Alexandra Pung, Ewald Dötsch
Tz. 64
Stand: EL 113 – ET: 03/2024
Von der OG erbrachte Az (dazu s Tz 48ff) sind unzweifelhaft Leistungen iSd § 27 Abs 1 KStG. Die Frage, ob eine solche Az aus dem (eigenen) stlichen Einlagekonto finanziert werden kann, beantwortet sich nach § 27 Abs 1 S 3 KStG. Danach gilt das Einlagekonto nur insoweit als verwendet, als die Leistung den auf dem Schluss des vorangegangenen Wj ermittelten ausschüttbaren Gewinn (Summe des EK ./. Nenn-Kap ./. Bestand des Einlagekontos; s § 27 Abs 1 S 5 KStG) übersteigt.
Hat die OG aus vororganschaftlicher Zeit weder Gewinn- noch Kap-Rücklagen in die Organschaftszeit "mitgebracht", ergibt sich bei ihr während der gesamten Organschaftszeit kein ausschüttbarer Gewinn, weil sich der nicht dem GAV unterliegende Gewinnanteil, aus dem die Az finanziert wird, und die Verpflichtung zur Leistung der Az (zuz KSt) sich von Jahr zu Jahr mit +/– 0 ausgleichen. Bei Vorhandensein eines Bestands beim Einlagekonto wäre nach § 27 Abs 1 S 3 KStG jährlich darauf zurückzugreifen. Da § 27 KStG das Negativwerden des Einlagekontos jedoch nicht zulässt (s § 27 KStG Tz 58), hat der Minderheitsgesellschafter die Az nach den Regeln des Teil-Eink-Verfahrens zu versteuern.
Nach Auff von Frotscher (in F/D, § 16 KStG Rn 57) handelt es sich nicht um eine Ausschüttungsverbindlichkeit, sondern um eine gewöhnliche Verbindlichkeit, weil die Az eine nabzb BA ist. Nach dieser Auff kann eine Ausschüttungsverbindlichkeit den Gewinn, der schließlich gerade ausgeschüttet werden soll, nicht mindern. UE handelt es sich, da die Az trotz der Hinzurechnung gem § 4 Abs 5 Nr 9 EStG sowohl auf Ebene der OG als auch auf Ebene des Minderheitsgesellschafters als GA zu behandeln ist, gleichwohl um eine Ausschüttungsverbindlichkeit. So offensichtlich auch die Fin-Verw.
Tz. 65
Stand: EL 113 – ET: 03/2024
Verfügt die OG über ein in vororganschaftlicher Zeit gebildetes Einlagekonto oder werden ihr während der Organschaftszeit Einlagen zugeführt, führen die von der OG gewährten Az gem § 27 Abs 1 S 3 KStG mangels eines ausschüttbaren Gewinns zu deren Finanzierung aus dem Einlagekonto; der Minderheitsgesellschafter erzielt insoweit einen nach § 20 Abs 1 S 1 Nr 1 S 3 EStG stfreien Kap-Ertrag (glA s Rödder/Joisten, in R/H/N, 2. Aufl, § 16 KStG Rn 75). Gleichzeitig wandelt sich jedoch iHd Einlagerückzahlung das in der St-Bil der OG ausgewiesene EK (idR Kap-Rücklage) in ausschüttbaren Gewinn um.
Beispiel:
a) Sachverhalt:
Mit Wirkung ab dem 01.01.02 wird eine TG, an der der Hauptgesellschafter mit 80 % und Minderheitsgesellschafter zu 20 % beteiligt sind, organschaftlich eingebunden.
StBil der TG zum 31.12.01 |
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Aktiva |
30 |
Nenn-Kap |
10 |
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Kap-Rückl |
20 |
Stliches Einlagekonto 31.12.01 = 20 |
In 02 und in 03 erwirtschaftet die OG jeweils einen Gewinn iHv 100, der zu 80 % an den OT abgeführt wird und aus dem im Übrigen (20 %) die Az zuzgl der von der OG zu entrichtenden KSt finanziert werden.
b) Stliche Behandlung für 02:
St-Bil 31.12.02 |
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Aktiva alt |
30 |
Nenn-Kap |
10 |
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Kap-Rückl |
20 |
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Zugang aus Gewinn 02 |
100 |
GAV-Verpflichtung |
80 |
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Verpflichtung aus Az + KSt |
20 |
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Leistung iSd § 27 Abs 1 KStG in 03für 02 |
= 20 |
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: |
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Summe EK |
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30 |
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– 10 |
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– 20 |
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0 |
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Folglich sind die in 03für 02 geleisteten Az mit dem stlichen Einlagekonto zu verrechnen |
– 20 |
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Bestand 31.12.03 |
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0 |
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c) Stliche Behandlung für 03:
St-Bil 31.12.03 |
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Aktiva alt |
30 |
Nenn-Kap |
10 |
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Kap-Rückl |
20 |
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Zugang aus Gewinn 03 |
100 |
GAV-Verpflichtung |
80 |
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Verpflichtung aus Az + KSt |
20 |
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Leistung iSd § 27 Abs 1 KStG in 04für 03 |
= 20 |
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Ausschüttbarer Gewinn 31.12.03: |
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Summe EK |
30 |
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– 10 |
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0 |
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20 |
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Folglich steht zur Finanzierung der in 04für 03 gewährten Az trotz unverändertem Ausweis einer Kap-Rücklage in der Bil der OG ein Bestand des Einlagekontos nicht mehr zur Verfügung; die Az unterliegen bei den Minderheitsgesellschaftern der Teil-Eink-Besteuerung. Durch den Verbrauch des Einlagekontos hat sich die stliche Qualität der Kap-Rücklage von einer Einlage in einen Bestandteil des ausschüttbaren Gewinns umgewandelt.
Ausschüttbarer Gewinn ist bei der OG auch in dem Umfang vororganschaftlich gebildeter Gewinnrücklagen vorhanden. Noch nicht ausgeglichene vororganschaftliche Verluste der OG können zu einem "negativen" ausschüttbaren Gewinn iSd § 27 Abs 1 S 5 KStG führen (dazu s § 27 KStG Tz 70: Nullansatz).
Tz. 66
Stand: EL 113 – ET: 03/2024
Im Fachschrifttum (s Frotscher, F/D, § 16 KStG Rn 56; s Nolting/Voßkuhl, DB 2007, 2223) wird uE mit Recht darauf hingewiesen, dass die Finanzierung einer Az aus dem stlichen Einlagekonto an sich systemwidrig ist. Wenn § 16 KStG, wie in Tz 4ff erläutert, sicherstellen soll, dass sich bei einer Gesamtbetrachtung von OG und natürlichen Personen als AE eine kombinierte St-Belastung mit einer KSt an der Quelle (OG) und der Besteuerung nach dem Halb- bzw Teil-Eink-Verfahren auf AE-Seite ergibt, dann funktioniert dieses System nicht in Jahren, in denen die Az aus dem Einlagekont...