Alzheimer und Demenz: Krankheit von Senioren und Jungen

Manchmal etwas zu vergessen, gehört für ältere Menschen zum Alltag. Doch wenn das Gedächtnis häufiger versagt, die Orientierung verloren geht und sich die Persönlichkeit verändert, lautet die Diagnose oft: Demenz. An Demenz und Alzheimer können auch junge Menschen unter 65 leiden.

Demenz ist keine Krankheit, die nur alte Menschen trifft. Auch Junge sind davon betroffen. Für sie ist es meist noch schlimmer: Ihr Körper ist noch fit, der Kopf weiß nur nichts mehr damit anzufangen. Mehr als 50 Formen der Erkrankung gibt es. Am Welt-Alzheimer-Tag am 21. September wird über die vielschichtige Krankheit informiert.

Demenz junger Menschen

Nach Angaben des Bundesfamilienministeriums leiden rund 1,4 Mio. Menschen in Deutschland daran - Tendenz steigend. Fast immer sind, wie bei der bekannten Alzheimer-Krankheit, Menschen ab 65 Jahren betroffen. Doch auch Jüngere können an einer Demenz erkranken: "Diese Menschen fallen völlig aus dem Alltag", umschreibt es Prof. Richard Dodel von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Wer unter 65 ist, steht meistens noch im Berufsleben, ist in feste Terminpläne eingebunden und gilt noch nicht als Senior. Kollegen, Freunde und Familie denken nicht direkt an eine Krankheit, wenn sich das Verhalten auffällig ändert.

Symptome der Frontotemporale Demenz

Doch dieses Symptom ist charakteristisch für die Frontotemporale Demenz, kurz FTD. Wie bei allen Formen der Demenz sterben dabei Gehirnzellen, in diesem Fall im Stirnhirn (Frontalhirn) und im Schläfenlappen (Temporalhirn). "5 bis 10 % aller Demenzkranken leiden an einer Form der FTD", erläutert DGN-Experte Richard Dodel, Neurologie-Professor.

Demenz kann zu Persönlichkeitsveränderungen führen

"Bei der Frontotemporalen Demenz können Persönlichkeitsveränderungen, Verhaltens- und Sprachstörungen auftreten", sagt Prof. Dodel. Das zeigt sich sehr unterschiedlich:

Betroffene werden fahrig, apathisch, aggressiv, enthemmt. Sie selbst registrierten die Persönlichkeitsveränderung in der Regel nicht, für das Umfeld sind sie extrem belastend. "Es ist der gleiche Organismus, aber ein anderer Mensch", umschreibt es Prof. Christian Haass, Demenzforscher im Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE).

Orientierungslosigkeit aufgrund Alzheimer-Krankheit

Bei der Alzheimer-Krankheit, an der zwei Drittel der Demenz-Betroffenen leiden, lassen die kognitiven Fähigkeiten nach. Zu den typischen Erinnerungslücken kommen Orientierungslosigkeit und Konzentrationsschwächen. "Die Krankheit ist vermutlich schon rund 20 Jahre vor Auftreten der Symptome angelegt", erklärt der Biochemiker Haass.

Auch Alzheimer trifft Jüngere

Auch Alzheimer trifft vereinzelt jüngere Menschen. "Dabei handelt es sich immer um eine erbliche Veranlagung", sagt Haass. Vom Hausarzt wird ein Patient mit Demenzverdacht zum Neurologen, Psychologen oder zur Gedächtnisambulanz, auch "Memory Clinic" genannt, geschickt. Dort wird gezielt auf Demenz untersucht. Eine detaillierte neuropsychologische Testung, Blutuntersuchungen, sowie eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes runden das Bild ab.

Demenz als Folge anderer Krankheiten

"Damit werden vor allem organische Ursachen für eine Demenz ausgeschlossen", erklärt Prof. Dodel. Denn in allen Altersgruppen kann Demenz auch die Folge von anderen Krankheiten sein, etwa einer Durchblutungs- oder Schilddrüsenstörung und von Schlaganfällen. Ist die primäre Erkrankung behandelbar, bessert sich in der Regel auch die Demenz.

Alzheimer und Demenz sind unheilbar

Alzheimer, FTD und die meisten anderen Arten der fortschreitenden Demenz sind jedoch nicht heilbar - auch wenn die Forschung immer neue Erkenntnisse gewinnt. Umso wichtiger ist daher die Betreuung, die laut Bundesfamilienministerium zu 2 Dritteln Angehörige übernehmen. "Gerade bei jüngeren Betroffenen ist es schwierig, sich auf die Einschränkungen einzulassen", erklärt eine Sozialarbeiterin der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft (DalzG).

Körperlich fit trotz Frontotemporaler Demenz

Frühe Erkrankungen wie FTD spielen bei der Selbsthilfe eine große Rolle. Anders als bei Erkrankten im Ruhestand sind dabei zum Beispiel auch die Versorgung von Kindern oder die Regelung der Altersvorsorge noch ein Thema. Auch sind die Frühbetroffenen in der Regel körperlich fitter, denn das Kleinhirn, zuständig für die grundlegenden Körperfunktionen, ist vom Zelltod nicht betroffen

Sport gegen Fortschreiten der Demenz

Körperliche Fitness ist für Betreuer eine besondere Herausforderung. Für die Betroffenen ist sie eine Chance: "Sport ist das Einzige, was man gegen Demenz machen kann", sagt Prof. Haass. "Es ist durch Tierversuche belegt, dass körperliche und geistige Betätigung die Demenz zwar nicht verhindert, aber den Verlauf hinauszögert." Das ist für Betreuer oft von elementarer Bedeutung, denn bei dieser unheilbaren Erkrankung hilft alles, was länger funktioniert: Orientierung, Ernährung und Körperhygiene.

Demenz begünstigt Sekundärerkrankungen

Geistige und körperliche Anregung sollte es für Patienten immer geben, auch in einem Heim.

Walking-Gruppen oder Tanzkurse sind ebenfalls denkbar und helfen auch den pflegenden Angehörigen, weil sie den schwierigen Alltag auflockern. "Es gibt auch Urlaubsangebote speziell für Patienten und Betreuer, gemeinsam und getrennt", so die Sozialarbeiterin. Solche Angebote sind wichtig, denn die Demenz wird immer schwerer. Sie selbst ist nicht tödlich. Aber sie begünstigt Sekundärerkrankungen, an denen auch Frühbetroffene schon innerhalb von 3 Jahren sterben können.

dpa

Schlagworte zum Thema:  Demenz, Arbeitsunfähigkeit, Pflegeversicherung