Am wichtigsten erscheint auf den ersten Blick die Messung des Produktionsergebnisses ("Output"). Denn ein Verfehlen der Produktionsziele wird von Unternehmensleitung und Kunden unmittelbar wahrgenommen und deshalb besonders negativ bewertet. Dies gilt dabei für die
- Erbringung der in Auftrag gegebenen Produktionsmenge,
- Einhaltung der geforderten Produktionsqualität,
- Einhaltung der vereinbarten Liefertermine,
- Einhaltung der geplanten Produktionskosten,
- Erreichung der angestrebten Produktivität.
2.2.1 In Auftrag gegebene Produktionsmenge
Produktionsleistung in Stück und in Euro
Inwieweit die in Auftrag gegebene absolute Produktionsmenge gefertigt wurde, lässt sich relativ einfach aus den Betriebsdatenerfassungssystemen einer Fertigung meist tagesgenau ablesen. Relevant sind dabei selbstverständlich nur die Gut-Stückzahlen, also alle fehlerfrei gefertigten Erzeugnisse. Dabei sollte die geplante oder erbrachte Produktionsleistung mit Blick auf das oftmals heterogene Produktspektrum in Euro bewertet werden. Erzeugnisse sind hier zu Fertigungsstückzahlen mit den Stückherstellkosten zu multiplizieren und müssen anschließend über das gesamte Produktionsspektrum kumuliert werden.
Produktionsleistung (in Stück) |
= |
Anzahl der fehlerfrei produzierten Menge |
Produktionsleistung (in EUR) |
|
∑ (Anzahl der fehlerfrei produzierten Menge * Herstellkosten pro Stück)j |
|
|
mit: j = Produkt oder Erzeugnis |
Abb. 5: Kennzahl "Produktionsleistung"
2.2.2 Produktionsqualität
Ausschuss
Das 2. wichtige Produktionsziel gilt der Einhaltung der geforderten Produkt- und Prozessqualität. Zur Messung können hier Absolutgrößen wie Ausschussstückzahlen und Ausschusskosten herangezogen werden. Diese entstehen durch fehlerhaft gefertigte Teile oder Endprodukte, die nicht mehr repariert oder nachgebessert werden können, sondern verschrottet werden müssen. Setzt man diese Fehlermengen oder -kosten ins Verhältnis zur Produktionsleistung, erhält man die relative Größe "Ausschussquote in %", die dann den direkten Vergleich zwischen verschiedenen Fertigungsbereichen ermöglicht.
Weitere Qualitätskennzahlen
Weitere wichtige Messgrößen der Produktionsqualität (jeweils in EUR; in % der Produktionsleitung; jeweils einer Periode) können sein:
- Umfang der Nacharbeitskosten,
- Kosten des Fertigungsmaterialschwunds (sog. "Nachbezug").
- Zusatzkosten wegen fertigungsorganisatorischer Probleme (oft auch als Mehrlohnkosten bezeichnet, z. B. aufgrund ungeplanter Fertigungsunterbrechungen oder -stillstände wegen technischer Störungen, unzureichende Materialdisposition),
- Umfang der Prüfkosten,
- Höhe der Fehlerverhütungskosten (z. B. Kosten der Qualitätssteuerung, Prüfplanung, Qualitätsschulung, Lieferantenbeurteilung).
Abb. 6: Kostenbasierte "Qualitäts"-Kennzahlen
2.2.3 Liefererfüllung bzw. Termintreue
Sondertransporte
Des Weiteren wird der Einhaltung der zugesagten Fertigungs- und Liefertermine ein hoher Stellenwert beigemessen. Aus diesem Grund werden in manchen Unternehmen die oftmals sehr hohen Kosten für Sondertransporte in Kauf genommen. Diese entstehen, um lieferkritische Teile abweichend vom regulären Transportmittel per Taxi, Hubschrauber oder Flugzeug zum Kunden zu bringen und um so die Liefertermine zu wahren. Es liegt deshalb auf der Hand, diese Kosten als eigenständige Kennzahl zu nutzen.
Liefererfüllungsgrad
Standardmäßig wird die Termintreue eher über den Liefererfüllungsgrad gemessen, bei dem die Anzahl termingerechter Aufträge ins Verhältnis zur Gesamtzahl der Aufträge gesetzt wird. Zu früh fertiggestellte Aufträge sind hierbei im Übrigen ebenfalls negativ zu bewerten, da diese zum Aufbau von Fertigwarenbeständen führen, was wiederum die Kapitalbindungskosten ansteigen lässt. Alternativ kann man auch die zugesagten und die realisierten Liefertermine vergleichen. Die daraus resultierende Zeitdifferenz kann in Tagen (z. B. 8 Tage Terminüberschreitung) oder als Index in % (z. B. 102 %; 2 % Zeitverzug) wiedergegeben werden. Dabei haben %-Werte stets den Vorteil, übergreifend als Vergleichsgröße herangezogen werden zu können. Und sie lassen sich als gewichteter Durchschnittswert zu einer Kennzahl verdichten, die die Termintreue des Gesamtwerks beurteilen hilft (vgl. Abb. 7).
Abb. 7: Gewichtete durchschnittliche Terminabweichung
2.2.4 Produktionskosten
Kostenkennzahlen "Preisabweichung" und "Mengenabweichung"
Mit der Analyse von Produktionskosten bewegt sich der Controller schließlich in seinem angestammten Aufgabengebiet. Hierzu gehört der regelmäßig kostenartenweise Vergleich sämtlicher Einzelkosten, also der Materialeinzel- und der Fertigungseinzelkosten. Die Analyse von Preisabweichungen (= Differenz zwischen geplanten und tatsächlichen Einstandspreisen bzw. Tarifen) sowie die Analyse von Mehrkosten aufgrund veränderter Einsatzmengen (= Mengenabweichung; Mehr-/Minderkosten durch erhöhte/reduzierte Fertigungszeiten, Veränderungen der Stücklisten) gehören hier zum Standardrepertoire des Produktionscontrollings. Letztere wird in der Praxis oftmals auch einfach als "Ratio" bezeichnet. Kostenarten- und kostenträgerspezifische Preis- und Mengenabweichungen sind en...