Der Rechtsmarkt befindet sich zurzeit in einem beispiellosen Wandel. Vor allem der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) wird die Arbeit aller Beteiligten stark verändern. Das ist das Ergebnis der „Future Ready Lawyer Studie 2023”, die von einem internationalen Forschungsinstitut im Auftrag eines deutschen Verlags durchgeführt wurde. Befragt wurden i.R.d. Studie 700 Juristinnen und Juristen in Anwaltskanzleien und Rechtsabteilungen aus den USA und neun europäischen Ländern im Zeitraum von Mai bis Juni 2023 zu ihren Einschätzungen, welche Trends die Arbeit im Rechtsmarkt in den kommenden Jahren am stärksten beeinflussen werden.
Dabei konnten die Forscher einige Haupttrends herausarbeiten. Zu den wichtigsten Faktoren zählten die Befragten den Einsatz neuer Technologien, allen voran von KI und Legal Tech. Großen Einfluss billigten die Studienteilnehmer aber auch den Themen Umwelt, Soziales und Governance zu. Nicht zuletzt wird der zunehmende Fachkräftemangel die Arbeitsbedingungen wohl nachhaltig beeinflussen.
Im Einzelnen:
Bei der Befragung gaben 73 % der Juristinnen und Juristen an, dass sie bereits in den kommenden 13 Monaten einen Einsatz von generativer KI bei ihrer juristischen Arbeit erwarten. Allerdings besteht bei den Befragten kein eindeutiger Konsens darüber, ob die KI eine Chance oder eher ein Risiko darstellt.
Juristinnen und Juristen sehen sich zunehmend unter Druck, in Technologien zu investieren und diese stärker zu nutzen. Dort wo dies geschieht, gaben 87 % der Befragten an, Technologie hätte ihren Arbeitsalltag verbessert. Allerdings befürchten sie auch, dass die Abwanderung von Mandantinnen und Mandanten bereits in nächster Zukunft eine der größten Herausforderungen für den Rechtsmarkt sein wird. Im Einsatz von Technologien sehen sie aber eine Möglichkeit, den Kundenservice zu verbessern, die Zufriedenheit der Mandantschaft zu fördern und die Loyalität sicherzustellen.
- Umwelt, Soziales und Governance
Die meisten Befragten in den Kanzleien und Rechtsabteilungen gaben an, in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance derzeit noch nicht gut vorbereitet zu sein; zugleich erwarten sie aber, dass die Anforderungen von Mandantinnen und Mandanten nach fachkundiger Beratung auf diesen Feldern steigen werden, da der Aspekt der Nachhaltigkeit auf der gesellschaftlichen und unternehmerischen Agenda zunehmend stärkere Bedeutung genießt.
Neben der technologischen Revolution hat auch die COVID-19-Pandemie den Rechtsmarkt – wie auch die Geschäftswelt im Allgemeinen – nachhaltig verändert, Stichwort: Homeoffice. Viele der Befragten gaben an, dass es sich nach der Pandemie schwierig gestaltet, in einer Zeit des hybriden Arbeitens neue Fachkräfte einzustellen und langfristig zu halten. Dies sehen Juristinnen und Juristen in Kanzleien und Rechtsabteilungen als großes Hindernis bei der Bewältigung der hohen Arbeitsbelastung und der Produktivitätsanforderungen. Allerdings betrachten sie es auch als eine ihrer Kompetenzen, qualifizierte Fachkräfte zu rekrutieren und langfristig zu binden.
Damit im Zusammenhang steht auch das Thema Vielfalt und Inklusion in der Belegschaft. Ein hoher Prozentsatz der befragten Juristinnen und Juristen (82 %) gab an, bereits in einer Organisation zu arbeiten, die nach eigenen Angaben erfolgreich ein Umfeld geschaffen hat, das von Vielfalt und Inklusion geprägt ist. In 55 % aller Kanzleien und Rechtsabteilungen sind diesbezüglich derzeit sogar formelle Richtlinien in Kraft. Immerhin 22 % gaben an, dies für die kommenden zwölf Monate zu planen.
[Quelle: WKD]