis der Parteien durch die Kündigung der Beklagten vom 28.11...