vielleicht bist Du überrascht, an dieser Stelle einen offenen Brief zu lesen, aber besondere Umstände verlangen besondere Mittel!
Diese Zeilen schreibe ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge: Du hast schon vor einem Jahr erklärt, dass Du anlässlich der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht in Weimar für eine weitere Wahl in den Geschäftsführenden Ausschuss nicht zur Verfügung stehen wirst. Ich freue mich für Dich, denn ich bin sicher, mit der gewonnenen freien Zeit wirst Du so umgehen, dass es Dir gut tun wird.
Gleichwohl bin ich – ebenso wie viele der Kollegen, die in den vergangenen Jahren mit Dir zusammenarbeiten durften – traurig, dass eine Ära zu Ende geht.
Seit Du am 28.4.2006 den Vorsitz des Geschäftsführenden Ausschusses der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht übernommen hast, warst Du unser primus inter pares und hast die Arbeitsgemeinschaft in einer Weise geleitet, die sich diametral von der Deines Vorgängers im Amt unterschieden hat. Orientiert an den Belangen der Basis, gut vernetzt innerhalb der Anwaltschaft, mit überragendem Fachwissen ausgestattet, hast Du den Dialog mit den Mitgliedern gesucht und in der Führung der Arbeitsgemeinschaft demokratische Prinzipien geachtet. Selbst Regionalbeauftragter von 1995 bis 2014 hast Du z.B. Diskussionen in den Konferenzen der Regionalbeauftragten nicht nur zugelassen, sondern gefördert.
Du hast erkannt, dass die Zukunft der Anwaltschaft auch weiblich ist und hast mit Deinem Vorschlag zum Titel des Mitteilungsblattes eine salomonische Lösung gefunden, mit der alle Mitglieder leben können: In den geraden Jahren erreicht "Die Verkehrsanwältin" die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft und in den ungeraden Jahren "Der Verkehrsanwalt". Ganz typisch für Dich war dieser Vorschlag, so einfach kann es sein!
(Monika Maria Risch und Jörg Elsner anlässlich der Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft Versicherungsrecht in Baden-Baden 2016.)
Ganz besonders hat mich beeindruckt, wie sehr Du Dich für die Förderung des anwaltlichen Nachwuchses der Arbeitsgemeinschaft eingesetzt hast. So geht die Einführung einer Juniormitgliedschaft ebenso auf Deine Initiative zurück wie der behutsam voranschreitende Wechsel zur nächsten Generation im Kreis der Regionalbeauftragten. Deine Innovationsfreudigkeit und Technikaffinität kam der Einführung der Programme schadenfix.de und Verkehrsanwälte fastlane zugute. Du warst vor fast 20 Jahren der erste Anwalt, den ich kannte, der damals schon eine nahezu papierlose Kanzlei führte, ich erinnere die beeindruckende Demonstration anlässlich der Regiokonferenz in Hagen – die auch aus anderen Gründen zu den legendären Erinnerungen der Teilnehmer gehört.
Schon sehr frühzeitig hast Du erkannt, dass unser wunderbarer Beruf dem gesellschaftlichen Wandel unterliegt: Der Anwalt als Dienstleister ist heute die grundsätzliche Erwartungshaltung unserer Mandanten. Als Mitglied des Werbeausschusses der Arbeitsgemeinschaft seit seiner Einrichtung im Jahr 1999 bis zu Deinem Ausscheiden im Jahr 2017 hast Du immer wieder Ideen entwickelt, die Aufmerksamkeit "des Marktes" auf die Verkehrsanwälte zu lenken.
An Deiner großen fachlichen Kompetenz hast Du im sog. "Wanderzirkus" viele Zuhörer teilhaben lassen; die Neuorganisation und konstruktive Zusammenarbeit mit der DeutschenAnwaltAkademie ist auf Dich zurückzuführen.
Nie hast Du einen Zweifel daran gelassen, dass es Aufgabe der Arbeitsgemeinschaft ist, den Rechtsanwälten bei der Bearbeitung verkehrsrechtlicher Mandate die Augenhöhe mit den Sachbearbeitern der Versicherungsunternehmen zu ermöglichen.
Deine freundliche, dem Menschen zugewandte Art, Deine Fähigkeit, anderen zuzuhören und anderen Meinungen neben der eigenen Geltung zu verschaffen, sind Wesensmerkmale, die Dich auszeichnen. Sie machen es mir schwer, mir vorzustellen, dass Du nicht mehr als "großer Bruder" die Geschicke der Arbeitsgemeinschaft leitest. Du hast in den vielen Jahren Deiner Zeit als Vorsitzender die Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Versicherungsrecht gesucht, nie gab es Rivalitäten oder das Bedürfnis, als Vertreter der größeren Arbeitsgemeinschaft bevorzugt behandelt werden zu müssen.
Lieber Jörg, danke für die Zeit, die Du uns Verkehrsanwälten zur Verfügung gestellt hast, ich weiß, Du bleibst als Mitglied verbunden und jeder, der jetzt schon Dein Freund ist, wird es auch über das Ende Deiner Ära als Vorsitzender hinaus bleiben.
Mach es gut, und grüße Ute von uns allen.
Mit kollegialen und sehr herzlichen Grüßen
Autor: Monika Maria Risch
Deine Monika Maria Risch
zfs 3/2019, S. 121