Rn. 196
Stand: EL 174 – ET: 08/2024
Das Existenzminimum eines Kindes umfasst neben dem sächlichen Existenzminimum auch die Bedarfe des Kindes für Betreuung und Erziehung oder Ausbildung.
Rn. 197
Stand: EL 174 – ET: 08/2024
Das sächliche Existenzminimum des Kindes bemisst sich nach dem existenznotwendigen Bedarf des Kindes. Dieser Bedarf bemisst sich typisierend für alle Altersstufen und für das gesamte Bundesgebiet einheitlich anhand der sozialhilferechtlichen Leistungen, welche verbrauchsbezogen ermittelt und regelmäßig den veränderten Lebensverhältnissen angepasst werden (BVerfG v 29.05.1990, BvL 20/84, 1 BvL 26/84, 1 BvL 4/86, BStBl II 1990, 653, 660; BVerfG v 14.06.1994, 1 BvR 1022/88, BStBl II 1994, 909, 915; BVerfG v 10.11.1998, 2 BvL 42/93, BStBl II 1999, 174, 179, kritisch dazu: Dziadkowski, BB 1999, 1409).
Rn. 198
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Der existenznotwendige Bedarf setzt sich aus dem Durchschnitt der altersgestaffelten Regelsätze, einmaligen Leistungen, Miete und Heizkosten zusammen (BVerfG v 29.05.1990, 1 BvL 20/84, 1 BvL 26/84, 1 BvL 4/86, BStBl II 1990, 653, 660; BVerfG v 10.11.1998, 2 BvL 42 793, BStBl II 1999, 174, 179). Dabei ist der Wohnbedarf nach der Mehrbedarfsmethode zu ermitteln (BVerfG v 10.11.1998, 2 BvL 42/93, BStBl II 1999, 174,179).
Das steuerliche Existenzminimum darf das nach sozialhilferechtlichen Kriterien definierte nicht unterschreiten (BVerfG v 10.11.1998, 2 BvL 42/93, BStBl II 1999, 174, 179, anders noch BVerfG v 14.06.1994, 1 BvR 1022/88, BStBl II 1994, 909).
Rn. 199
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Zur Höhe des Existenzminimums von Kindern vgl die Berichte der BReg v 02.02.1995 (BT-Drs 13/381) für 1996, v 17.12.1997 (BT-Drs 13/9561) für 1999, v 04.01.2000 (BT-Drs 14/1926 und 14/2770) für 2001, v 04.12.2001 (BT-Drs 14/7765 (neu) für 2003, v 05.02.2004 (BT-Drs 15/2462 für 2005), v 02.11.2006 (BT-Drs 16/3265) für 2008, v 21.11.2008 (BT-Drs 16/11065) für 2010, 8. Existenzminimumbericht v 30.05.2011 (BT-Drs 17/5550) für 2012. Nach dem 9. Existenzminimumbericht v 07.11.2012 (BT-Drs 17/11425) hätte ab dem VZ 2014 der einfache Kinderfreibetrag von EUR 2 184 auf mindestens EUR 2 220 angehoben werden müssen, die Anhebung der Kinderfreibeträge ist jedoch erst zum VZ 2015 erfolgt (FG Niedersachsen v 02.12.2016, 7 K 83/16, EFG 2017, 668 (BVerfG 2 BvL 3/17), vgl auch FG Niedersachsen v 16.02.2016 aufgehoben durch BFH v 21.07.2016, V B 37/16, BStBl II 2017, 28).
Nach dem 10. Existenzminimumbericht v 30.01.2015 (BT-Drs 18/3893) über die Höhe des steuerfrei zu stellenden Existenzminimums von Erwachsenen und Kindern für die Jahre 2015 und 2016 war der Kinderfreibetrag in den VZ 2015 und 2016 um mindestens EUR 144 im Jahr 2015 und um mindestens EUR 240 im Jahr 2016 anzuheben.
Nach dem 11. Existenzminimumbericht v 02.11.2016 (BT-Drs 18/10220) sind bereits für den VZ 2017 EUR 4 716 und für den VZ 2018 EUR 4 788 steuerfrei zu stellen.
Nach dem 12. Existenzminimumbericht v 09.11.2018 (BT-Drs 19/5400) beträgt das sächliche Existenzminimum eines Kindes im Jahr 2019 EUR 4 896 und im Jahr 2020 EUR 5 004.
Nach dem 13. Existenzminimumbericht v 26.10.2020 (BT-Drs 19/22800) beläuft sich das sächliche Existenzminimum eines Kindes im Jahr 2021 auf EUR 5 412 und im Jahr 2022 auf EUR 5 460.
Nach dem 14. Existenzminimumbericht v 01.11.2022 (BT-Drs 20/4443) beläuft sich das sächliche Existenzminimum eines Kindes im Jahr 2023 auf EUR 6 024 und im Jahr 2024 auf EUR 6 384.
Zur grundsätzlichen Kritik an der Ermittlung des steuerlichen Kinderfreibetrags vgl den Vorlagebeschluss des FG Niedersachsen v 02.12.2016, 7 K 83/16 (BVerfG 2 BvL 3/17).
Rn. 200
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Neben das sächliche Kinderexistenzminimum tritt der Betreuungsbedarf des Kindes (BVerfG v 10.11.1998, 2 BvR 1057/91, 2 BvR 1226/91, 2 BvR 980/91, BStBl II 1999, 182, 188), der als Bestandteil des kindbedingten Existenzminimums steuerlich zu verschonen ist.
Darauf, wie dieser Betreuungsbedarf gedeckt wird, ob durch persönliche Betreuung oder (zeitweilig) Fremdbetreuung, kommt es nicht an. Der Betreuungsbedarf ist unabhängig davon, ob Aufwendungen entstehen, zu berücksichtigen (kritisch dazu Kanzler, FR 1999, 159; Seer/Wendt, NJW 2000, 1904, 1907). Aufgrund der genannten Entscheidung des BVerfG hat der Gesetzgeber zum 01.01.2000 den Betreuungsfreibetrag in § 32 Abs 6 EStG geregelt.
Rn. 201
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Zusätzlich hat das BVerfG auch die steuerliche Anerkennung eines Erziehungsbedarfs des Kindes gefordert, der die Aufwendungen der Eltern abdeckt, die dem Kind seine persönliche Entfaltung und Entwicklung ermöglichen (BVerfG v 10.11.1998, 2 BvR 1057/91, 2 BvR 1226/91, 2 BvR 980/91, BStBl II 1999, 182, 191). Dem hat der Gesetzgeber mit dem 2. FamFördG und der Einführung eines einheitlichen Freibetrags für den Betreuungs- und Erziehungs- oder Ausbildungsbedarf ab dem VZ 2002 Rechnung getragen.
Rn. 202
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Als weiterer Bedarf ist der an notwendigen Beiträgen zu privaten Versicherungen für den Krankheits- und Pflegefall des Kinde...