Weiterbildungsstudie: Kaum KI-Weiterbildungen in Unternehmen

Zwar bieten 95 Prozent der deutschen Unternehmen ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, an Weiterbildungen teilzunehmen. Doch beim Thema Künstliche Intelligenz zeigen sich große Defizite im Weiterbildungsangebot. Das belegt eine aktuelle Studie.

Dem Großteil der Unternehmen (93 Prozent) ist die Weiterbildung ihrer Beschäftigen wichtig. Das zeigt sich deutlich in den Ergebnissen der "TÜV Weiterbildungsstudie 2024": 75 Prozent der befragten Unternehmen ermöglichen allen Beschäftigten die Teilnahme an Weiterbildungen und weitere 20 Prozent beschränken das Angebot auf bestimmte Abteilungen oder Personen.

Große Weiterbildungs-Defizite beim Zukunftsthema KI

Doch von den Mitarbeitenden der 500 befragten Unternehmen (Mindestgröße 20 Beschäftigte) haben bisher erst zwölf Prozent an Fortbildungen zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) teilgenommen. Ganze 71 Prozent führen derzeit keine Schulungen zu KI durch und sehen hierzu auch keinen Bedarf. Das sieht Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, äußerst kritisch: "Künstliche Intelligenz wird für die Wirtschaft zu einem wichtigen Erfolgsfaktor. Unternehmen sollten frühzeitig in die KI-Kompetenzen ihrer Beschäftigten investieren und sie damit fit für die digitale Zukunft machen. […] Die Unternehmen sollten jetzt damit beginnen, die Chancen von KI zu ergreifen und ihre Beschäftigten auf die Veränderungen der Arbeitswelt vorzubereiten."

So sehen das auch viele der befragten Personalverantwortlichen: 39 Prozent erwarten in den kommenden Jahren einen stark steigenden Weiterbildungsbedarf zum Thema KI. Ein Viertel sieht außerdem bereits heute konkrete Einsatzmöglichkeiten für Künstliche Intelligenz im eigenen Unternehmen. Und 13 Prozent der Personalverantwortlichen gehen davon aus, dass KI-Anwendungen viele Tätigkeiten der Mitarbeitenden ersetzen werden.

Weiterbildung: So viel Zeit und Geld investieren Unternehmen

Die meisten der befragten Unternehmen (38 Prozent) haben ein jährliches Weiterbildungsbudget von 500 bis 1.000 Euro pro Mitarbeiterin bzw. Mitarbeiter. Fast ein Viertel hat sogar mehr zur Verfügung: 13 Prozent wenden 1.000 bis 2.000 Euro pro Jahr und Mitarbeitendem auf und ganze elf Prozent sogar zwischen 2.000 und 5.000 Euro.

Ähnlich groß ist die Spannbreite bei der Anzahl der Arbeitstage, die pro Jahr für Weiterbildungen genutzt werden können: Fast die Hälfte der Unternehmen gewähren drei bis fünf Tage für Weiterbildungen und 29 Prozent mindestens sechs bis neun Tage. 16 Prozent der befragten Unternehmen stellen ihre Mitarbeitenden dagegen nur ein bis zwei Tage pro Jahr für Weiterbildungen frei. Diese enorme Spannbreite hänge laut Bühler weniger von der Größe des jeweiligen Unternehmens und vielmehr von der jeweiligen Branche ab. Während der Dienstleistungssektor eher großzügig ist, sei der Handel tendenziell zurückhaltender.

Häufig fehlt die Weiterbildungsstrategie

Obwohl die Weiterbildung der Mitarbeitenden für 93 Prozent der befragten Unternehmen wichtig ist, verfügt nur etwas weniger als ein Drittel (31 Prozent) über eine schriftlich fixierte Weiterbildungsstrategie. Die Ziele der Weiterbildungsangebote sind trotzdem ziemlich eindeutig: Die Mehrheit setzt auf Fortbildungen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten (92 Prozent) und um gesetzliche Anforderungen, zum Beispiel beim Thema Compliance, zu erfüllen (91 Prozent). Außerdem spielt das Weiterbildungsangebot nach Angaben der befragten Unternehmen eine große Rolle bei der Mitarbeiterbindung (87 Prozent) und als Mittel gegen den Fachkräftemangel.

Weiterbildungen zu Führungskompetenzen und Nachhaltigkeit besonders gefragt

Das Medium der Wahl ist bei den meisten Befragten ein hybrider Mittelweg: 56 Prozent der befragten Personalverantwortlichen setzen auf Blended Learning, also eine Kombination aus Präsenz- und Online-Lernformaten. Das bringe den größten Lernerfolg. Für 42 Prozent sind reine Präsenzveranstaltungen am effektivsten. Und für nur ein Prozent bringen reine Online-Formate den größten Lernerfolg.

Doch in welchen Themenbereichen besteht aktuell der größte Weiterbildungsbedarf? Ganz vorne stehen branchen- und berufsspezifische Kompetenzen (63 Prozent) sowie Führungskompetenzen (62 Prozent). Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen wollen die Soft Skills und die persönliche Entwicklung ihrer Mitarbeitenden verbessern (56 Prozent). Auch die Digitalisierung und das hierfür nötige Fachwissen spielen für 58 Prozent eine große Rolle.

Neben diesen klassischen Themenbereichen werden auch Weiterbildungen rund um soziale und ökologische Nachhaltigkeit immer relevanter: 67 Prozent finden diese wichtig oder sehr wichtig. Den größten Bedarf sehen die befragten Unternehmen hier bei Energie- und Umweltmanagement (je 51 Prozent) sowie nachhaltiger Unternehmensführung (49 Prozent). Fortbildungen zu sozialen Themen wie Menschenrechten und Compliance (41 Prozent) sowie zu Lieferketten- und Lieferantenmanagement (37 Prozent) sind dagegen weniger nachgefragt.

Unternehmen fordern mehr Unterstützung von der Politik

Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen sind mit der finanziellen Förderung durch Bund und Länder unzufrieden (65 Prozent). Denn neben den Arbeitgebern, den Beschäftigten und den entsprechenden Branchenverbänden sehen 56 Prozent der Unternehmen auch die Politik in der Verantwortung für Weiterbildungen. Doch über die Möglichkeiten einer staatlichen Förderung fühlt sich die Mehrheit (75 Prozent) schlecht informiert. 94 Prozent fordern, dass vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bei der Weiterbildung stärker unterstützt werden und 87 Prozent wünschen sich eine Bildungsoffensive für Geringqualifizierte, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.


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