Nach ständiger Rechtsprechung des BGH hat der Schädiger nicht schlechthin alle durch das Schadensereignis adäquat verursachten Rechtsanwaltskosten zu ersetzen, sondern nur solche, die aus Sicht des Geschädigten zur Wahrnehmung seiner Rechte erforderlich und zweckmäßig waren (zuletzt grundlegend: BGH, Urt. v. 17.9.2015 – IX ZR 280/14, NJW 2015, 3793; vgl. auch BGH, Urt. v. 8.11.1994 – VI ZR 3/94, BGHZ 127, 348, 350; v. 23.10.2003 – IX ZR 249/02, NJW 2004, 444, 446; v. 18.1.2005 – VI ZR 73/04, NJW 2005, 1112; v. 6.10.2010 – VIII ZR 271/09, WuM 2010, 740; v. 23.1.2014 – III ZR 37/13, BGHZ 200, 20 Rn 48). Maßgeblich ist die ex-ante-Sicht einer vernünftigen, wirtschaftlich denkenden Person (BGH, Beschl. v. 31.1.2012 – VIII ZR 277/11, NZM 2012, 607 Rn 4). Dabei sind keine überzogenen Anforderungen zu stellen. Es kommt darauf an, wie sich die voraussichtliche Abwicklung des Schadensfalls aus der Sicht des Geschädigten darstellt (BGH, Urt. v. 8.11.1994 – VI ZR 3/94, BGHZ 127, 348, 351; v. 18.1.2005 – VI ZR 73/04, NJW 2005, 1112). Ein Schadensfall in diesem Sinne liegt auch vor, wenn der Schuldner einer Entgeltforderung (BGH, Urt. v. 16.6.2010 – VIII ZR 259/09, NJW 2010, 3226 Rn 12; v. 17.7.2013 – VIII ZR 334/12, NJW 2014, 1171 Rn 13) in Zahlungsverzug gerät (BGH, Urt. v. 6.10.2010 – VIII ZR 271/09, WuM 2010, 740; v. 31.1.2012 – VIII ZR 277/11, NZM 2012, 607 Rn 4; v. 16.7.2015 – IX ZR 197/14).
Zur Beitreibung einer solchen Forderung ist dann regelmäßig selbst in einfach gelagerten Fällen die Beauftragung eines Rechtsanwalts erforderlich und zweckmäßig (BGH, Urt. v. 8.11.1994 – VI ZR 3/94, BGHZ 127, 348, 353). Für ein Inkassounternehmen kann vor dem Hintergrund der verfassungsrechtlich geforderten und oben dargestellten Gleichbehandlung nichts anderes gelten.
Hier ist es ganz wichtig zwischen der Rechtsprechung mit Fällen vor dem 1.7.2008 und späteren Fällen zu differenzieren. Seit dem 1.7.2008 ist das Inkassounternehmen bei unstreitigen Forderungen durch die Erweiterung der Postulationsfähigkeit in § 79 Abs. 2 Nr. 4 ZPO in gleicher Weise handlungsfähig wie ein Rechtsanwalt. Ihm stehen die gleichen Instrumente zur Verfügung. Es kann vorgerichtlich die Forderung geltend machen, diese im gerichtlichen Mahnverfahren nach § 788 ZPO titulieren und letztlich auch die Mobiliarzwangsvollstreckung betreiben. Das war bis zum 30.6.2008 nicht der Fall, weshalb damals, und anders als heute, die Zweckmäßigkeit der Beauftragung im Einzelfall auch verneint werden konnte. Die Beauftragung eines Inkassounternehmens statt eines Rechtsanwalts ist seit dem 1.7.2008 nun aber allenfalls dann unzweckmäßig, wenn schon im Zeitpunkt der Beauftragung davon auszugehen ist, dass eine Durchsetzung der Forderung nur im streitigen Erkenntnisverfahren möglich sein wird.
"Mehrkosten" durch die Einschaltung eines Inkassounternehmens können – spätestens – seit 2013 nicht mehr entstehen, weil die Inkassokosten nach § 4 Abs. 5 RDGEG nicht höher als die vergleichbaren Kosten eines Rechtsanwalts sein dürfen und jedenfalls bei einer im vorstehenden Sinne pflichtwidrigen Beauftragung eines Inkassounternehmens die Inkassokosten auch auf die nachfolgenden Rechtsanwaltskosten nach § 254 Abs. 2 BGB anzurechnen sind, so dass keine "Mehrkosten" entstehen, die über diejenigen Inkassokosten hinausgehen, die bei der anfänglichen Beauftragung eines Rechtsanwalts entstehen können. Ältere Rechtsprechung, die die Zweckmäßigkeit der Beauftragung eines Inkassounternehmens generell in Frage stellt, ist überholt. Das BVerfG hat schon 2011 festgestellt, dass die Kosten eines Inkassobüros – wenngleich im Einzelnen manches umstritten ist – nach vielfacher höchst- und obergerichtlicher Rechtsprechung und h.M. in der Literatur, unbeschadet bestimmter Einschränkungen, grundsätzlich als Verzugsschaden geltend gemacht werden können (BVerfG, Beschl. v. 7.9.2011 – 1 BvR 1012/11, Rn 16 m.w.N.; zur grundsätzlichen Erstattungsfähigkeit von Inkassokosten vgl. BGH, Urt. v. 24.5.1967 – VIII ZR 278/64, FMP 2008, 67; v. 29.5.2005 – VIII ZR 299/04, Rn 36; auch OLG Bamberg, Urt. v. 5.12.2011 – 4 U 72/11, NJW-RR 2012, 467; OLG Bremen, Urt. v. 9.3.2012 – 2 U 98/11; OLG Dresden JurBüro 1996, 38; OLG Frankfurt, Urt. v. 4.12.2014 – 12 U 137/13; v. 14.11.1989 – 11 U 14/89; v. 30.6.1985 – 12 U 109/82; OLG Hamburg, Urt. v. 22.10.1985 – 9 U 114/85; OLG Hamm, Urt. v. 19.4.2016 – 24 U 48/15 für eine Kreishandwerkerschaft als registrierter Inkassodienstleister; OLG Hamm JurBüro 1984, 1534 u. NJW-RR 2006, 242; OLG Karlsruhe NJW-RR 1987, 15; OLG Koblenz, Beschl. v. 17.3.2015 – 3 U 1514/14; Urt. v. 29.3.1984 – 9 U 499/83; OLG Köln, Urt. v. 27.6.2013 – 8 U 58/12; OLG München NJW 1975, 832; OLG Oldenburg JurBüro 2006, 481; OLG Sachsen-Anhalt BauR 2014, 2141; OLG Saarbrücken, Urt. v. 13.7.1984 – 4 U 196/82; OLG Thüringen, Urt. v. 13.7.2011 – 7 U 949/10). Eine andere Sichtweise hat es als willkürlich angesehen.
Das seinerseits Erforderliche hat der Gläubiger getan, wenn er den Schuldner in Verzug setzt (BGH, Urt. v. 1...