Die psychosoziale Gesundheit pflegebedürftiger Menschen in der stationären Pflege zu erhalten, zu stärken oder wiederherzustellen ist eine besondere Herausforderung. Neurodegenerative Erkrankungen wie die Alzheimer-Demenz und die Parkinsonsche Erkrankung sind besonders häufig mit Depressionen verbunden. Depressionen gelten als relevanteste psychische Erkrankung in der stationären Pflege. Es muss von einer Prävalenz depressiver Symptome bei bis zu 50 % und von schwerer Depression bei bis zu 20 % der Pflegebedürftigen ausgegangen werden.[1]

In eine systematische Übersichtsarbeit[2] wurden sieben Primärstudien eingeschlossen, deren Interventionen eine Aktivierung von Erinnerungen, Freizeitaktivitäten und gesellschaftlicher Teilhabe umfassten. Die Studien hatten überwiegend ein hohes Verzerrungspotenzial.

Positive Effekte von Erinnerungstherapien oder Freizeitaktivitäten auf depressive Symptome und auf die fremd eingeschätzte und selbstberichtete Lebensqualität oder Lebenszufriedenheit waren statistisch nicht signifikant. Das Ausbleiben der Maßnahmen führte allerdings zur Verschlechterung depressiver Symptome bei Bewohnerinnen und Bewohnern mit Demenz. Freizeitaktivitäten in Gruppen führten im Vergleich zur Erinnerungsaktivierung zu einer Verbesserung des Wohlbefindens. Eine quasi-experimentelle Studie zur gesellschaftlichen Teilhabe zeigte eine statistisch signifikante Steigerung des Wohlbefindens und ein vermindertes Auftreten depressiver Symptome. In die Studie wurden jedoch nur 39 Teilnehmende einbezogen.

Digitale Instrumente, wie der Einsatz von Tablets, können psychosoziale Interventionen unterstützen und eventuell einen Ausgleich zur erlebten sozialen Isolation schaffen.[3]

Aus theoretischen Überlegungen lässt sich ableiten, dass die Stärkung von Resilienz und des Empfindens von Kohärenz sinnvolle Ansätze zur universellen Prävention sein können. Daraus ergibt sich die Empfehlung, pflegebedürftigen Menschen die Teilhabe an sozial anerkannten Aktivitäten zu ermöglichen.

Ziel: Stärkung der psychosozialen Gesundheit durch Stärkung der Resilienz
Maßnahme: Förderung der Teilhabe Pflegebedürftiger an sozial anerkannten Aktivitäten
Evidenz: Expertise
Erfolgsindikatoren (Teilziel 2.4): Die Anzahl der Pflegeeinrichtungen, die ein Konzept zur Stärkung psychosozialer Gesundheit vorweisen und umsetzen, ist erhöht.
Indikatoren für Wirksamkeit: gesundheitsbezogene Lebensqualität (Wohlbefinden)
[1] Jacobi, F. et al., Depressive Erkrankungen, in: Robert Koch-Institut (RKI) (Hrsg.), Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 51, 2010.
[2] Blättner, B./Glöckner, J. M./Richter, S., Psychosoziale Interventionen in der stationären Pflege. Systematische Übersicht des Effekts universeller und selektiver Prävention auf die psychische Gesundheit, in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie (2017), DOI: 10.1007/s00391-017-1231-5 (04.09.2023).
[3] Blüher, S. et al., Technik in der Pflege – Einstellungen von Professionell Pflegenden zu Chancen und Risiken neuer Technologien und technischer Assistenzsysteme. Projektbericht für das ZQP, 2019.

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