Kurzbeschreibung

Muster aus: av.1636 AnwaltFormulare Arbeitsrecht, Lunk, 4. Aufl. 2021 (Deutscher Anwaltverlag)

Muster 3.58: Einstweilige Verfügung auf Unterlassung von Beeinflussungen einer Betriebsratswahl

Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung

In dem Beschlussverfahren

mit den Beteiligten

1. der Wahlvorstand des Arbeitgebers, bestehend aus folgenden Mitgliedern: _________________________, vertreten durch den Vorsitzenden _________________________, _________________________ (Adresse)

– Antragsteller –

2. der Arbeitgeber _________________________, vertreten durch _________________________, _________________________ (Adresse)

– Antragsgegner –

3. der Betriebsrat des Arbeitgebers, vertreten durch den Betriebsratsvorsitzenden _________________________, _________________________ (Adresse)

wegen: Unterlassung von Beeinflussungen der Betriebsratswahl

zeigen wir an, dass wir den Antragsteller vertreten.

Namens und im Auftrag des Antragstellers leiten wir ein Beschlussverfahren ein und beantragen

wegen der Dringlichkeit des Falles ohne mündliche Anhörung der Beteiligten durch den Vorsitzenden allein
hilfsweise nach Anhörung der Beteiligten unter größtmöglicher Abkürzung der Ladungs- und Einlassungsfristen gem. §§ 47 Abs. 1 ArbGG, 224 Abs. 2 ZPO

im Wege der einstweiligen Verfügung:

1. Dem Antragsgegner wird aufgegeben, es zu unterlassen, in Rundschreiben an die Belegschaft zu Folgendem aufzurufen: Es sei die "Liste der Vernunft" zu wählen, anderenfalls müsse die allen Mitarbeitern jährlich gewährte freiwillige Zulage von einem Bruttomonatsgehalt gestrichen werden.
2. Für jeden Fall der Zuwiderhandlung gegen die Verpflichtung aus dem Antrag zu 1 wird dem Antragsgegner ein Ordnungsgeld, dessen Höhe in das Ermessen des Gerichts gestellt wird, ersatzweise Ordnungshaft, zu vollstrecken an dem Geschäftsführer des Antragsgegners, angedroht.

Prozessual wird beantragt,

bei Erlass der einstweiligen Verfügung eine vollstreckbare Kurzausfertigung der Entscheidung gemäß § 317 Abs. 2 S. 2 ZPO zu erteilen.

Begründung

Der Antragsteller wehrt sich gegen eine Wahlbeeinflussung des Antragsgegners in einer laufenden Betriebsratswahl. Diese soll am 15.4.2019 stattfinden. Im Einzelnen ist hierzu wie folgt vorzutragen:

I. Sachverhalt

Der Antragsgegner, ein Autozulieferer, unterhält u.a. einen Betrieb in München. Dort sind 144 Arbeitnehmer beschäftigt. Allen Mitarbeitern wird jährlich eine freiwillige Zulage in Höhe eines Bruttomonatsgehalts gewährt.

Im Januar 2019 ist der amtierende Betriebsrat zurückgetreten. Der von ihm am 29.1.2019 eingesetzte Wahlvorstand hat am 26.2.2019 Wahlausschreiben und Wählerliste veröffentlicht.

Glaubhaftmachung: 1. Wahlausschreiben, Anlage A1
  2. Wählerliste, Anlage A2

Es wurden zwei Wahlvorschlagslisten eingereicht und zugelassen, eine gewerkschaftlich orientierte Liste und eine arbeitgebernahe "Liste der Vernunft".

Der Geschäftsführer des Antragsgegners hat in einigen persönlichen Gesprächen mit dem Wahlvorstand sein Missfallen über die Liste der Gewerkschaft zum Ausdruck gebracht. Am18.3.2019 hat er dann in einem Rundschreiben die Belegschaft dazu aufgerufen, die "Liste der Vernunft" zu wählen. Anderenfalls müssten die freiwilligen Zulagen gestrichen werden.

Glaubhaftmachung: Rundschreiben, Anlage A3

II. Rechtliche Würdigung

Zunächst ist festzuhalten, dass nach allgemeiner Auffassung gegen Wahlbeeinflussungen des Arbeitgebers mittels einstweiliger Verfügung vorgegangen und Unterlassung verlangt werden kann. Einen solchen Unterlassungsanspruch macht der Antragsteller hier geltend. Im Einzelnen ist hierzu Folgendes zu sagen:

1.

Der Antragsteller ist als Wahlvorstand antragsberechtigt für das vorliegende Verfahren. Er hat dafür zu sorgen, dass die Betriebsratswahl ordnungsgemäß vonstattengeht.

Der Antragsgegner ist als derjenige, der die Wahl zu beeinflussen sucht, passiv legitimiert.

2.

Der Verfügungsanspruch folgt aus § 20 Abs. 2 BetrVG. Danach ist jegliche Wahlbeeinflussung untersagt, die mit der Gewährung oder dem Versprechen von Vorteilen wie auch der Zufügung oder dem Androhen von Nachteilen verbunden sind. Dem Antragsgegner ist eine solche Wahlbeeinflussung vorzuwerfen. Denn er hat am 18.3.2019 nicht nur dazu aufgerufen, die "Liste der Vernunft" zu wählen, sondern er hat im Zusammenhang damit auch Nachteile angedroht, nämlich die Streichung der freiwilligen jährlichen Zulage.

Die für den hier geltend gemachten Unterlassungsanspruch erforderliche Wiederholungsgefahr ist gegeben. Wenn der Antragsgegner ein solches Rundschreiben versendet, besteht die Gefahr, dass er dies auch weiterhin tut. Dies auch deshalb, weil er dem Wahlvorstand mehrfach sein Missfallen gegenüber der Gewerkschaftsliste bekundet hat.

3. Es besteht auch ein Verfügungsgrund. Die Angelegenheit ist eilig, weil zu befürchten steht, dass die Beeinflussungsversuche bei der laufenden Betriebsratswahl Erfolg zeigen werden. Deshalb müssen sie noch vor Abschluss des Wahlverfahrens unterbunden werden.

III. Weitere Glaubhaftmachung

Zur weiteren Glaubhaftmachung wird auf die beigefügte eidesstattliche Versicherung der Mitglieder...

Dieser Inhalt ist unter anderem im Deutsches Anwalt Office Premium enthalten. Sie wollen mehr?