Rn 149
Bei Schulen, Kindergärten und Spielplätzen sind die Regeln über Verkehrspflichten ggü Kindern und Jugendlichen (s.o. Rn 121) zu beachten. Zu vermeiden sind insb Gefahren, die für die konkret in Betracht kommenden Altersgruppen nicht erkennbar sind. Dabei sind die Vorkehrungen an der jeweils jüngsten Altersstufe zu orientieren (BGHZ 103, 338, 340). Zu berücksichtigen sind va fehlende Einsichtsfähigkeit und Missbrauchsmöglichkeiten (s insb BGHZ 103, 338, 340; NJW 78, 1626, 1627; 88, 48, 49; München NJW-RR 07, 746, 747), aber es muss keine Vorsorge getroffen werden gegen extrem unvernünftiges (BGH NJW 80, 1159, 1160 [BGH 29.01.1980 - VI ZR 11/79]) oder mutwilliges (BGH MDR 60, 911; VersR 63, 947, 949) Verhalten oder gegen nicht naheliegende Gefahren (Karlsr NJW-RR 05, 1264 [OLG Karlsruhe 22.06.2005 - 7 U 104/04]; Kobl NJW-RR 05, 1611, 1612 [OLG Koblenz 20.10.2005 - 5 U 216/05]). Erforderlich ist eine Sicherung von Grundstück bzw Räumlichkeiten mit Blick auf Bewegungsdrang und Unvorsichtigkeit von Kindern bzw Jugendlichen, sofern diese nicht allein durch Verhaltensregeln und Aufsicht in Grenzen gehalten werden können (zB BGH VersR 63, 947, 949 [BGH 16.05.1963 - III ZR 32/62]; NJW 99, 2364). Bei Spielplätzen ist eine Absicherung des Platzes selbst, insb zu angrenzenden Straßen hin (BGH NJW 77, 1965, 1966; Hamm VersR 96, 1515, 1516), und der Spielgeräte (BGH MDR 62, 889; NJW 88, 48, 49; Hamm VersR 96, 1517, 1518; Ddorf NJW-RR 99, 1621 f; Grenzen: Naumbg NJW-RR 14, 664) erforderlich. Im Fallbereich von Spielgeräten muss der Boden aufprallhemmend sein (BGHZ 103, 338, 340 f; Hamm BeckRS 09, 12034; s aber auch Karlsr NJW-RR 98, 1323, 1324), nicht aber zB außerhalb der Seitenwände einer Hüpfburg (Köln MDR 10, 810), bei der allerdings eine ausreichende Luftfüllung sicherzustellen ist (Kobl VersR 13, 598). S auch Mergner/Matz NJW 15, 197, 202 mwN. Geringere Anforderungen gelten idR bei Abenteuerspielplätzen (BGH NJW 78, 1626, 1627), Bolzplätzen (Jena NZV 11, 31, 32 [OLG Jena 10.02.2010 - 4 U 594/09]; NJW-RR 11, 961, 962 [OLG Jena 08.02.2011 - 4 U 423/10]) und Freizeitparks (BGH aaO; Celle OLGZ 90, 343, 344; Karlsr NJW-RR 97, 23, 24 [OLG Karlsruhe 14.08.1996 - 14 U 226/95]; Hamm OLGR 08, 666, 667f).
Rn 150
In Krankenhäusern bestehen in Bezug auf die Patienten gesteigerte Sorgfaltspflichten (s insb NK-BGB/Katzenmeier § 823 Rz 502 mwN; Naumbg GesR 13, 58; Jena NJW-RR 12, 1419; Hamm FamRZ 17, 1439; Grenzen: zB Kobl MDR 14, 1083, 1084; 1202, 1203; Saarbr BeckRS 19, 28880), ebenso in Altenheimen oder Reha-Kliniken (BGHZ 163, 53; 228, 122 mwN; Hamm 19 U 26/11; Schlesw NJW-RR 13, 31; 14, 204; Grenzen: Ddorf BeckRS 09, 27238; NJW-RR 10, 1533 [OLG Düsseldorf 16.02.2010 - I-24 U 141/09]; 12, 716, 717 f [OLG Düsseldorf 17.01.2012 - I-24 U 78/11]; Jena NJW-RR 12, 1419; 16, 273; Kobl NJW-RR 14, 458, 459 f; Saarbr NJW-RR 13, 28; Schlesw NJW-RR 14, 204, 205; GesR 16, 534; Karlsr MDR 20, 100; zu einer möglichen Beweislastumkehr BGHZ 228, 122 Rz 28 f mwN, im konkreten Fall abgelehnt; Seier FuR 21, 350 ff; jM 22, 222, 226f), in Behinderteneinrichtungen (Frankf BeckRS 18, 32128 – im konkreten Fall recht weitgehend) oder beim betreuten Wohnen (BGHZ 223, 95). In Bezug auf Ansteckungen mit SARS-CoV-2 dürfte bei Einhaltung der erforderlichen Schutzmaßnahmen eine Pflichtverletzung nur bei Hinzutreten weiterer Umstände anzunehmen sein. In psychiatrischen Anstalten sind Patienten iRd Erforderlichen und Zumutbaren auch vor Suizidgefahr zu schützen, insb bei erkannter oder erkennbarer Selbstschädigungsgefahr (BGH NJW 14, 539 Rz 10 mwN, auch zu Grenzen; s.a. BGHZ 228, 122 Rz 13 ff zu Schutzpflichten des Betreibers eines Pflegeheims in Bezug auf Suizidgefahr).
Rn 150a
In Kirchen gelten die Grundsätze für öffentliche Räume, aber mit Besonderheiten etwa für erkennbar alte Gebäude und Gebäudeteile und je nach Üblichkeit des Zugangs zu bestimmten Bereichen. Daher können bei der Beleuchtung einer Treppe zum Hochaltar geringere Sicherungsanforderungen bestehen als etwa bei einer Treppe im Eingangsbereich (Oldbg MDR 20, 1510 [BGH 07.07.2020 - VI ZR 246/19]).
Rn 151
In Badeanstalten (dazu allg R Pfeiffer ZfS 97, 401; Möhlenkamp VersR 12, 833; Mergner/Matz NJW 15, 197, 201 f; Bayard BWGZ 18, 712, alle mwN) ist ein Schutz vor Gefahren zu gewährleisten, die das übliche Benutzungsrisiko übersteigen (BGH NJW 78, 1629; 80, 1159; NJW-RR 89, 219, 220; NJW 00, 1946), zB muss mit einer gewissen Rutschgefahr gerechnet werden (Frankf VersR 60, 238; Celle NJW-RR 00, 244, 245; Hamm VersR 98, 733; s aber auch BGH VersR 60, 944 sowie München VersR 75, 478). Die Verkehrspflichten betreffen insb Gebäude und Schwimmbecken (Celle VersR 69, 1049; Stuttg VersR 72, 987; München VersR 72, 472, 473; 83, 91, 92; Hamm VersR 78, 1147; Grenzen: Stuttg VersR 10, 1091), die Aufsicht über die Schwimmbecken (dazu insb BGH NJW 18, 301 Rz 18 ff – mit bemerkenswerter Beweislastumkehr bei grob fahrlässiger Verletzung von Organisationspflichten Rz 24 ff, dazu krit Laumen MDR 18, 256 f mwN; Katzen...