In Gesprächen im beruflichen Kontext gibt es oft einen Gesprächsführer und einen Gesprächsteilnehmer/Gesprächspartner. Zwischen Führungskraft und Mitarbeiter ist der Gesprächsführer häufig die Führungskraft, aber nicht zwangsläufig.
Inwieweit die Führungskraft als Gesprächsführer überzeugend wirkt, hängt davon ab, welche grundlegende Lebenseinstellung dieser gegenüber sich selbst und gegenüber dem Gesprächspartner bzw. Mitarbeiter hat. Die Grundeinstellung ist eine weitgehend konstante Haltung und bestimmt die Art und Weise, wie wir uns selbst und andere wahrnehmen.
Eric Berne beschreibt vier unterschiedliche Haltungen ab, die die Einstellung und den Umgang mit anderen bestimmen:
- Ich bin o.k., du bist o.k.
- Ich bin nicht o.k., du bist o.k.
- Ich bin o.k., du bist nicht o.k.
- Ich bin nicht o.k., du bist nicht o.k.
Grundeinstellungen
"O.k." bedeutet: Ich selbst / der andere mit den jeweiligen persönlichen Eigenschaften, Stärken und Schwächen verdienen Wertschätzung und Vertrauen.
"Nicht o.k." heißt: Ich habe wenig Vertrauen in meine Fähigkeiten bzw. in den anderen.
Abb. 1: Die vier Grundeinstellungen zu sich und anderen
Ich bin o.k., du bist o.k.
Gesprächsführer mit dieser Grundhaltung nehmen Situationen realistisch wahr, sind entscheidungsbereit und können Verantwortung tragen. Sie sind offen für Erfahrungen und Veränderungen. Sie vertrauen in die Fähigkeiten und die Motivation ihrer Gesprächspartner. Sie räumen Handlungsspielräume ein und greifen dann lenkend ein, wenn gemeinsame Ziele gefährdet sind. Dies ist der Idealfall bei zwischenmenschlichen Beziehungen und der Kommunikation auf Augenhöhe und die gesündeste und konstruktivste Form der Zusammenarbeit. Beide Parteien sehen sich selbst und den anderen als wertvoll und kompetent an.
Typisches Führungsverhalten:
- Fördert offene Kommunikation und gegenseitigen Respekt.
- Delegiert Aufgaben und vertraut auf die Fähigkeiten des Teams.
- Unterstützt und motiviert Mitarbeiter, ihre Stärken einzusetzen.
Tipps zur Verbesserung:
- Regelmäßiges Feedback geben und empfangen.
- Anerkennung und Wertschätzung ausdrücken.
- Konflikte konstruktiv lösen und auf gemeinsame Lösungen hinarbeiten.
Ich bin o.k., du bist nicht o.k.
Gesprächsführer mit dieser Grundhaltung neigen zu einem direktiven Führungsverhalten. Sie erteilen Anweisungen und legen bei der Ergebnisbewertung nur ihre eigenen Maßstäbe an. Lob und Anerkennung werden vorenthalten aus der Befürchtung, der Gesprächspartner könnte einen Vorteil daraus ziehen oder das Verhalten als Schwäche auslegen. Häufig fühlen sich diese Gesprächspartner innerlich überlegen und die Mitarbeiter als unterlegen oder inkompetent. Dies führt ggf. zu Misstrauen, "es lieber selbst machen wollen" und ggf. zur Abwertung des Gesprächspartners.
Typisches Führungsverhalten:
- Autoritärer Führungsstil, der auf Kontrolle und Anweisungen setzt.
- Mangel an Vertrauen in die Fähigkeiten der Mitarbeiter.
- Tendenz zu Kritik und Schuldzuweisungen.
Tipps zur Verbesserung:
- Selbstreflexion betreiben und die eigenen Vorurteile hinterfragen.
- Vertrauen in die Mitarbeiter aufbauen, indem man ihnen Verantwortung überträgt.
- Schulungen und Coaching anbieten, um die Kompetenzen des Teams zu stärken.
Ich bin nicht o.k., du bist o.k.
Diese Grundeinstellung bewirkt, dass sich ein Gesprächsführer anderen unterlegen fühlt. Er delegiert nicht, um Forderungen und Kontrolle gegenüber dem Gesprächspartner zu vermeiden, und bemüht sich, Konflikte und Auseinandersetzungen nach Möglichkeit zu umgehen. Für Misserfolge schreibt er sich selbst die Verantwortung zu, um Gesprächspartner nicht mit Fehlern oder Defiziten konfrontieren zu müssen. Der Gesprächsführer sieht sich selbst als minderwertig und die Mitarbeiter als überlegen.
Typisches Führungsverhalten:
- Unsicherheit und mangelndes Selbstvertrauen.
- Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen.
- Übermäßige Abhängigkeit von den Meinungen und Entscheidungen der Mitarbeiter.
Tipps zur Verbesserung:
- Selbstbewusstsein durch Weiterbildung und Coaching stärken.
- Klare Ziele setzen und Entscheidungen konsequent treffen.
- Unterstützung und Feedback von Kollegen und Mentoren suchen.
Ich bin nicht o.k., du bist nicht o.k.
Menschen mit dieser Grundeinstellung fehlen Selbstsicherheit und Verantwortungsbereitschaft, um selbst Entscheidungen zu treffen. Gleichzeitig verfügen sie nicht über Vertrauen in die Fähigkeiten anderer. Sie erwarten Misserfolg und verhalten sich statisch. Diese Haltung ist die destruktivste. Beide Parteien sehen sich selbst und den anderen als wertlos und inkompetent an.
Typisches Führungsverhalten:
- Pessimismus und Resignation.
- Mangel an Motivation und Engagement.
- Konflikte und negative Kommunikation dominieren.
Tipps zur Verbesserung:
- Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen (z. B. Coaching oder Therapie).
- Positive Erlebnisse und Erfolge bewusst wahrnehmen und feiern.
- Ein unterstützendes Netzwerk aufbauen, das positive Rückmeldungen gibt.
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