Littmann/Bitz/Pust, Das Einkommensteuerrecht, EStG § 11 ... / Nießbrauch

Verwaltungsanweisung:

BMF vom 30.09.2013, BStBl I 2013, 1184 (Einkommensteuerrechtliche Behandlung des Nießbrauchs und anderer Nutzungsrechte bei Einkünften aus VuV).

Rn. 1

Stand: EL 166 – ET: 08/2023

Räumt der ArbG dem ArbN mit Rücksicht auf das Arbeitsverhältnis unentgeltlich einen Nießbrauch an einer Wohnung ein, so fließt der geldwerte Vorteil fortlaufend in Höhe des Nutzungswerts zu, BFH vom 26.05.1993, VI R 118/92, BStBl II 1993, 686; Martini in Brandis/Heuermann, § 11 EStG Rz 160 "Nießbrauch" (August 2022); das gilt entsprechend beim verbilligten Nießbrauch. Anders bei (teil-)unentgeltlicher Erbbaurechtsbestellung, s "Erbbaurecht".

Rn. 2

Stand: EL 166 – ET: 08/2023

Für die Erträge aus einem Gegenstand, an dem ein Nießbrauchsrecht besteht, gelten die allgemeinen Grundsätze. Fraglich ist aber grundsätzlich, wem sie zufließen. Das ist bei steuerlich anzuerkennendem Nießbrauch der Berechtigte unmittelbar, sofern er entweder nach außen hin selbst als Nutzender in Erscheinung tritt oder wirksam vertreten ist, vgl zu VuV BFH vom 13.05.1980, III R 63/79, BStBl II 1981, 295; BFH vom 13.05.1980, VIII R 128/78, BStBl II 1981, 299. Sind diese Voraussetzungen nicht gegeben, fließen die Erträge dem Nießbrauchsbesteller mittelbar zu, zu VuV BFH vom 13.05.1980, III R 63/79, BStBl II 1981, 295, BStBl II 1981, 295; zum unentgeltlichen Nießbrauch an KapVerm BFH vom 14.12.1977, VIII R 146/73, BStBl II 1977, 115 (Wertpapierinhaber bezieht Einnahmen mit ihrem Zufluss beim Nießbraucher), vgl auch BFH vom 24.08.2005, VIII B 4/02, BFH/NV 2006, 273; zum sog Quotennießbrauch BFH vom 13.05.1976, IV R 83/75, BStBl II 1976, 592; zum Quotennießbrauch an Wertpapieren BFH vom 29.05.2001, VIII R 11/00, BFH/NV 2001, 1393 zu 2.b.bb; zum Quotennießbrauch an einem Gesellschaftsanteil BFH vom 15.11.2022, IX R 4/20, BStBl II 2023, 389).

Rn. 3

Stand: EL 166 – ET: 08/2023

Die Nießbrauchverpflichtung oder die Gewährung der Nutzung selbst fließt beim Nießbrauchsverpflichteten – auch pro rata temporis – grundsätzlich nicht ab. Anders, wenn das Nutzungsrecht iR eines Vertragsverhältnisses eingeräumt wird, zB ArbG gewährt ArbN Wohnungsrecht, dazu s "Wohnungsrecht".

Rn. 4

Stand: EL 166 – ET: 08/2023

Bei Vorausleistung des Entgelts durch den Nießbraucher für mehr als 5 Jahre können die Einnahmen auf den Zeitraum verteilt werden, für den die Zahlung geleistet wird (§ 11 Abs 1 S 3 EStG). Bis zum VZ 2003 war das Einmalentgelt für die Bestellung des Nießbrauchs als Einnahme bei VuV als Zufluss bei Zahlung zu erfassen, BFH vom 27.08.1978, VIII R 54/74, BStBl II 1979, 332. Die Verwaltung ließ aus Billigkeitsgründen die Verteilung auf die Laufzeit, längstens auf 10 Jahre zu, BMF vom 24.07.1998, BStBl I 1998, 914 Tz 29.

Rn. 5

Stand: EL 166 – ET: 08/2023

Zahlungen zur Ablösung eines entgeltlich bestellten Nießbrauchs sind beim zahlenden Eigentümer im Jahr der Zahlung negative Einnahmen bei den Einkünften aus VuV, BMF vom 30.09.2013, BStBl I 2013, 1184 Rz 63; bei Ablösung eines Vermächtnisnießbrauchs nachträgliche AK des Grundstückseigentümers, BMF vom 30.09.2013, BStBl I 2013, 1184 Rz 65; BFH vom 21.07.1992, IX R 72/90, BStBl II 1993, 486 zum Vorbehaltsnießbrauch.