Rz. 262
Haben die verschiedenen Auftraggeber den Anwalt zwar in derselben Sache, aber wegen verschiedener Gegenstände beauftragt, ist ähnlich zu rechnen. Die Gebühren berechnen sich jetzt aus dem zusammengerechneten Wert (§ 22 Abs. 1); eine Erhöhung nach § 7 Abs. 1 kommt nicht in Betracht.
Beispiel: In einer Verkehrsunfallsache klagt der Fahrzeugeigentümer A auf Schadensersatz i.H.v. 4.000 EUR, der Fahrer B auf Schmerzensgeld i.H.v. 1.000 EUR.
Die Gesamtvergütung (netto) des Anwalts berechnet sich aus dem Wert von 5.000 EUR (§ 7 Abs. 2) wie folgt:
1. | 1,3-Verfahrensgebühr, VV 3100 | 434,20 EUR | |
2. | 1,2-Terminsgebühr, VV 3104 | 400,80 EUR | |
3. | Postentgeltpauschale, VV 7002 | 20,00 EUR | |
Gesamt netto | 855,00 EUR |
Die Einzelhaftung der jeweiligen Auftraggeber ergibt sich aus § 7 Abs. 2 S. 1 wie folgt:
Haftung des A (Wert: 4.000 EUR):
1. | 1,3-Verfahrensgebühr, VV 3100 | 361,40 EUR | |
2. | 1,2-Terminsgebühr, VV 3104 | 333,60 EUR | |
3. | Postentgeltpauschale, VV 7002 | 20,00 EUR | |
Gesamt netto | 715,00 EUR |
Haftung des B (Wert: 1.000 EUR):
1. | 1,3-Verfahrensgebühr, VV 3100 | 114,40 EUR | |
2. | 1,2-Terminsgebühr, VV 3104 | 105,60 EUR | |
3. | Postentgeltpauschale, VV 7002 | 20,00 EUR | |
Gesamt netto | 240,00 EUR |
Die gesamtschuldnerische Haftung beläuft sich somit auf:
Einzelhaftung des A | 715,00 EUR |
Einzelhaftung des B | 240,00 EUR |
Gesamtvergütung | – 855,00 EUR |
Gesamtschuld netto | 100,00 EUR |
Demnach haften die Auftraggeber allein, also nicht gesamtschuldnerisch, i.H.v.:
Alleinige Haftung des A:
Haftung nach § 7 Abs. 2 S. 1 | 715,00 EUR |
Gesamtschuld netto | – 100,00 EUR |
Alleinige Haftung netto | 615,00 EUR |
Alleinige Haftung des B netto:
Haftung nach § 7 Abs. 2 S. 1 | 240,00 EUR |
Gesamtschuld | – 100,00 EUR |
Alleinige Haftung netto | 140,00 EUR |
Insgesamt erhält der Anwalt somit:
gesamtschuldnerisch von A und B | 100,00 EUR |
von A allein | 615,00 EUR |
von B allein | 140,00 EUR |
Gesamt | 855,00 EUR |
Nach der Berechnung von Fraunholz[243] würde sich die Gesamtschuld dagegen nach dem Betrag richten, den der Anwalt gleichmäßig von jedem einzelnen Auftraggeber zu fordern hätte; danach bestünde eine Gesamtschuld i.H.v. 240,00 EUR, was – wie oben ausgeführt (siehe Rdn 258 ff.) – nicht zutreffend ist.
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