Mit Upskilling zu mehr Nachhaltigkeit

Um die Herausforderungen der nachhaltigen Transformation zu meistern, sollten Unternehmen ihre Mitarbeitenden konsequent weiterbilden. Maßgeschneiderte Lernpfade und motivierende Anreize sind dabei der Schlüssel für erfolgreiche Upskilling-Initiativen.

Vom Lieferantenmanagement über Produktion und Vertrieb bis zur Berichterstattung: Unternehmen müssen im Zuge neuer EU-Regularien immer höhere Maßstäbe an die Nachhaltigkeit ihrer Geschäftsprozesse anlegen. Zentrale Richtlinien wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) oder das Europäische Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (CSDDD) betreffen dabei so viele Bereiche der Wertschöpfung, dass sie nur noch entlang des gesamten Unternehmens – über dezidierte Funktionen oder Abteilungen hinaus – umsetzbar sind.

Nachhaltigkeit wird damit zu einer strategischen Kernaufgabe, die alle Abteilungen und Hierarchieebenen durchdringt. Die Folge: Alle Mitarbeitenden – von der Beschaffung über die Produktion bis hin zum Vertrieb und der Verwaltung – sind in der Verantwortung, nachhaltige Praktiken zu integrieren. Um die damit einhergehenden Anforderungen an die Fähigkeiten der Mitarbeitenden zu erfüllen, braucht es ganzheitliche Upskilling-Initiativen.

Upskilling mit Grundlagenwissen und Austausch

Bei nachhaltigkeitsgetriebenen Upskilling-Initiativen sollte zunächst ein grundlegendes regulatorisches Verständnis vermittelt werden, insbesondere in Bezug auf die zentralen Regelwerke. Ohne ein solides Wissen über die wichtigsten Pflichten können Mitarbeitende fortgeschrittene Weiter- und Fortbildungsprogramme nicht gewinnbringend nutzen. Neben den technischen Aspekten der Nachhaltigkeit müssen sie auch die regulatorischen Hintergründe kennen, um die rechtlichen Anforderungen korrekt umzusetzen und die Chancen, die sich daraus ergeben, zu ergreifen und verbundene Risiken aktiv zu managen.

Eine weitere wichtige Grundlage für erfolgreiches Upskilling ist der Dialog zwischen den Weiterbildungsverantwortlichen und den Stakeholdern der einzelnen Geschäftsbereiche. Denn die Transformation zu einer nachhaltigen Organisation betrifft sämtliche Abteilungen und Standorte, von der Produktion über das Marketing bis hin zur Finanzfunktion. Der Austausch mit den Stakeholdern hilft dabei, Bedürfnisse und Herausforderungen besser zu identifizieren und zu adressieren. Das fördert nicht nur das Verständnis und die Akzeptanz der neuen Anforderungen, sondern ermöglicht auch einen effektiven Wissenstransfer.

Nachhaltigkeitstransformation erfordert neue Rollen und Fähigkeiten

Welche Kompetenzen im ersten Schritt durch Weiter- und Fortbildungsprogramme gestärkt werden sollten, hängt stark von Faktoren wie der Unternehmensgröße, der Branche und dem Status Quo der Transformation ab. Unabhängig davon gibt es aber eine Reihe von Fähigkeiten, die in Zukunft branchenübergreifend deutlich stärker gefragt sein werden: zum Beispiel Klimadaten zu analysieren und die daraus resultierenden Chancen und Risiken für Unternehmen und Gesellschaft zu bewerten. Ein fundiertes Wissen über die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Arten und Ökosystemen wird für bestimmte Rollen ebenfalls wichtiger. Gerade Führungskräfte sollten die Bedeutung der Biodiversität für das Ökosystem und die menschliche Gesellschaft verstehen und in der Lage sein, Geschäftsstrategien zu entwickeln, die im Einklang mit dem Erhalt der Artenvielfalt stehen. Aber auch im mittleren Management und auf der operativen Ebene werden nachhaltige Beschaffung, zirkuläres Produktdesign oder erhöhte Ressourceneffizienz zu obligatorischen Fähigkeiten.

