2016: Größte Rentenanpassung seit der Jahrhundertwende
Schon seit längerem zeichnet es sich ab: Rentnerinnen und Rentner können im kommenden Jahr mit einem so kräftigen Zuschlag bei ihren Bezügen rechnen wie seit fast 20 Jahren nicht mehr. Die Rede ist von vier bis fünf Prozent. Das ist der andauernd guten Wirtschaftslage in Deutschland und damit einer Rekordbeschäftigung zu verdanken - sowie einigen Sondereffekten. Doch ein solcher Rentenanstieg ist wohl eher ein einmaliger Ausreißer nach oben.
Wie ist der Rekordanstieg bei den Renten zu erklären?
Zunächst einmal mit den günstigen Konjunkturdaten. Zudem kommt mit rund 42 Millionen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten so viel Geld in die Sozialkassen wie schon lange nicht mehr. Auch stiegen die Einkommen in den vergangenen Jahren stetig. 2016 wird eine Steigerung von rund drei Prozent erwartet. Da die Durchschnittslöhne der zentrale Faktor für die Berechnung sind, waren die Renten, nach etlichen Nullrunden im vergangenen Jahrzehnt, seit 2011 wieder gewachsen - zuletzt deutlich schneller als die Inflationsrate. Die Rentner hatten also tatsächlich «mehr» in der Tasche. Und sie werden im kommenden Jahr sogar die Arbeitnehmer beim Zuwachs überholen.
Gibt es Sondereffekte?
Ja, 2016 kommen noch zwei Sondereffekte dazu. Durch eine Revision der Berechnung der Durchschnittslöhne fiel die Rentenanpassung 2015 um rund einen Prozentpunkt niedriger aus. Dieses Manko wird nun wieder ausgeglichen. Zudem wurden Anfang des Jahres die Beiträge zur Rentenversicherung um 0,2 Punkte auf 18,7 Prozent gesenkt, was bei der Rentenanpassung mit knapp 0,3 Prozentpunkten positiv zu Buche schlägt. Zum 1. Juli waren die Renten im Westen um 2,1 Prozent und im Osten um 2,5 Prozent gestiegen.
Wie wirkt sich die sich abzeichnende Erhöhung in Euro aus?
Nimmt man eine monatliche Rente von 1.200 Euro an, dann steigt sie bei fünf Prozent brutto um 60 Euro, bei vier Prozent um 48 Euro. Bei einer Rente von 1800 Euro liegt der Anstieg bei 90 beziehungsweise 72 Euro.
Wird sich die positive Entwicklung fortsetzen?
Mit Nullrunden muss so schnell keiner rechnen. Die Bundesregierung geht mittelfristig von Anhebungen zwischen 2,0 und 2,5 Prozent aus. Doch die Wirtschaft warnt, dass rein rechnerisch bis 2030 rund sechs Millionen erwerbsfähige Menschen fehlen - und damit auch Beitragszahler. Der demografische Faktor schlägt immer schneller durch. Nach Rekordrücklagen von bis zu 35 Milliarden Euro in der Rentenversicherung oder knapp zwei Monatsausgaben, zeichnet sich ab, dass die Defizite zunehmen und das Finanzpolster bis Ende 2021 auf die gesetzliche Untergrenze von 0,2 Monatsausgaben abschmilzt. Im Gegenzug sind damit Beitragserhöhungen programmiert: bis 2030 stufenweise auf 21,8 Prozent vom Bruttogehalt.
Wirkt sich der starke Flüchtlingszuzug auf die Renten aus?
Vorerst noch nicht. Sobald die Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integriert werden, zahlen sie Beiträge in die Rentenversicherung und entlasten damit die Rentenkasse. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) weist - bei aller Vorsicht - auf das große Potenzial hin: 70 Prozent der Flüchtlinge sind unter 30 Jahre und 50 Prozent unter 25. Die Arbeitgeber erhoffen sich von den Flüchtlingen zumindest eine Abmilderung des Fachkräftemangels.
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