1. Anrechnung
Rn. 191
Stand: EL 172 – ET: 04/2024
Der Höchstbetrag nach § 33a Abs 1 S 1 EStG iHv EUR 11 604 (EUR 10 908 für VZ 2023; EUR 10 347 für VZ 2022; EUR 9 744 für den VZ 2021; EUR 9 408 für VZ 2020; EUR 9 168 für VZ 2019; EUR 9 000 für VZ 2018; EUR 8 820 für VZ 2017; EUR 8 652 für 2016; ferner s Rn 189), ggf erhöht um den nach § 33a Abs 1 S 2 EStG ermittelten Betrag für Krankenversicherungs- und Pflegepflichtversicherungsbeiträge, vermindert sich um den Betrag, um den die Einkünfte und Bezüge der unterhaltsberechtigten Person den Betrag von EUR 624 im Kj übersteigen. Die Höhe des anrechnungsfreien Betrags von EUR 624 begegnet keinen verfassungsrechtlichen Bedenken, BFH vom 13.12.2005, X R 61/01, BStBl II 2008, 16; Loschelder in Schmidt, § 33a EStG Rz 25 (42. Aufl).
Die anzurechnenden Einkünfte und Bezüge sind für jede unterhaltene Person gesondert zu beurteilen. Für Kinder der unterstützten Person kann nicht zusätzlich der Anrechnungsbetrag von EUR 624 angesetzt werden, da dies zu einer doppelten Entlastung führen würde, BFH vom 08.05.1992, III R 66/90, BStBl II 1992, 900. Dementsprechend sind auch die Einkünfte der Kinder selbst dann nicht den Eltern zuzurechnen, wenn Eltern und Kinder in einem Haushalt leben, BFH vom 28.04.1961, VI 308/60 U, BStBl III 1961, 311.
2. Einkünfte
Rn. 192
Stand: EL 172 – ET: 04/2024
Der Begriff der "Einkünfte" in § 33a Abs 1 S 5 EStG entspricht der Legaldefinition des § 2 Abs 2 EStG, BFH vom 26.03.2009, VI R 60/08, BFH/NV 2009, 1418; BFH vom 08.05.1992, III R 66/90, BStBl II 1992, 900; BFH vom 22.07.1988, III R 175/86, BStBl II 1988, 939; BFH vom 08.06.2022, VI R 45/20, BStBl II 2023, 23; Mellinghoff in Kirchhof/Seer, § 33a EStG Rz 19 (22. Aufl). KapErtr, die nach § 32d Abs 1 EStG oder nach § 43 Abs 5 EStG ab dem VZ 2009 der AbgSt unterliegen, sind als Einkünfte zu erfassen, § 2 Abs 5b S 2 Nr 2 EStG.
Verlustabzüge nach § 10d EStG sind deshalb nicht zu berücksichtigen, BFH vom 31.03.2008, III B 90/06, BFH/NV 2008, 1318; Gleiches gilt für Sonderausgaben und ag Belastungen, BFH vom 26.03.2009, VI R 60/08, BFH/NV 2009, 1418.
Lebt die unterstützte Person in Haushaltsgemeinschaft mit ihrem Ehegatten, so sind die Einkünfte der Ehegatten zunächst zusammenzurechnen und dann jeweils hälftig zu erfassen, BFH vom 15.11.1991, III R 84/89, BStBl II 1992, 245; BFH vom 23.04.1993, III R 28/91, BFH/NV 1993, 598.
Rn. 193
Stand: EL 172 – ET: 04/2024
Mit Wirkung ab dem VZ 2010 ist in § 33a Abs 1 S 5 EStG die Verweisung auf § 32 Abs 4 S 2 EStG entfallen. Dies dient dazu, um die Doppelberücksichtigung von Beiträgen zur Krankenversicherung und zur Pflegepflichtversicherung zu verhindern, die bereits iRd Höchstbetrags nach § 33a Abs 1 S 2 EStG Berücksichtigung finden, vgl BT-Drucks 16/12 254, 26. Beiträge, die der Unterhaltsberechtigte zur Renten- und zur Arbeitslosenversicherung erbringt, stehen ihm zwar ebenfalls nicht zur Bestreitung seines Lebensunterhalts zur Verfügung, sie sind gleichwohl nicht von den Einkünften abzuziehen, BFH vom 18.06.2015, VI R 45/13, BStBl II 2015, 928 (Verfassungsbeschwerde nicht zur Entscheidung angenommen BVerfG vom 16.08.2017, 2 BvR 1853/15); BFH vom 18.06.2015, VI R 66/13, BFH/NV 2015, 1569; Loschelder in Schmidt, § 33a EStG Rz 26 (42. Aufl); aA FG Sachsen vom 14.08.2013, 2 K 946/13, EFG 2013, 1921: (teleologische Reduktion im Hinblick auf den Beschluss des BVerfG vom 11.01.2005, 2 BvR 167/02, BFH/NV 2005 Beilage 3, 260 (aufgehoben durch BFH vom 18.06.2015, VI R 66/13, BFH/NV 2015, 1569).
Dafür, dass diese Beträge nicht von den Einkünften abzuziehen sind, spricht zunächst der Wortlaut; der Relativsatz "die ... bestimmt oder geeignet sind" gilt nicht für die "Einkünfte", so zutreffend Musil in H/H/R, § 33a EStG Rz 96 (Juli 2022). Zudem hat der Gesetzgeber – verfassungsrechtlich nicht erforderlich (vgl Musil in H/H/R, § 33a EStG Rz 99 (Juli 2022)) – Einkünfte und Bezüge der unterhaltenen Person iHv EUR 624 anrechnungsfrei gelassen. Da der Gesetzgeber die abziehbaren Unterhaltsaufwendungen gemäß § 33a Abs 1 S 2 EStG um die existenznotwendigen Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge erhöht hat, ist ein Abzug der genannten Beiträge verfassungsrechtlich nicht geboten, Musil in H/H/R, § 33a EStG Rz 96 (Juli 2022).
Rn. 194
Stand: EL 172 – ET: 04/2024
Hingegen sind die zwangsläufigen Unterhaltsleistungen, die der Unterhaltsberechtigte an seinen Ehegatten erbringt, von den Einkünften abzuziehen, Mellinghoff in Kirchhof/Seer, § 33a EStG Rz 19 (22. Aufl); vgl dazu FG D'dorf vom 01.02.2010, 11 K 1996/08 E, EFG 2010, 965 aufgehoben durch BFH vom 30.06.2011, VI R 14/10, BStBl II 2012, 876.
Bei der Ermittlung der anrechenbaren Einkünfte der Eltern sind deren Einkünfte um die entsprechend der gesetzlichen Unterhaltspflicht geleisteten Unterhaltsleistungen an die Kinder zu kürzen, Baldauf in Brandis/Heuermann, § 33a EStG Rz 210 (August 2022).
Rn. 195
Stand: EL 172 – ET: 04/2024
Negative Einkünfte sind von den positiven abzuziehen, da die Summe der Einkünfte maßgebend ist, BFH vom 08.11.1972, VI R 257/71, BStBl II 1973, ...