BGH: Hessen dufte niedersächsische Lärmschutzwand nicht nachbauen
Hintergrund
Ein Architekt verklagt das Land Hessen auf Schadensersatz wegen Urheberrechtsverletzung. Der Kläger war beim Land Niedersachsen als Beamter für die Gestaltung und den Bau von Lärmschutzwänden zuständig. 1992/93 entwarf er für das Niedersächsische Landesamt für Straßenbau eine Lärmschutzwand, die entlang der A 2 bei Königslutter (Niedersachsen) errichtet wurde.
Das Land Hessen errichtete 2004 an der A 4 eine Lärmschutzwand, die der vom Kläger entworfenen Lärmschutzwand optisch entspricht. Als Grundlage für den Vorentwurf dieses Bauwerks hatte das Hessische Landesamt einen in einer Fachzeitschrift erschienenen Bericht über Lärmschutzwände aus Beton verwandt, in dem die vom Kläger entworfene Lärmschutzwand beschrieben war.
Der Architekt sieht hierin eine Verletzung seines Urheberrechts.
Entscheidung
Der BGH gibt dem Architekten Recht.
Die Planzeichnungen des Architekten für die entlang der A 2 errichtete Lärmschutzwand sind als Entwurf zu einem Werk der Baukunst nach § 2 Abs. 1 Nr. 4, § 2 Abs. 2 UrhG urheberrechtlich geschützt.
Der Architekt hat dem Land Niedersachsen, für das er in Erfüllung seiner Dienstpflicht die Lärmschutzwand entworfen hat, zwar stillschweigend das ausschließliche Recht eingeräumt, seinen Entwurf für den Bau von Lärmschutzwänden an Autobahnen im gesamten Gebiet des Landes Niedersachsen zu verwenden.
Es kann aber nicht angenommen werden, dass er dem Land Niedersachsen das Recht eingeräumt hat, anderen Bundesländern das Recht zu gewähren, die von ihm gefertigten Entwürfe für den Bau von Lärmschutzwänden in ihrem Landesgebiet zu nutzen.
Der Architekt kann daher wegen der unberechtigten Nutzung seines Entwurfs durch das Land Hessen nach § 97 Abs. 1 UrhG Schadensersatz verlangen.
(BGH, Urteil v. 12.5.2010, I ZR 209/07).
-
Wie kann die Verjährung verhindert werden?
2.281
-
Italienische Bußgeldwelle trifft deutsche Autofahrer
1.378
-
Wohnrecht auf Lebenszeit trotz Umzugs ins Pflegeheim?
1.3602
-
Brief- und Fernmelde-/ Kommunikationsgeheimnis: Was ist erlaubt, was strafbar?
1.184
-
Klagerücknahme oder Erledigungserklärung?
1.105
-
Diese Compliance-Regelungen gelten für Geschenke und Einladungen
1.102
-
Patronatserklärungen: Wirkung, Varianten und praktische Bedeutung
1.071
-
Minderung schlägt auf Betriebskostenabrechnung durch
1.016
-
Gerichtliche Ladungen richtig lesen und verstehen
951
-
Überbau und Konsequenzen – wenn die Grenze zum Nachbargrundstück ignoriert wurde
809
-
900.000 EUR Bußgeld, weil Daten nicht gelöscht wurden
31.12.2024
-
Zulässigkeit von Hinauskündigungsklauseln in Form einer Vesting-Regelung bei Start-ups
30.12.2024
-
Rechtsunsicherheit für die Kundenanlage
17.12.2024
-
Die Verordnung über das Verbot von Produkten, die in Zwangsarbeit hergestellt wurden
11.12.2024
-
Änderungen des Energiewirtschaftsrechts – Was kommt noch nach dem Ampel-Aus?
10.12.2024
-
Anteil der Zahlungen von Cyber-Versicherungen wegen Datenschutzverstößen steigt stetig
06.12.2024
-
Das Scraping-Urteil des BGH zum Facebook-Datenleck
04.12.2024
-
BGH begrenzt Zulässigkeit von Skonti auf verschreibungspflichtige Arzneimittel
03.12.2024
-
Microsoft Advertising haftet bei fehlender Einwilligung automatisch gesetzter Cookies
28.11.2024
-
Rückbeteiligung bei Unternehmensverkäufen: Chancen und Herausforderungen
26.11.2024