Rn 8
Die Verjährung vertraglicher Ansprüche beginnt regelmäßig mit Vertragsschluss, es sei denn die Fälligkeit wäre abw von § 271 bestimmt. Zur Fälligkeit bestehen sowohl im BGB (§ 271 Rn 4) als auch in Nebengesetzen zahlreiche Einzelvorschriften. Gewinnansprüche entstehen regelmäßig erst mit Feststellung der Bilanz (BGHZ 80, 358). Die Verjährung eines Anspruchs des Pfandgläubigers auf Zahlung einer zu Unrecht an den Verpfänder ausgezahlten Forderung beginnt mit Fälligkeit des Auszahlungsanspruchs des Verpfänders (BGH NJW-RR 12, 502 [BGH 04.11.2011 - V ZR 239/10] Rz 7 ff), die eines Anspruchs aus einer selbstschuldnerischen Bürgschaft grds mit Fälligkeit der gesicherten Hauptschuld (BGH NJW 13, 1803 [BGH 26.02.2013 - XI ZR 417/11] Rz 14), aus Prozessbürgschaft mit Rechtskraft des Urteils (BGH NJW 15, 351 [BGH 11.11.2014 - XI ZR 265/13] Rz 34); aus einer auf Zahlung gerichteten Gewährleistungsbürgschaft grds, wenn das Recht des Auftraggebers auf Selbstbeseitigung eines Mangels entsteht (§ 13 Nr 5 II VOB/B oder nach den §§ 634 Nr 2, 637), wozu ein fruchtloser Fristablauf oder die Geltendmachung eines auf Geld gerichteten Gewährleistungsanspruchs nicht erforderlich ist (BGH NJW 13, 1228 [BGH 11.09.2012 - XI ZR 56/11] Rz 11 ff). Für den Beginn der Verjährung von Freistellungsansprüchen (§ 257) ist nicht auf deren Fälligkeit, sondern auf die Fälligkeit der Drittforderung abzustellen, von der zu befreien ist (BGH NJW 10, 2197 [BGH 05.05.2010 - III ZR 209/09] Rz 21 ff; 4.5.17 – I ZR 114/16 Rz 34; 22.3.11 – II ZR 215/09 Rz 25; Ddorf 1.7.11 – I-17 U 108/10; s. § 195 Rn 2); der Ausgleichsanspruch nach § 426 I 1 entsteht nicht erst mit der Befriedigung des Gläubigers, sondern schon mit der Entstehung des Gesamtschuldverhältnisses (BGH 8.11.16 – VI ZR 200/15 Rz 11; 7.5.15 – VII ZR 104/14 Rz 19; NJW-RR 08, 256 Rz 14). Ein Anspruch auf Auszahlung eines Sparguthabens verjährt erst nach Kündigung, gleichgültig wie groß der Zeitablauf seit der letzten Kontenbewegung ist (BGHZ 151, 51 f; Frankf OLGR 05, 310, 312), der Anspruch aus einem Verwaltungsakt mit dessen Wirksamkeit für den Berechtigten (Brandbg NJ 07, 527 [OLG Brandenburg 28.06.2007 - 12 U 236/06]); der mittels Verwaltungsakts durchsetzbare öffentlich-rechtliche Erstattungsanspruch verjährt ab dem Zeitpunkt, ab dem die Behörde den Leistungsbescheid erlassen kann (OVG Thüringen 21.12.11 – 3 KO 629/08 Rz 55; s.a. § 195 Rn 4); zum Anspruch der KG gegen Kommanditisten auf Erstattung der Kapitalertragsteuer vgl BGH NJW 13, 2511 [BGH 16.04.2013 - II ZR 118/11] Rz 19; zur USt BGH 17.5.18 – VII ZR 157/17 Rz 38. Ein Anspruch der WEG auf Zahlung der Vorschüsse entsteht zu dem Zeitpunkt, den die Eigentümer beschlossen haben (§ 28 III WEG); ein späterer Beschluss über die Jahresabrechnung ändert daran nichts (BGH NJW 12, 2797 [BGH 01.06.2012 - V ZR 171/11] Rz 18f). Ein Bereicherungsanspruch entsteht im Zeitpunkt der rechtsgrundlosen Zuwendung (BGH NJW 15, 1948 [BGH 13.01.2015 - XI ZR 303/12] Rz 16; 26.9.17 – XI ZR 79/16), der Rückforderungsanspruch aus § 812 I 1 Alt 1 aber nicht bereits mit der rechtsgrundlosen Leistung einzelner Abschlagszahlungen, die nur vorläufig bis zu einer im Wege der Abrechnung festzustellenden endgültigen Vergütung zu leisten sind und nur (unselbstständige) Rechnungsposten der abzurechnenden Gesamtleistung bilden, sondern erst mit Erteilung der Abrechnung (BGH 25.3.15 – VIII ZR 243/13 Rz 60; NJW 14, 3092 [BGH 22.07.2014 - KZR 13/13] Rz 35 ff; 13, 991 Rz 46; 12, 2647 Rz 9 ff; Karlsr 28.5.13 – 8 U 123/09 Rz 50); zur zulässig vorbehaltenen Nachberechnung in der Betriebskostenabrechnung vgl BGH NJW 13, 456 [BGH 12.12.2012 - VIII ZR 264/12] Rz 10. Bei rechtsgrundlos erbrachten Leistungen, die periodisch fällig und dementsprechend bezahlt werden, entsteht mit jeder Zahlung ein sofort fälliger und damit ein regelmäßig zeitlich wiederkehrender Bereicherungsanspruch; die Grundsätze der Verjährung bei der Schadenseinheit (Rn 9) gelten nicht für Bereicherungsansprüche (BGH 30.11.22 – IV ZR 327/20 Rz 28). Der Rückforderungsanspruch nach § 143 I 1 InsO entsteht mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens (BGH 30.4.15 – IX ZR 1/13 Rz 7; zu § 62 S. 2 InsO BGH NZI 21, 385 [BGH 25.02.2021 - IX ZR 79/20] Rz 2). Die Verjährungsfrist für Schadensersatzansprüche der Konkurs- oder Insolvenzgläubiger oder des Schuldners, die von ihnen selbst nicht durchgesetzt werden können, beginnt nicht früher als mit der Rechtskraft des Beschlusses, mit welchem das Konkurs- oder Insolvenzverfahren aufgehoben oder eingestellt wird (BGH 16.7.15 – IX ZR 127/14 Rz 14). Ein Anspruch als ein Recht der Insolvenzmasse kann erst mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens iSd § 146 I InsO iVm § 199 I Nr 1 BGB entstehen (BGH NZI 23, 872 [BGH 27.07.2023 - IX ZR 138/21] Rz 15).