Rz. 9

[Autor/Stand] Flankiert wird die Steuerschuldnerschaft der Erwerber von Todes wegen von einer Haftung des Nachlasses nach § 20 Abs. 3 ErbStG.[2] Danach dient der Nachlass gleichsam als Sicherheit[3]"bis zur Auseinandersetzung (§ 2042 BGB) für die Steuer der am Erbfall Beteiligten". Einigkeit besteht darüber, dass diese offenbar nur bei einer Erbengemeinschaft einschlägige Haftungsnorm mit der vollständigen Auseinandersetzung des Nachlasses ins Leere läuft.[4] Sobald kein gemeinschaftliches Vermögen mehr vorhanden ist,[5] erlischt daher der Haftungsanspruch des Finanzamts (s. auch Anm. 12). Insoweit auflösendes Ereignis ist auch der Moment, in dem die Erbengemeinschaft durch Austritt des vorletzten Miterben beendet wird.[6]

 

Rz. 10

[Autor/Stand] Streitig ist jedoch, ob sie nur für die Erbschaftsteuer der Miterben[8] oder auch der Vermächtnisnehmer und Pflichtteilsberechtigten gilt[9], deren Ansprüche schließlich mit dem Erbfall entstehen (§§ 2176, 2317 Abs. 1 BGB). Behandelt man jedenfalls die für den Erbanfall der Miterben geschuldeten Erbschaftsteuern als sog. Erbfallschulden und damit als – aufgrund des § 20 Abs. 3 ErbStG zumindest potenzielle – Nachlassverbindlichkeiten i.S. des § 1967 Abs. 2 BGB[10], sind sie vorab aus dem Nachlass zu entrichten[11] bzw. es müssen entsprechende Mittel zurückgestellt werden (§ 2046 BGB), so dass die Finanzbehörde bei Nichtbeachtung dieser Pflicht u.U. doch ggf. die Miterben als Haftungsschuldner für die Erbschaftsteuern der anderen "an einem Erbfall... Beteiligten" (§ 31 Abs. 1 Satz 1 ErbStG) in Anspruch nehmen kann (§ 34 Abs. 1 Satz 2, Abs. 2 Sätze 1, 2; §§ 69, 191 AO).[12]

 

Rz. 11

[Autor/Stand] Ausdrücklich trifft eine solche Pflicht allerdings Testamentsvollstrecker und Nachlassverwalter, die auf Verlangen des Erbschaftsteuerfinanzamts sogar Sicherheit aus dem Nachlass leisten müssen (§ 32 Abs. 1 Sätze 2, 3 ErbStG).

 

Rz. 12

[Autor/Stand] Beachten Sie: Solange solche Sicherheiten bestehen oder zurückbehalten werden, kann die Erbengemeinschaft noch nicht beendet sein. Eine Nachversteuerung des Erwerbs, die z.B. nach § 13 Abs. 1 Nr. 2/3 Satz 2, Nr. 4 Buchst. b/c Satz 5, Nr. 16 Buchst. b Satz 2/c Satz 5, Nr. 18 Satz 2 ErbStG oder auch nach §§ 13a (19a) Abs. 5 ErbStG drohen kann, sollte vorsorglich berücksichtigt werden.[15]

 

Rz. 13– 16

[Autor/Stand] Einstweilen frei.

[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.04.2017
[2] S. auch Mösbauer, UVR 1998, 340; Halaczinsky, ErbStB 2007, 208 (unter 2.).
[4] Richter in Viskorf/Knobel/Schuck/Wälzholz4, § 20 ErbStG Rz. 21; Geck in Kapp/Ebeling, § 20 ErbStG Rz. 15 u. 16.
[5] Vgl. Erman/W. Bayer14, § 2042 BGB, Rz. 22 sowie zur Teilung des Nachlasses § 2059 Rz. 7 f.
[6] Zur Beendigung der Erbengemeinschaft durch sog. Abschichtung OLG Zweibrücken v. 25.11.2011 – 3 W 124/11, ZEV 2012, 264; Hartmann, ErbStB 2011, 278 = Komm. zu BGH v. 30.9.2010 – V ZB 219/09, NJW 2011, 525; s. aber auch Erman/W. Bayer14, § 2042 BGB, Rz. 18a.
[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.04.2017
[8] So Meincke16, § 20 ErbStG Rz. 11; Mösbauer, UVR 1998, 340 (unter II.1.).
[9] So Kien-Hümbert in Moench/Weinmann, § 20 ErbStG Rz. 14; Richter in Viskorf/Knobel/Schuck/Wälzholz4, § 20 ErbStG Rz. 20. S. auch OLG Karlsruhe v. 27.8.2015 – 9 W 39/15, ZErb 2015, 349.
[10] So ständ. Rspr. des II. BFH-Senats, zuletzt – im Hinblick auf ihre Geltendmachung im Nachlassinsolvenzverfahren – BFH v. 20.1.2016 – II R 34/14, BStBl. II 2016, 482 (m.w.N.) = ErbStB 2016, 136 m. Komm. Marfels; Loose, DB 2016, 1343; s. auch BGH v. 10.10.2013 – IX ZR 30/12, NJW 2014, 391. Zur Geltendmachung in der Insolvenz des Erben als Masse- oder Insolvenzforderung FG Nds. v. 12.7.2013 – 3 K 436/12, juris = ErbStB 2014, 38 m. Komm. Grootens; FG Düsseldorf v. 18.3.2015 – 4 K 3087/14 Erb (Rev. BFH: II R 30/15). Ausführlich zur Erbschaftsteuer in der Insolvenz Billig, UVR 2016, 211. Im Zusammenhang mit der Berechnung eines Quotenvermächtnisses OLG Naumburg v. 20.10.2006 – 10 U 33/06, ZEV 2007, 381 = ErbStB 2007, 302 m. Komm. Hartmann. Grds. a.A. Meincke16, § 20 ErbStG Rz. 12 f. (m.w.N.).
[12] Verfahrenstechnisch ist dies wohl einfacher als der bislang ungeklärte Weg über § 20 Abs. 3 ErbStG; s. hierzu Kien-Hümbert in Moench/Weinmann, § 20 ErbStG Rz. 14; Mösbauer, UVR 1998, 340 (unter IV.); Gohlisch in Daragan/Halaczinsky/Riedel2, § 20 ErbStG Rz. 59.
[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.04.2017
[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.04.2017
[15] Vgl. Bay. LfSt v. 4.2.2016 – S 3812.1.1 – 12/8 St 34, DStR 2016, 1032.
[Autor/Stand] Autor: Hartmann, Stand: 01.04.2017

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