Tüv Weiterbildungsstudie Top Thema Nachhaltigkeit

Viele Unternehmen haben bereits Fortbildungen zum Thema "Nachhaltigkeit" fest in ihre Strategien integriert. Aber bei anderen hochrelevanten Zukunftsthemen hapert es noch in der Umsetzung von Weiterbildungsangeboten. Das zeigt die Tüv Weiterbildungsstudie 2024.

Nachhaltigkeit hat einen hohen Stellenwert in deutschen Unternehmen: Bei 72 Prozent der 500 befragten Personalverantwortlichen ist Nachhaltigkeit fester Bestandteil der Unternehmensstrategie. 67 Prozent finden Weiterbildungen zu dem Thema wichtig, immerhin 41 Prozent haben bereits Schulungen zu Nachhaltigkeitsthemen integriert. Für die Tüv Weiterbildungsstudie 2025 wurden Personalverantwortliche aus Unternehmen ab 20 Mitarbeitenden befragt.

Als die Themen mit dem höchsten Weiterbildungsbedarf im Bereich Nachhaltigkeit sehen die Befragten vor allem Arbeitssicherheit (76 Prozent), Gesundheitsförderung (67 Prozent) sowie Energie- und Umweltmanagement (jeweils 51 Prozent). Auch nachhaltige Unternehmensführung sowie Abfallwirtschaft und Recycling wurden häufig genannt. Große Unternehmen ab 250 Mitarbeitenden haben zudem überdurchschnittlich häufig einen hohen Schulungsbedarf in den Bereichen Lieferkettenmanagement und Nachhaltigkeitsberichterstattung (je 51 Prozent).

KI und New Work: Diskrepanzen zwischen Erwartungen und Realität

Sehr viel zögerlicher sind die Firmen bei einem ebenso wichtigen Zukunftsthema: Nur 18 Prozent bieten aktuell Weiterbildungen zum Thema "Künstliche Intelligenz" (KI) an oder planen dies. Allerdings glauben 84 Prozent, dass Deutschland ausreichend qualifizierte Fachkräfte benötigt, um ein wettbewerbsfähiger Standort für künstliche Intelligenz zu werden und 72 Prozent fordern eine deutschlandweite Bildungsoffensive für den Umgang mit KI. Diese Diskrepanz zwischen Erwartungen und Realität weist möglicherweise darauf hin, dass Unternehmen hier noch sehr unsicher sind und erst einmal abwarten; nur 27 Prozent sehen vielfältige Einsatzmöglichkeiten von KI-Anwendungen in ihrem eigenen Unternehmen. Dennoch glauben 45 Prozent, dass ihre Mitarbeitenden lernen müssen, KI-Anwendungen sinnvoll zu nutzen und 39 Prozent gaben an, dass der Weiterbildungsbedarf für KI-Anwendungen in den kommenden Jahren stark steigen wird.

Auch beim Thema "New Work" besteht eine Diskrepanz zwischen der Bedeutung, die Unternehmen dem Thema einräumen, und der tatsächlichen Umsetzung. 68 Prozent sind der Meinung, dass agiles Arbeiten ihre Wettbewerbsfähigkeit stärkt, 60 Prozent glauben, dadurch für junge Arbeitskräfte attraktiver zu werden. Allerdings geben nur 43 Prozent an, dass sie moderne Arbeitsformen bereits konsequent umsetzen und ihr Arbeitsalltag entsprechend durch die Werte von New Work geprägt ist. Agile Methoden wie Scrum oder Design Thinking nutzen knapp ein Viertel (23 Prozent), Fortbildung zum Thema New Work bieten nur 21 Prozent der Unternehmen an.

Wettbewerbsfähigkeit ist wichtigstes Ziel von Fortbildungen

Die gute Nachricht ist: Nahezu alle befragten Personalverantwortlichen haben die Bedeutung von kontinuierlichem Lernen erkannt; 93 Prozent gaben an, dass ihnen die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden wichtig ist. Als Ziel der Fortbildungen nannten 92 Prozent der Befragten, dass sie in erster Linie ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten möchten. Auch die Einhaltung gesetzlicher Anforderungen, die Bindung von Mitarbeitenden und das Schritthalten mit der Digitalisierung wurden als wichtigste Weiterbildungsziele genannt. Der Aussage, dass sie mit Weiterbildungen dem Fachkräftemangel begegnen möchten, stimmten insgesamt 80 Prozent der Befragten zu; kein Wunder, denn mit 62 Prozent gaben fast zwei Drittel an, von einem sehr starken oder eher starken Fachkräftemangel betroffen zu sein. Ganze 75 Prozent der Unternehmen bieten all ihren Mitarbeitenden Fortbildungen an, doch nur 31 Prozent haben eine Weiterbildungsstrategie in Form von schriftlich verankerten Leitlinien. Viele Unternehmen stellen ihren Mitarbeitenden Ressourcen wie Weiterbildungsbudgets von bis zu 1.000 Euro (62 Prozent) und mindestens drei Fortbildungstage pro Jahr (77 Prozent) zur Verfügung.

Dass es bei der Umsetzung teilweise trotzdem noch hapert, könnte auch an mangelnder Unterstützung vom Staat liegen: 54 Prozent der Befragten sehen die Verantwortung für Weiterbildung mitunter bei der Politik und 65 Prozent sind nicht zufrieden mit der staatlichen Förderung von Mitarbeiterschulungen. 94 Prozent finden, dass die Politik vor allem kleine und mittlere Unternehmen bei der Weiterbildung ihrer Belegschaft unterstützen sollte, 90 Prozent sind der Meinung, dass Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung für Unternehmen stärker finanziell gefördert werden oder es steuerliche Erleichterungen geben sollte. Zudem wünschen sich 87 Prozent zur Bekämpfung des Fachkräftemangels eine Bildungsoffensive für Geringqualifizierte.


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