Zusammenfassung
Fällt eine Maschine oder ein anderes langlebiges Wirtschaftsgut plötzlich aus, stellt sich die Frage, wie ein Unternehmen reagieren soll. Grundsätzlich kommen zwei Optionen in Betracht: Reparatur oder Neuanschaffung. Beide Fälle führen zu hohen Auszahlungen und es muss schnell geprüft werden, was sich betriebswirtschaftlich eher lohnt.
Der Beitrag zeigt eine in erster Linie pragmatische und leicht umzusetzende Möglichkeit, wie Unternehmen in einer solchen Lage die beste Option ermitteln können. Zum Beitrag gehört die Excel-Arbeitshilfe "Anlagenausfall – Handlungsoptionen bewerten".
1 Kurzzeitiger Anlagendefekt – Welche grundlegenden Handlungsoptionen mit Vor- und Nachteilen gibt es?
Fallen eine Maschine oder ein anderes langlebiges Wirtschaftsgut kurzfristig aus, etwa durch einen Defekt oder Unfall, muss geprüft werden, ob sich eine Reparatur lohnt und eine weitere Nutzung oder alternativ eine Neuanschaffung günstiger ist. Ein Problem ist, dass ein Unternehmen sofort aktiv werden muss und eine Entscheidung nicht über einen längeren Zeitraum planen und vorbereiten kann.
In beiden Fällen entstehen hohe – ungeplante – Auszahlungen für Reparatur oder Neuanschaffung. Meist fallen bei Reparaturen absolut gesehen niedrigere Auszahlungen an und je nach Anlage lässt sich der Wiederbetrieb schneller realisieren; bei Neuanschaffungen sind oft längere Lieferfristen zu berücksichtigen. Für eine Neuanschaffung spricht, dass bei gleichartigen Anlagen die Betriebskosten oft niedriger sind. Und verfügt die Maschine über mehr Kapazitäten, kann evtl. mehr verkauft werden – entsprechende dauerhaft gegebene Nachfrage vorausgesetzt.
Wesentliche Vor- und Nachteile von Neuanschaffungen – und umgekehrt für Reparaturen – zeigt die nachstehende Übersicht.
Vorteile |
Nachteile |
Geringere Energiekosten |
Höhere Auszahlungen für Neuanlagen |
Geringere Personalkosten |
Höhere Anforderungen an das Bedienpersonal |
Weniger Rüst- und Stillstandzeiten |
Oft längere Lieferzeiten |
Weniger Reparatur- und Instandhaltungskosten |
Kurzfristig mehr Produktions- und Verkaufsausfälle |
Ggf. höhere Produktionskapazitäten |
(Weitgehende) Sicherheit in Bezug auf weitere kurzfristige Ausfälle und Reparaturkosten bei Weiterbetrieb Altanlage |
Erfüllung der neuesten Umwelt- und Gesetzesstandards |
Unsicherheit in Bezug auf evtl. höhere Verkaufsmengen |
Erwerb der neuesten Technologie mit Potenzial zu mehr Digitalisierung / Automatisierung |
(Weitgehende) Sicherheit in Bezug auf den Erfüllungsgrad künftiger Umweltstandards (ggf. wird ein Austausch der Altanlage in wenigen Jahren ohnehin fällig) |
2 Grundlegende Gegenüberstellung Reparatur versus Investition
Für den Fall, dass eine Anlage kurzfristig ausfällt, müssen zeitnah verschiedene Optionen geprüft werden. Zunächst gilt es festzustellen, ob sich eine Reparatur überhaupt noch lohnt oder ob ein wirtschaftlicher Totalschaden vorliegt. Das ist der Fall, wenn die erwartenden Kosten inkl. Reparatur höher sind als der zu erwartende Nutzen, der sich aus dem erwarteten Resterlös und den in der verbleibenden Nutzungsdauer erwirtschaftetem Gewinn ergibt.
Eine absolut präzise Berechnung ist kaum möglich, wohl aber eine fundierte Schätzung. Dazu werden folgende Daten benötigt:
- Geschätzter Restwert bei einem Verkauf zum Zeitpunkt des Schadenseintritts ohne Reparatur bzw. dem Zeitpunkt des möglichen Verkaufs (Abzinsungszeitpunkt).
- Mögliche Restlaufzeit des Anlageguts in Jahren nach Durchführung der Reparatur.
- Ein interner Kalkulationszinssatz oder der aktuelle Zinssatz der Bank für neue Kredite, mit denen künftige Erträge und Kosten auf den Zeitpunkt des Schadens oder Reparatur abgezinst werden.
- Die für die Restlaufzeit voraussichtlich möglichen Erlöse und Kosten (Gewinn oder Verlust) unter Berücksichtigung der Zeitdauer der Reparaturzeit. Häufig ist es in der Praxis so, dass es eine bestimmte Zeit braucht, bis die Reparatur durchgeführt werden kann. Das kann zu Umsatzeinbußen, aber auch zu Kostenreduzierungen vor allem bei den variablen Kosten führen.
- Die voraussichtlichen Reparaturkosten zum Abzinsungszeitpunkt. Gibt es eine Versicherung, die einen Teil der Kosten oder Umsatzausfälle übernimmt, kann der Betrag entsprechend gekürzt werden.
In der Excel-Arbeitshilfe "Anlagenausfall – Handlungsoptionen bewerten" können diese Daten in das Tabellenblatt Totalschaden eingegeben werden (Abb. 1). Übersteigen die Reparaturkosten die möglichen, auf den Zeitpunkt des Schadens abgezinsten Gesamterträge inklusive Restverkaufswert, liegt ein (wirtschaftlicher) Totalschaden vor, wie es im Beispiel zu sehen ist. Hier weist die Arbeitshilfe dann den Text "Totalschaden" aus. Im umgekehrten Fall erscheint "Kein Totalschaden" und man kann die Anlage noch weiterbetreiben – soweit während der Restnutzungsdauer keine weiteren Störfälle oder Reparaturen auftreten.
Abb. 1: Auszug Tabellenblatt Totalschaden
Statische Betrachtung zur Vereinfachung
Im Kern handelt es sich bei der Lösung um eine statische Betrachtung und man muss mit Mittelwerten arbeiten. Dennoch sollten die Ergebnisse auf den Schadenszeitpunkt abgezinst werden, um eine genauere Bewertung zu erhalten, da Erträge in der Zukunft heute weniger wert sind. W...