Rn. 101
Stand: EL 166 – ET: 08/2023
Der Begriff des Zuflusses korrespondiert mit dem des Abflusses, auch wenn § 11 Abs 1 S 1 EStG vom Zufließen der Einnahmen spricht und § 11 Abs 2 S 1 EStG vom Abfließen von Leistungen; BFH vom 08.10.1985, VIII R 284/83, BStBl II 1986, 481. Die Ausführungen zum Zuflussprinzip gelten entsprechend für das Abflussprinzip, Kister in H/H/R, § 11 EStG Rz 105 (April 2021). Der Abfluss ist somit im Zeitpunkt des Verlustes der wirtschaftlichen Verfügungsmacht gegeben, BFH vom 16.10.2007, VIII R 21/06, BStBl II 2008, 126; vgl BFH vom 14.06.1986, IX R 51/80, BStBl II 1986, 453 betreffend Überweisungsauftrag und BFH vom 25.11.1986, IX R 51/82, BFH/NV 1987, 159 betreffend Zinszahlung. Dazu reicht es aus, dass der StPfl alles getan hat, um den Leistungserfolg herbeizuführen, BFH vom 14.01.1986, IX R 51/80, BStBl II 1986, 453; BFH vom 07.12.1999, VIII R 8/98, BFH/NV 2000, 825; BFH vom 24.08.2004, IX R 28/02, BFH/NV 2005, 49.
Hingegen ist für die Annahme des Abflusses der tatsächliche Eintritt des Leistungserfolges nicht erforderlich, BFH vom 14.01.1986, IX R 51/80, BStBl II 1986, 453. Die Herkunft der abgeflossenen Mittel ist ohne Bedeutung, es ist nur erforderlich, dass der StPfl über sie vor dem Abfluss wirtschaftlich verfügen konnte, da nur dann ein Verlust der wirtschaftlichen Verfügungsmacht beim StPfl eingetreten ist. Das ist auch dann der Fall, wenn der StPfl die Mittel zuvor als Geschenk oder als Darlehen erhalten hat, BFH vom 10.06.1988, III R 248/83, BStBl II 1988, 814 betreffend ag Belastungen und BFH vom 10.12.1971, VI R 209/69, BStBl II 1972, 250 betreffend WK; Kister in H/H/R, § 11 EStG Rz 113 (April 2021).
Bei einer Bruchteilsgemeinschaft und einer Gesamthandsgemeinschaft erfolgt der Abfluss in dem Kj, in dem die Ausgaben durch die Gemeinschaft geleistet worden sind, BFH vom 19.08.1986, IX S 5/83, BStBl II 1987, 212; BFH vom 07.10.1986, IX R 167/83, BStBl II 1987, 322.
Verlustanteile eines typisch stillen Gesellschafters sind erst dann als WK zu berücksichtigen, wenn der Geschäftsinhaber den JA festgestellt hat und der Verlustanteil des stillen Gesellschafters auf der Ebene der Gesellschaft berechnet und von seiner Einlage abgebucht worden ist; erst dadurch verliert der stille Gesellschafter seine wirtschaftliche Verfügungsmacht über die Einlage, BFH vom 28.01.2014, VIII R 5/11, BFH/NV 2014, 1193; BFH vom 28.05.1997, VIII R 25/96, BStBl II 1997, 724; BFH vom 23.07.2002, VIII R 36/01, BStBl II 2002, 858.
Eine Novation kann dann als Abfluss angesehen werden, wenn die Schuldumschaffung im Interesse des Gläubigers liegt, BFH vom 29.08.2012, X B 19/12, BFH/NV 2013, 405; BFH vom 07.08.2007, IV B 139/06, BFH/NV 2008, 57; BFH vom 07.12.1999 VIII R 8/98, BFH/NV 2000, 825.
Rn. 102
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Der Abfluss muss nicht zu einer dauerhaften Vermögensminderung führen, die Wiedererlangung der verlorenen Verfügungsmacht durch den späteren Eintritt einer Rückgabeverpflichtung beseitigt den Abfluss nicht, BFH vom 13.12.1983, VIII R 173/83, BStBl II 1984, 428; Kister in H/H/R, § 11 EStG Rz 114 (April 2021). Ebenso wie der Zufluss kann der Abfluss nicht mit steuerlicher Wirkung rückgängig gemacht werden, FG BdW vom 20.09.1979, VI 220/77, EFG 1980, 73.
Die Rückzahlung der Ausgaben ist in dem VZ, in dem sie erfolgt, als Zufluss zu erfassen, vgl BFH vom 19.02.2002, IX R 36/98, BStBl II 2003, 126. Sie ist als Einnahme bei derjenigen Einkunftsart zu erfassen, bei der die Ausgabe berücksichtigt worden ist, vgl BFH vom 01.12.1992, IX R 189/85, BStBl II 1994, 11 zur Erstattung von Versicherungsleistungen; BFH vom 22.09.1994, IX R 13/93, BStBl II 1995, 118 zur Erstattung von Finanzierungskosten; BFH vom 29.03.1995, IX R 41/93, BStBl II 1995, 704 zur Erstattung eines Disagios. Entsprechendes gilt für die steuerliche Erfassung von Schadensersatz, der WK ersetzt, BFH vom 23.02.1992, IX R 67/88, BStBl II 1993, 748.