Rz. 241

[Autor/Stand] Das lebzeitig ausgeführte Stiftungsgeschäft gilt ausdrücklich als Schenkung des Stifters (§ 7 Abs. 1 Nr. 8 Satz 1 ErbStG),[2] der im Stiftungszweck seinen Willen manifestiert und in den weiteren Regelungen der Stiftungssatzung die Organe der Stiftung sowie – vergleichbar einer Auflage[3] oder rechtsgeschäftlichen Bedingung[4] – die Destinatäre und die Voraussetzungen ihrer Begünstigung festlegt. Verwirklicht der Stiftungsvorstand daher mit satzungsmäßigen Zuwendungen regelmäßig den Willen des Stifters,[5] mag dies den Schluss erlauben, dass die Stiftung in Erfüllung des Stiftungszwecks selbst nicht freigebig leistet.[6] Konsequent müsste sie daher Leistungsmittler des Stifters sein, der somit allein als Schenker gegenüber den Destinatären in Betracht käme.[7] Insb. dann, wenn – wie in vielen Stiftungssatzungen – konkrete Leistungsansprüche der Destinatäre entweder ausdrücklich ausgeschlossen, an bestimmte Bedingungen geknüpft sind und/oder Stiftungsleistungen dem Ermessen der Stiftungsorgane obliegen,[8] greift folglich § 7 Abs. 1 Nr. 2 ErbStG, sobald die jeweilige Stiftung ihr auferlegte Leistungen erbringt.[9] Satzungswidrige Stiftungsleistungen sollen hingegen als freigebige Zuwendungen der Stiftung i.S.d. § 7 Abs. 1 Nr. 1 ErbStG unterliegen.[10]

 

Rz. 242– 245

[Autor/Stand] Einstweilen frei.

[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.07.2019
[2] Zur Steuerberechnung bei Familienstiftungen s. § 16 Abs. 2 Satz 1 ErbStG.
[4] Das Stiftungsgeschäft ist ein einseitiges Rechtsgeschäft; Wiese in Erman, BGB15, § 80 BGB Rz. 3.
[5] Settels, Destinatsleistungen und andere satzungsmäßige Zuwendungen als Schenkungen, Diss. Bonn 2016, B.III. (S. 32).
[6] BFH v. 21.7.2014 – II B 40/14, BFH/NV 2014, 1554; s. aber BFH v. 13.4.2011 – II R 45/09, BStBl. II 2011, 732 = ErbStB 2011, 213 (Hartmann). Zivilrechtlich scheint man sich allerdings nicht einig zu sein, ob die Stiftung selbst Schenkerin ist (so BGH v. 16.11.2016 – XII ZB 362/15, NJW 2017, 734; OLG München v. 5.7.2017 – 21 U 787/17, juris; s. auch Muscheler, NJW 2010, 341, und Settels, Destinatsleistungen und andere satzungsmäßige Zuwendungen als Schenkungen, Diss. Bonn, 2016, C.III.5., S. 64–88,) oder nicht (so BGH v. 7.10.2009 – Xa ZR 8/08, NJW 2010, 234 = ErbStB 2010, 39 m. krit. Komm. Hartmann; BGH v. 15.7.2016 – I ZR 63/15, WM 2017, 301).
[7] Ablehnend und für Schenkung der Stiftung plädierend allerdings Settels, Destinatsleistungen und andere satzungsmäßige Zuwendungen als Schenkungen, Diss. Bonn 2016, C.III.4., S. 64, u. C.III.9., S. 89 ff.
[8] Rücker, ZEV 2018, 451.
[9] Im Umkehrschluss aus BFH v. 11.6.2008 – II R 60/06, BFH/NV 2009, 3 (unter II.1.).
[10] FG BW v. 22.4.2015 – 7 K 2471/12, EFG 2015, 1461 (Rev. BFH: II R 6/16) = ErbStB 2015, 247 (Halaczinsky); s. auch RFH v. 11.5.1939 – IIIe 17/38, RStBl. 1939, 789.
[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.07.2019

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