Die Entwicklung einer wirksamen Strategie zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistung innerhalb der gesamten Lieferkette setzt eine gezielte Auswahl und Fokussierung auf die Lieferanten voraus, die sowohl einen signifikanten strategischen Beitrag leisten als auch ein bedeutendes Nachhaltigkeitsrisiko für das eigene Unternehmen darstellen können. In der Praxis zeigt sich, dass Unternehmen in erster Linie auf ihre Tier-1-Lieferanten, welche den größten Teil ihrer Ausgaben darstellen, besonders starken Einfluss nehmen können. Diese Lieferanten sind oft Schlüsselakteure, deren Entscheidungen und Praktiken unmittelbare Auswirkungen auf die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens haben.
Im Schritt der Identifizierung sollten Unternehmen zuerst eine detaillierte Darstellung und Visualisierung ihrer Lieferkette vornehmen, um einen umfassenden Überblick über die wesentlichen vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen zu erhalten. Dabei ist es wichtig, schrittweise die verschiedenen Ebenen der Lieferkette – optimalerweise auch über die Direktlieferanten hinaus – zu erfassen und relevante Informationen über die dort ablaufenden Aktivitäten sowie über die involvierten Lieferanten zu sammeln. Dieser Prozessschritt bildet den Ausgangspunkt für die Identifikation von aktuellen als auch möglichen Nachhaltigkeitsauswirkungen sowie damit verbundenen Risiken. Unternehmen können diesen Zusammenhang als eine Art Wirkungskette betrachten, die die Aktivitäten in der Lieferkette mit den daraus resultierenden Nachhaltigkeitsaspekten und -effekten verknüpft.
Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) bietet in solchen Fällen einen definierten Rahmen, der es ermöglicht, sowohl bestehende als auch potenzielle Nachhaltigkeitsauswirkungen zu identifizieren und die damit verbundenen Risiken zu managen. Im Rahmen einer abstrakten Risikoanalyse nach den Anforderungen des LkSG müssen die Unternehmen sich mit branchen- und länderspezifischen Risiken auseinanderzusetzen, um anschließend zu überprüfen, ob diese Risiken tatsächlich auf das Unternehmen bzw. auf die Geschäftsmodelle und der damit verbundenen Einkaufspraktiken zutreffen. Informationen wie die Unternehmensgröße, Branchenzugehörigkeit, Art und Standorte der Geschäftstätigkeit beeinflussen direkt das Risiko negativer Auswirkungen auf Betroffene und die Umwelt in der Wertschöpfungskette und bilden somit die Grundlage für die Risikoanalyse. Obwohl es wichtig ist, die gesamte Wertschöpfungskette im Blick zu behalten, kann es gerade zu Beginn herausfordernd sein, alle identifizierten Risiken im Detail zu bewerten und zu priorisieren. Daher ist es legitim, basierend auf branchen- oder länderbezogenen Informationen, sich auf bestimmte Produkte, Wertschöpfungsstufen oder Geschäftsbeziehungen zu konzentrieren und dort (potenziell) negative Auswirkungen pragmatisch zu bewerten und zu priorisieren.
Nach der Abbildung der Lieferkette und der Erfassung wichtiger Nachhaltigkeitsauswirkungen und Risiken besteht der folgende Schritt darin, diese Auswirkungen und die daraus entstehenden Risiken zu bewerten und zu priorisieren sowie entscheidende Handlungsbereiche zu identifizieren. Das Unternehmen bewertet und ordnet auf Grundlage dieser Analyse die Risiken bezüglich negativer Umwelteffekte und potenzieller Gefahren für involvierte Personen aus Sicht der sozialen Risiken sowie unternehmensspezifische Risiken wie Haftungsfragen und Reputationsschäden ein. Anschließend nutzt das Unternehmen sein Verständnis über diese negativen Nachhaltigkeitsauswirkungen und -risiken, um zu entscheiden, welche Themen und Aktionsbereiche für die Gestaltung und Optimierung einer nachhaltigen Lieferkette ausgewählt werden sollten.
Bewertung der Risiken ist für eine effiziente Steuerung notwendig
Die Konzentration auf wesentliche Nachhaltigkeitsthemen ist von großer Bedeutung, um die begrenzten Ressourcen des Unternehmens sinnvoll einzusetzen.
Nach der Erfassung der Auswirkungen und der Identifikation wichtiger Nachhaltigkeitsthemen folgt die Festlegung geeigneter Maßnahmen zur Optimierung der Lieferkette aus der Perspektive der Nachhaltigkeit. Bevor jedoch konkrete Schritte umgesetzt werden, ist eine genaue Bestandsaufnahme des Ist-Zustandes erforderlich. Unternehmen sollten zuerst ihre internen Dokumente und Abläufe überprüfen und danach in den direkten Austausch mit Fachkräften und Experten aus verschiedenen Bereichen des Unternehmens treten. Dieser Ist-Zustand, entwickelt in den vorhergehenden Schritten, soll durch einen definierten Soll-Zustand verbessert werden. Eine Möglichkeit, diesen Soll-Zustand zu dokumentieren und intern zu verankern, ist die Entwicklung eines Leitbildes für nachhaltiges Lieferkettenmanagement. Dieses Leitbild illustriert, wie bedeutend das Unternehmen Nachhaltigkeitsaspekte in der Lieferkette einschätzt und welche Form des Lieferkettenmanagements langfristig angestrebt wird. Es dient als Orientierung für die Unternehmensleitung, die Mitarbeitenden und die Zulieferer und setzt Standards ...