Bereits im Vorwort geht der Autor auf den Ruf der Anwaltschaft ein, anwaltlicher Rat gelte als teuer. In der vorliegenden zweiten Auflage wird ausführlicher auf berufsrechtliche Besonderheiten eingegangen. Sehr ausführlich werden mögliche Interessenkollisionen im erbrechtlichen Mandat beschrieben und auf deren berufsrechtliche, strafrechtliche, aber auch auf gebührenrechtliche Folgen eingegangen. Nicht immer ist im Voraus abzusehen, wie ein Mandat verläuft, sodass eine mögliche Nichtigkeit des Anwaltsvertrags mit entsprechendem Gebührenausfall durchaus vorkommt.
Die jeweils verschiedenen Möglichkeiten der Vergütungsvereinbarungen – ob Pauschalhonorar, Zeit- oder Gegenstandhonorar oder Kombinationen – werden ausführlich unter Abwägung aller Vor- und Nachteile erörtert. Auf das Spannungsverhältnis zwischen Vertragsfreiheit, der Bindung des Rechtsanwalts als Organ der Rechtspflege und dem Mandantenschutz wird ausführlich eingegangen. Auch der Bereich Erfolgshonorar und dessen Grenzen werden thematisiert, um jeweils mit einem Muster abzuschließen.
„Dieselbe Angelegenheit”, „Gegenstandsgleichheit”, „Haftungsanteile” und „richtige Rechnungsstellung” sind Themenbereiche, die oftmals als Basiswissen voraussetzt werden. In diesem Werk werden diese, ohne den erbrechtlichen Bezug aus den Augen zu verlieren, ausführlich erläutert. Typische erbrechtliche Problemfälle, wie z.B. die steckengebliebene Stufenklage, kommen hierbei nicht zu kurz.
Nicht nur ein Gebührenverlust aufgrund möglicher Interessenkollisionen, sondern auch die vertragsrechtlichen Besonderheiten im Fernabsatz oder bei Haustürgeschäften, werden ausführlich behandelt. Vor dem Hintergrund, dass eine Beratung Zuhause bei immobilen Mandanten oder im Altersheim nicht untypisch ist, gehören Widerrufsbelehrung und Verbrauchererklärung zu der Bearbeitung eines erbrechtlichen Mandats.
Die Vielzahl von Hinweispflichten, die rechtlich schwierige Materie sowie die hohen Gegenstandswerte tragen zu einem hohen Haftungsrisiko bei. Der Autor weist darauf hin, dass die Haftpflichtversicherung, auch mit Blick auf die gesamtschuldnerische Haftung einer Berufsausübungsgemeinschaft, nicht aus den Augen gelassen werden darf. Es mangelt nicht an wertvollen Tipps und Formulierungsvorschlägen zu Haftungsbeschränkungen gem. § 52 BRAO.
Der Autor wird nicht müde, an vielen Stellen immer wieder auf das Vertrauensverhältnis zum Mandanten hinzuweisen, welches für die Transparenz und Realisierung der Vergütung wichtig ist. Sehr schön schließt sich der Kreis über das Kapitel „Erfolgreiche Kommunikation” zu dem eingangs erwähnten Bild des Rechtsanwalts in der Gesellschaft. Eine erfolgreiche Kommunikation zwischen Anwalt und Mandant dient nicht nur dem Berufsbild des Anwalts in der Gesellschaft, sondern auch einem nachhaltigen Marketing der Kanzlei. Mit einem Anhang über Geschäftswerte sowie einer Leistungsübersicht Rechtsschutzversicherer schließt das Buch ab. Positiv sticht das Musterverzeichnis heraus, in welchem alle thematisch zugeordneten Muster auf einen Blick (wieder) auffindbar sind.
Fazit: Ich bin selten fasziniert von einem Fachbuch, aber die umfassende Behandlung ethischer, berufsrechtlicher sowie finanzieller Interessen ist beeindruckend und man merkt an jeder Stelle, dass der Autor ein erfahrener Praktiker ist. Eine absolute Pflichtlektüre für jeden, der sich (neu) mit Erbrecht beschäftigen möchte, aber auch für „alte Hasen” ein absoluter Gewinn. Bisher habe ich kein anderes Buch zum Kostenrecht gelesen, welches auf die Folgen der fehlenden Aufklärung nach § 6a Abs. 2 S. 2 Nr. 2, 8a Abs. 2 Nr. 2 und Abs. 4 BerHG hinweist: Für die Büroorganisation und das anwaltliche Mandat in einer Erbrechtskanzlei ein unerlässlicher Hinweis.
Sabine Vetter, geprüfte Rechtsfachwirtin, LL.M., Zellingen