In dieser entscheidenden Entwicklungsphase ist es wesentlich, genau zu definieren, wie das Unternehmen mit welchen Lieferanten auf welche Art und Weise interagieren möchte, um die (in Schritt 1) definierten Maßnahmen effektiv bei den Lieferanten zu platzieren. Dabei gilt es zu entscheiden, ob Maßnahmen aufgrund der dominanten Position innerhalb der Wertschöpfungskette durchgesetzt werden sollen, oder ob ein kooperativer und einfühlsamer Ansatz gewählt wird, um die Lieferanten in ihrer Nachhaltigkeitsleistung zu unterstützen und zu fördern. Je nach gewählter Strategie können unterschiedliche Interaktionsformen und -intensitäten angebracht sein. Hierbei bieten sich verschiedene Anreizstrategien an, um das Engagement und die Zusammenarbeit mit den Lieferanten entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu intensivieren:
- Beschaffungsprozesse und -richtlinien anpassen
- Fortschritte fördern und belohnen sowie
- Nachhaltigkeitserwartungen durchsetzen.
3.2.1 Beschaffungsprozesse und -richtlinien anpassen
Dieser Anreizmechanismus hat das Ziel, die Erfüllung von Nachhaltigkeitskriterien als festen Bestandteil der Beschaffungsprozesse und -richtlinien sowohl intern als auch entlang der Lieferkette zu verankern. Damit diese Mechanismen erfolgreich sein können, sind aktuelle und präzise Nachhaltigkeitsdaten von den Lieferanten bereitzustellen. Ein praktisches Beispiel hierfür ist die Integration von Nachhaltigkeitskriterien in die Ausschreibungsphase, in der Lieferanten basierend auf ihrem Engagement zur Reduzierung von CO2e-Emissionen oder der Einhaltung von sozial-gerechten Standards in den Produktionsstätten bewertet werden. Lieferanten, die klar definierte Nachhaltigkeitsstrategien vorweisen oder im Vergleich zu ihren Mitbewerbern nachweislich geringere Emissionen haben, können bevorzugt werden. Diese Methode erlaubt es, Nachhaltigkeitsanreize nahtlos in die Lieferkette zu integrieren und fest in den Beschaffungsprozessen zu verankern.
Ein weiterer Ansatz ist die Einführung spezifischer Klauseln in den Lieferantenverträgen, die Nachhaltigkeitsanforderungen und -ziele in messbare Leistungskriterien umwandeln. Diese könnten sich auf die Verpflichtung zu wissenschaftlich fundierten Reduktionszielen für Scope 3-Emissionen erstrecken sowie den Nachweis externer Überprüfungen der Einhaltung von Menschenrechtsstandards beinhalten, um die Glaubwürdigkeit zu steigern und Greenwashing zu vermeiden. Nichterfüllung der vereinbarten Ziele könnte zu Maßnahmen führen, die im äußersten Fall die Vertragsbeendigung nach sich ziehen könnten.
Auch das einfache Einfordern – allerdings basierend auf Freiwilligkeit – von Berichten über Nachhaltigkeitsleistungen und entsprechende Verbesserungsmaßnahmen der Lieferanten, selbst ohne direkte vertragliche Folgen, kann das Bewusstsein und die Transparenz in der Lieferkette erhöhen. Dies kann einen sanften Anreiz zur Steigerung der Nachhaltigkeitsleistung unter den Zulieferern setzen oder zumindest einen Dialog zwischen den Geschäftspartnern initiieren.
Neue Anforderungen an Lieferanten durch Aktualisierung des Verhaltenskodex
Im Juli 2020 aktualisierte Microsoft seinen Verhaltenskodex für Lieferanten und fügte neue Bestimmungen hinzu, um die ehrgeizigen Klimaziele des Unternehmens zu erreichen. Diese neuen Bestimmungen verlangen von den Lieferanten, vollständige, konsistente und genaue Daten zu ihren Treibhausgasemissionen (THG) der Kategorien Scope 1, 2 und 3 offenzulegen oder die Komponenten bereitzustellen, die zur Berechnung dieser Daten benötigt werden. Auf Anforderung von Microsoft müssen die Lieferanten zudem konkrete Pläne vorlegen, wie sie ihre THG-Emissionen im Einklang mit den Anforderungen von Microsoft reduzieren werden.
3.2.2 Aufbau von Kompetenzen
Dieser Anreizmechanismus, der auf nicht-finanziellen und belohnungsbasierten Ansätzen beruht, zielt darauf ab, die Interaktion mit Lieferanten zu intensivieren und einen kontinuierlichen Lern- und Engagement-Prozess zu fördern. Durch das Teilen sowohl von Fehlern als auch von erfolgreichen Praktiken und spezifischen Maßnahmen können Lieferanten von den bereits gemachten Erfahrungen profitieren. Dies trägt dazu bei, dass Unternehmen Einblicke und bewährte Methoden weitergeben, unnötige Doppelungen vermeiden und zugleich die Beziehung zu ihren Lieferanten stärken. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, dass Lieferanten untereinander Wissen austauschen, da sie häufig mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Solche Austausche können auf Lieferanten-Plattformen oder in Workshops gefördert werden, die entweder von den Unternehmen selbst oder von externen Organisationen organisiert werden.
Eine zusätzliche Strategie zur Förderung nachhaltiger Lieferketten ist die Investition in Bildungsprogramme, die darauf abzielen, die Kompetenzen der Lieferanten...