Beispiel: Anrechnung nach Urkundenmahnverfahren
Der Anwalt erhält den Auftrag für ein Urkunden-Mahnverfahren über 7.500 EUR. Hiernach verhandeln die Parteien zwecks einer Einigung, die jedoch nicht zustande kommt. Daraufhin legt der Antragsgegner fristgerecht Widerspruch ein, so dass das Verfahren an das zuständige LG abgegeben wird. Dort wird im Urkundenverfahren mündlich verhandelt. Nach Erlass eines Vorbehaltsurteils wird das Nachverfahren eingeleitet und dort erneut verhandelt.
Im Mahnverfahren entsteht die Terminsgebühr für die Besprechung zur Vermeidung und Erledigung des Verfahrens (VV Vorb. 3.3.2, 3104 i.V.m. VV Vorb. 3 Abs. 3 Nr. 2).
Im Urkundenverfahren entsteht für die Teilnahme an der mündlichen Verhandlung erneut die Terminsgebühr nach VV 3104. Hierauf ist allerdings die Terminsgebühr des Urkundenmahnverfahrens anzurechnen (Anm. Abs. 4 zu VV 3104), da es sich unstreitig um ein "nachfolgendes" Verfahren handelt.
Im anschließenden Verfahren nach Abstandnahme entstehen alle Gebühren erneut, da es sich um eine neue selbstständige Gebührenangelegenheit handelt (§ 17 Nr. 5). Allerdings wird die im Urkundenverfahren entstandene Verfahrensgebühr gemäß Anm. Abs. 2 zu VV 3100 auf die Verfahrensgebühr des Verfahrens nach Abstandnahme angerechnet.
Eine Anrechnung der Terminsgebühren zwischen Urkundenverfahren und ordentlichem Verfahren nach Abstandnahme oder nach Erlass eines Vorbehaltsurteils ist dagegen nicht vorgesehen.
Eine Anrechnung der Terminsgebühr des Mahnverfahrens wiederum kommt nicht in Betracht, da diese bereits auf das nachfolgende Urkundenverfahren angerechnet worden ist und eine weitere Anrechnung auf ein nachfolgendes Verfahren nicht vorgesehen ist.
Zu rechnen ist daher wie folgt:
I. Urkundenmahnverfahren
1. |
1,0-Verfahrensgebühr, VV 3305 (Wert: 7.500,00 EUR) |
|
502,00 EUR |
2. |
1,2-Terminsgebühr, VV Vorb. 3.3.2 i.V.m. VV 3104 (Wert: 7.500,00 EUR) |
|
602,40 EUR |
3. |
Postentgeltpauschale, VV 7002 |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
1.124,40 EUR |
|
4. |
19 % Umsatzsteuer, VV 7008 |
|
213,63 EUR |
Gesamt |
|
1.338,03 EUR |
II. Streitiges Urkundenverfahren
1. |
1,3-Verfahrensgebühr, VV 3100 (Wert: 7.500,00 EUR) |
|
652,60 EUR |
2. |
anzurechnen gem. Anm. zu VV 3305, 1,0 aus 7.500,00 EUR |
|
– 502,00 EUR |
3. |
1,2-Terminsgebühr, VV Vorb. 3.3.2 i.V.m. VV 3104 (Wert: 7.500,00 EUR) |
|
602,40 EUR |
4. |
anzurechnen gem. Anm. Abs. 4 zu VV 3104, 1,2 aus 7.500,00 EUR |
|
– 602,40 EUR |
5. |
Postentgeltpauschale, VV 7002 |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
170,60 EUR |
|
6. |
19 % Umsatzsteuer, VV 7008 |
|
32,41 EUR |
Gesamt |
|
203,01 EUR |
III. Streitiges Verfahren nach Vorbehaltsurteil
1. |
1,3-Verfahrensgebühr, VV 3100 (Wert: 7.500,00 EUR) |
|
652,60 EUR |
2. |
anzurechnen gem. Anm. Abs. 2 zu VV 3100, 1,3 aus 7.500,00 EUR |
|
– 652,60 EUR |
3. |
1,2-Terminsgebühr, VV 3104 (Wert: 7.500,00 EUR) |
|
602,40 EUR |
4. |
Postentgeltpauschale, VV 7002 |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
622,40 EUR |
|
5. |
19 % Umsatzsteuer, VV 7008 |
|
118,25 EUR |
Gesamt |
|
740,65 EUR |