Demenzielle Entwicklungen können in jedem Lebensalter auftreten, haben bis zum 80. Lebensjahr aber eine geringe Häufigkeit. Über 85-jährige in den USA sind hingegen zu mehr als 40 % von einer demenziellen Entwicklung betroffen. Es ist damit aber keinesfalls davon auszugehen, dass das gewöhnliche Altern immer mit einer demenziellen Entwicklung einhergeht. Die häufigste Form der Demenz ist nach Angaben der Literatur die degenerative Demenz, die etwa 75 % aller Demenzfälle ausmacht. Aufgrund der soziodemographischen Entwicklungen muss in den nächsten Jahrzehnten mit einer steigenden Zahl an Demenzkrankheiten gerechnet werden.
Die Demenz ist eine Funktionsstörung, die primär auftritt, wie bei Krankheiten, Verletzungen oder Störungen, die das Gehirn direkt oder im besonderen Maße schädigen, oder sekundär, wie bei systemischen Krankheiten oder Störungen, die das Gehirn als eines von vielen Organen oder Körpersystemen betreffen.
Die Demenz als psychopathologisches Syndrom kann durch unterschiedliche neurodegenerative, vaskuläre, nutritiv-toxische, infektiös-entzündliche, neoplastische und andere Krankheiten verursacht werden. Die häufigste Form ist die Alzheimer-Demenz, es folgen gemischte Demenzen, bei denen sich vaskuläre und neurodegenerative Veränderungen durchdringen, sowie vaskuläre Demenzen, frontotemporale lobäre Degenerationen (Morbus Pick) und die Lewy-Körper-Demenz.
Der Jurist spricht in diesem Fall von der krankhaften Störung der Geistestätigkeit, der Mediziner benennt hierzu das passende Syndrom, nämlich das demenzielle Syndrom. Nach der ICD-10 (International Classification of Diseases, Internationale Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Auflage) wird das demenzielle Syndrom als eine Störung definiert, die die höheren kortikalen Funktionen beeinträchtigt. Dabei treten Störungen des Gedächtnisses, des Denkens sowie höherer kognitiver Fähigkeiten wie Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernen von Sprache und Urteilsvermögen auf. Daneben kann es zu Verschlechterungen der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens oder der Motivation kommen. Die intellektuelle Leistungsfähigkeit nimmt ab, die persönlichen Aktivitäten des täglichen Lebens wie Waschen, Ankleiden, Kochen, etc. sind beeinträchtigt. Zu beachten ist, dass die Störung des Gedächtnisses hierbei zunächst nur die Aufnahme, Speicherung und Wiedergabe von neu Erlerntem betrifft und Altes, früh Erlerntes und Vertrautes erst in den späten Stadien verloren geht. Dies führt im Alltag dazu, dass viele den Erkrankten nahestehende Personen keine demenzielle Entwicklung sehen, da der Erkrankte immer noch den alten Gewohnheiten nachgeht und diese nach wie vor unverändert verrichtet. Diese Fähigkeiten möchte ihm auch keiner absprechen, jedoch ist zu beachten, dass daneben durchaus bereits eine fortgeschrittene Demenzerkrankung bestehen kann. Auch das Denkvermögen, insbesondere die Fähigkeit Informationen zu sammeln, zu verarbeiten und zu urteilen und neue Ideen zu entwickeln, ist schon am Beginn der Erkrankung erschwert. Nach ICD-10 sind Demenzen, die auf Gehirnerkrankungen beruhen, als chronische und fortschreitende Störungsmuster definiert.
1. Symptome und Befunde
Keine Erkrankung mit Demenzentwicklung ist vom Bild und vom Verlauf her vergleichbar. Vielfach beginnt der Verfall der Geistestätigkeit unbemerkt und schleichend, wird von den Personen, die den Erkrankten im täglichen Leben erleben, erst nicht wahrgenommen, sei es aufgrund des häufigen Kontakts (siehe oben) oder einer Art des Negierens, da der Verfall ni...