Diese Verschiebung kommt nach und nach auch in der Personalentwicklung der Unternehmen an. Sie stehen nicht nur vor der Herausforderung, ihre Recruiting-Strategien verstärkt auf diese Kompetenzen auszurichten, sondern auch passende Upskilling-Programme zu entwickeln. Denn viele der geforderten Fähigkeiten sind derzeit noch rar am Markt.

Maßgeschneiderte Lernpfade für individuelle Bedürfnisse

Beim Aufbau von Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen im Nachhaltigkeitsumfeld ist es entscheidend, eine differenzierte und detaillierte Herangehensweise zu verfolgen, die den spezifischen Bedürfnissen und Herausforderungen der verschiedenen Mitarbeitenden gerecht wird. In bestimmten Geschäftsbereichen könnte das Wissensniveau bereits höher sein, sodass fortgeschrittene und spezialisierte Schulungen im Vordergrund stehen – bei anderen Mitarbeitergruppen  sind wiederum grundlegende Schulungen oder Sensibilisierungsprogramme erforderlich. Diese unterschiedlichen Ausgangspunkte erfordern maßgeschneiderte Lernpfade, die auf die jeweiligen Vorkenntnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgestimmt sind.

Individuelle Lernpfade sind essenziell, um die Effektivität der Upskilling-Initiativen zu maximieren. Dies bedeutet, dass Lernprogramme personalisiert werden sollten, um den unterschiedlichen Lernstilen und Lerngeschwindigkeiten der Mitarbeitenden gerecht zu werden. Adaptive Lernplattformen, die den Fortschritt und die Leistung der Teilnehmenden kontinuierlich überwachen und anpassen, können hierbei von großem Nutzen sein. Ziel ist es, ein tiefes Verständnis für nachhaltige Praktiken zu entwickeln, das über bloße Compliance hinausgeht und die Mitarbeitenden befähigt, proaktiv zur Umsetzung der jeweiligen Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens beizutragen.

Anreize zum Lernen schaffen

Um nachhaltiges Engagement zu erzeugen, sollten Unternehmen die Lernprogramme interaktiv und ansprechend gestalten. Gamification-Elemente wie Punktesysteme, Abzeichen und Ranglisten können die Motivation der Mitarbeitenden erhöhen und den Lernprozess interessanter gestalten. Wettbewerbe und Challenges bieten zusätzliche Anreize und stärken den Teamgeist. Es ist wichtig, den Mitarbeitenden zu vermitteln, dass die Teilnahme an diesen Programmen nicht nur eine Pflicht, sondern auch eine große Chance ist, sich und das eigene Unternehmen in puncto Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln.

Schließlich ist die richtige Verzahnung zwischen Lerninhalten und Aktivitäten im Unternehmen von zentraler Bedeutung. Die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten sollten direkt in den Arbeitsalltag integriert und angewendet werden können. Das kann über praxisorientierte Projekte, Fallstudien und die Einbindung der Lerninhalte in die täglichen Arbeitsprozesse erfolgen. Ein kontinuierliches Feedback und die Möglichkeit, das Gelernte in realen Szenarien anzuwenden, sind entscheidend, um einen echten Mehrwert für das Unternehmen und die Mitarbeitenden zu schaffen – genau wie belastbare Kennzahlen, die den Erfolg der Initiativen messbar machen. Denn so stellen Unternehmen sicher, dass Upskilling-Programme nicht nur kurzfristige Effekte erzielen, sondern langfristig zur nachhaltigen Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit beitragen. Das Ziel: Eine Lernkultur, die Innovation fördert, Talente bindet und den Mitarbeitenden zeigt, dass ihre Weiterbildung nicht nur Pflicht, sondern eine wertvolle Chance für persönliche und berufliche Entwicklung ist.


Das könnte Sie auch interessieren:

ESG-Skills: Tipps für Führungskräfte

Interview: "Green Teams sind Organisationsentwicklung live"

Wie Personalentwicklung und Nachhaltigkeit zusammenspielen ("neues lernen" digital)

Podcast "neues lernen" zu Green Leadership

Skill Management heißt Fähigkeiten identifizieren, einsetzen und entwickeln