Alexandra Pung, Fabian Bernhagen
4.2.1 Veräußerung des Betriebs
Tz. 35
Stand: EL 106 – ET: 06/2022
Die Fin-Verw wendet für die Frage, ob der Betrieb veräußert worden ist, uE zutr die allg Grundsätze zu § 16 EStG an (s UmwSt-Erl 2011 Rn 18.06). Nach R 16 Abs 1 EStR 2020 liegt eine Veräußerung des ganzen Gew vor, wenn der Betrieb mit seinen wes Grundlagen gegen Entgelt in der Weise auf einen Erwerber übertragen wird, dass der Betrieb als geschäftlicher Organismus fortgeführt werden kann. GlA s Trossen (in R/H/vL, 3. Aufl, § 18 UmwStG Rn 62); s Schmitt (in S/H, 9. Aufl, § 18 UmwStG Rn 43); s Bohnhardt (in H/M/B, 5. Aufl, § 18 UmwStG Rn 141); s Bartelt (in Eisgruber, 2. Aufl, § 18 UmwStG Rn 95); s Schnitter (in F/D, § 18 UmwStG Rn 80, 82); s Klingberg (in B/H, § 18 UmwStG Rn 43); und s Schießl (in W/M, § 18 UmwStG Rn 218). AA s Patt (FR 2000, 1115, 1118), der den Begriff der Betriebsveräußerung nach gewstlichen Grundsätzen bestimmen will.
Schnitter (in F/D, § 18 UmwStG Rn 80, 81) weist zutr darauf hin, dass es für die Anwendung des § 18 Abs 3 UmwStG unerheblich ist, ob die Veräußerung aufgr einer Zwangs- oder Notlage erfolgt und ob der Aufgabe- oder VG nach § 16 EStG begünstigt ist oder nicht.
Die Anwendung des § 18 Abs 3 S 1 UmwStG setzt voraus, dass alle wes Betriebsgrundlagen entgeltlich übertragen werden. Für den Begriff der wes Betriebsgrundlage ist uE auf § 16 EStG (funktionale und quantitative Betrachtungsweise) und nicht auf §§ 15, 20 UmwStG (rein funktionale Betrachtungsweise) abzustellen. GlA s Trossen (in R/H/vL, 3. Aufl, § 18 UmwStG Rn 62); s Bohnhardt (in H/M/B, 5. Aufl, § 18 UmwStG Rn 144); s Schnitter (in F/D, § 18 UmwStG Rn 82); s Bartelt (in Eisgruber, 2. Aufl, § 18 UmwStG Rn 95); s Möllmann/Carstens (in FGS/BDI, UmwSt-Erl 2011, 303); und s Schmitt (in S/H, 9. Aufl, § 18 UmwStG Rn 43). Wegen der Differenzierung s § 15 UmwStG Tz 96 und s § 20 UmwStG Tz 89ff.
Wegen des Begriffs des Betriebs s Tz 49 und s § 20 UmwStG Tz 22ff.
Nach uE zutr Verw-Auff erfasst § 18 Abs 3 UmwStG auch den Fall der Veräußerung eines Betriebs gegen wiederkehrende Bezüge, wobei für Zwecke des § 18 Abs 3 UmwStG das Wahlrecht nach R 16 Abs 11 EStR 2020 kraft ausdrücklicher ges Regelung in diesen Fällen nicht besteht (s UmwSt-Erl 2011 Rn 18.06 und s Patt, FR 2000, 1115, 1122). Ebenso s Urt des BFH v 17.07.2013 (BStBl II 2013, 883); s Schmitt (in S/H, 9. Aufl, § 18 UmwStG Rn 51); s Trossen (in R/H/vL, 3. Aufl, § 18 UmwStG Rn 62); s Nöcker (FR 2013, 1009); s Förster (BFH/PR 2013, 472); s Kratzsch (KSR direkt 2013, 7); s Schimmele (GmbH-StB 2013, 365); s Möllmann/Carstens (in FGS/BDI, UmwSt-Erl 2011, 303); s Bartelt (in Eisgruber, 2. Aufl, § 18 UmwStG Rn 95); und s Schnitter (in F/D, § 18 UmwStG Rn 84a). AA s Neu/Hamacher (DStR 2010, 1453, GmbHR 2012, 280, 284 und GmbHR 2013, 1162); s Neu/Schiffers/Watermeyer (GmbHR 2011, 729, 738); s Benno Fischer (in Schneider/Ruoff/Sistermann, UmwSt-Erl 2011 H 18.22); und s IDW (Ubg 2011, 549, 566). Gleiches gilt für Zwecke des § 18 Abs 3 UmwStG bei einer Veräußerung eines Betriebs gegen Ratenzahlungen iSd H 16 Abs 11 "Ratenzahlungen" EStH 2020. Ebenfalls hierzu s Tz 61.
Nach Auff des Nds FG (s Urt des Nds FG v 28.04.2009, EFG 2009, 1691, das Rev-Verfahren wurde nach Rücknahme der Rev eingestellt, s Beschl des BFH v 12.10.2011 – Az: IV R 26/09) ist die Veräußerung sämtlicher MU-Anteile in sachlichem und zeitlichem Zusammenhang der Veräußerung des Betriebs gleichzustellen.
Wegen der Behandlung einer sog Zebragesellschaft s Tz 65.
Wegen des Verhältnisses von § 7 S 2 Nr 1 GewStG zu § 18 Abs 3 S 1 UmwStG s Tz 76.
Tz. 36
Stand: EL 106 – ET: 06/2022
Keine Veräußerung ist die unentgeltliche Übertragung nach § 6 Abs 3 EStG. In diesem Fall ist der Rechtsnachfolger nach zutr Verw-Auff (s UmwSt-Erl 2011 Rn 18.08) für den Rest der Fünf-Jahres-Frist der Vorschrift des § 18 Abs 3 UmwStG unterworfen. GlA s Bohnhardt (in H/M/B, 5. Aufl, § 18 UmwStG Rn 156); s Centrale-Gutachtendienst (GmbHR 2001, 236); s Trossen (in R/H/vL, 3. Aufl, § 18 UmwStG Rn 63); s Schnitter (in F/D, § 18 UmwStG Rn 86); s Bartelt (in Eisgruber, 2. Aufl, § 18 UmwStG Rn 100); und s Wacker (DStZ 2002, 458). AA s Schmitt (in S/H, 9. Aufl, § 18 UmwStG Rn 52).
Der BFH hat für die unentgeltliche Übertragung eines MU-Anteils (s § 18 Abs 3 S 2 UmwStG) im Wege des Erbfalls entschieden (s Urt des BFH v 11.12.2001, BStBl II 2004, 474), dass der Rechtsnachfolger für den Rest der Fünf-Jahres-Frist den Sanktionen des § 18 Abs 3 UmwStG unterliegt. Auch in seinem Urt v 28.04.2016 (BStBl II 2016, 725 Rn 17) hat der BFH klargestellt, dass die GewSt-Verstrickung des § 18 Abs 3 UmwStG innerhalb der Fünf-Jahres-Frist nur durch eine Aufdeckung der stillen Reserven gelöst wird. Soweit das BV der Kap-Ges von der übernehmenden Pers-Ges (Pers-Ges I) auf eine andere Pers-Ges (Pers-Ges II) übertragen wird, ohne dass dabei alle stillen Reserven aufgedeckt worden sind, unterliegen auch die Gewinne aus der (Weiter-)Veräußerung des (Teil-)Betriebs oder (Teil-)Anteils an der anderen Pers-Ges (Pers-Ges II) innerhalb der Fünf-Jahres-Frist der GewS...