Dorothée Gierlich, Dr. Ingo Heuel
Steuerlich ist zwischen der Besteuerung der Erträge aus dem Lending, Staking, Minting, Yield Farming oder als Masternode und der möglichen Auswirkung des § 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 Satz 4 EStG auf die in das Lending oder Staking hingegebenen Coins zu unterscheiden. Insbesondere bei Masternodes ist – wie beim Mining stets zu prüfen, ob eine gewerbliche Tätigkeit vorliegt.
Diesbezüglich muss beim Staking im PoS wie folgt unterschieden werden:
2.3.4.1 Hingabe der Coins
In der Hingabe der Coins liegt keine Veräußerung nach § 23 EStG.
2.3.4.2 Erträge
Bei den Erträgen handelt es sich im Zeitpunkt des Zuflusses, also mit Übergang der Verfügungsmacht (Übertragung der Coins), i. d. R. um sonstige Erträge gem. § 22 Nr. 3 EStG. Dies entspricht der vom BMF in seinem Schreiben vom 10.5.2022 vertretenen Auffassung. Anders als in diesem BMF-Schreiben angenommen, muss u. E. aber wie beim Mining zwischen dem Erhalt der sog Block-Reward /Staking Reward (kein § 22 Nr. 3 EStG) und dem Erhalt der Transaktionsgebühr (§ 22 Nr. 3 EStG anwendbar) unterschieden werden.
Maßgeblicher Zeitpunkt für die Steuerpflicht ist der Zufluss auf der Wallet des Steuerpflichtigen. Insbesondere beim Staking ist oft unklar, wann der Zeitpunkt des Zugangs ist. Sofern ein manueller Abruf der verdienten Einheiten über einen sog. Claim-Button erforderlich ist, dürfte ein steuerlicher Zufluss anzunehmen sein, da dies der User selbst in der Hand hat. Sind die verdienten Einheiten allerdings zwingend für eine bestimmte Zeit gesperrt (gelocked), so liegt u. E. so lange kein Zufluss vor.
Die jährliche Freigrenze für sämtliche Erträge nach § 22 Nr. 3 Satz 2 EStG beträgt 256 EUR.
Steuerschuld trotz Kursverlust
Wenn der Kurs der Kryptowährung nach dem Zufluss beim Steuerpflichtigen und vor der Steuerfestsetzung, die oft erst Jahre später erfolgt, fällt, kann dies Steuerzahlungen ohne entsprechende Liquidität auslösen. Ggf. sollten Mandanten den Teil der Erträge, der zur Steuerzahlung benötigt wird, rechtzeitig in Euro "auscashen" oder in StableCoins anlegen.
In Internetforen wird gelegentlich vertreten, dass es sich bei der im Rahmen des Lendings zufließenden Vergütung um Einkünfte aus Kapitalvermögen handelt. Das würde aber voraussetzen, dass Erträge aus einer sonstigen Kapitalforderung vorliegen. Kapitalforderung i. S. d. § 20 Abs. 1 Nr. 7 EStG ist "jede auf eine Geldleistung gerichtete Forderung ohne Rücksicht auf die Dauer der Kapitalüberlassung oder den Rechtsgrund des Anspruchs". Der Kapitalforderung muss demzufolge ein gesetzliches Zahlungsmittel zugrunde liegen. Kryptowährungen erfüllten diese Voraussetzungen in den vergangenen Veranlagungszeiträumen aber i. d. R. (noch) nicht. Einkünfte aus Kapitalvermögen i. S. d. § 20 Abs. 1 Nr. 7 EStG lagen mithin nicht vor.
Lending-Erträge als Kapitaleinkünfte bei Fremdwährung
Sofern Lending-Erträge (das gilt u. E. nicht bei Erträgen aus Staking, Minting oder als Masternode) aus der Hingabe eines Coins entstehen, welcher in einem anderen Land als gesetzliches Zahlungsmittel akzeptiert wird und mithin – je nach Rechtsauffassung – steuerlich als Fremdwährung zu qualifizieren ist, stellen die Erträge aus dem Lending dieser Coins Einkünfte aus Kapitalvermögen nach § 20 Abs. 1 EStG dar.
Falls ein Bezug von Coins unter § 22 Nr. 3 EStG fällt, sind diese Coins nach der hier vertretenen Auffassung als angeschafft nach § 23 EStG zu qualifizieren.
Gestaltungsmöglichkeiten beim Lending
Sofern Coins, deren Jahresfrist nach § 23 EStG bereits abgelaufen ist, für Lending, Staking, Yield Farming, Minting oder als Masternode eingesetzt werden sollen, kann es sich anbieten, diese vorher steuerneutral zu veräußern und Co...