Future Skills: Digitale Kompetenzen in Zeiten der Krise
Zunehmend komplexe, globale und digitale Herausforderungen erfordern von Arbeitnehmenden wie Arbeitgebern neue, zukunftsweisende Kompetenzen: Future Skills. Future Skills sind dabei nicht nur notwendig, um diese Herausforderungen zu identifizieren, innovative Lösungen zu kreieren und diese umsetzen zu können - sie bilden auch die Grundlage für eine aktive und chancengerechte gesellschaftliche Teilhabe in einer Welt im Wandel. Ihre Relevanz erstreckt sich also auch über das Berufsleben hinaus.
Future Skills: Zeithorizont von fünf Jahren
Das Future-Skills-Framework 2021 des Stifterverbands e.V. in Zusammenarbeit mit McKinsey & Company fasst 21 solcher Future Skills in vier Kompetenzkategorien zusammen: technologische, digitale, klassische und transformative Kompetenzen. Dabei ist der Kompetenzbegriff weit gefasst und reicht von wandelbaren Persönlichkeitseigenschaften wie Kreativität über Fähigkeiten und Fertigkeiten bis zu spezifischem Wissen wie etwa der Softwareentwicklung.
Das Framework beschreibt Future Skills, die heute schon wichtig sind und in den nächsten fünf Jahren zusätzlich an Wichtigkeit gewinnen werden. Dieser Zeithorizont wurde gewählt, da er lang genug ist, um die Effekte bereits heute absehbarer Entwicklungen realistisch einzubeziehen. Gleichzeitig ist diese Spanne noch kurz genug, um trotz rasanter technologischer Veränderungen belastbare Aussagen zu den Future Skills treffen zu können. Es spricht allerdings viel dafür, dass die genannten Future Skills auch über die nächsten fünf Jahre hinaus wichtig bleiben.
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Die vier Kompetenzkategorien des Future-Skills-Frameworks
Die vier Kompetenzkategorien des Frameworks lassen sich in einer Pyramidenform darstellen. Dies soll zum Ausdruck bringen, dass die Future Skills in der Spitze der Pyramide – die technologischen Kompetenzen - von einer immer größer werdenden Gruppe von Spezialistinnen und Spezialisten benötigt werden, während die Future Skills darunter – digitale, klassische und transformative Kompetenzen - in der Breite der Gesellschaft verankert sein müssen. Die Kompetenzkategorien stellen sich wie folgt dar:
Technologische Kompetenzen umfassen jene Kompetenzen, die vor allem für die Gestaltung und effiziente Nutzung von Technologien wichtig sind. Dazu zählen etablierte Technologien, die Kompetenzen wie Softwareentwicklung voraussetzen, sowie Neuentwicklungen, welche zum Beispiel Kenntnisse in Data Analytics und künstlicher Intelligenz (KI) bedingen. Dabei werden technologische Kompetenzen hauptsächlich von Tech-Spezialisten ausgeführt. Sie verfügen über das neueste Fachwissen und können es zielgerichtet anwenden.
Digitale Schlüsselkompetenzen als zweite Kategorie beschreiben Kompetenzen, durch die Menschen in der Lage sind, sich in einer digitalisierten Umwelt zurechtzufinden und aktiv an ihr teilzunehmen. Besonders die Covid-19-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig diese Kompetenzen für das Berufsleben und die gesellschaftliche Teilhabe geworden sind, zum Beispiel für das digitale Homeoffice.
Klassische Kompetenzen bilden die dritte Kategorie und zählen zu den nicht-digitalen Schlüsselkompetenzen. Diese Kompetenzen stellen den Grundbaustein für den Berufserfolg des Einzelnen, aber auch den Erfolg von Organisationen dar. Hierzu gehören grundlegende Kompetenzen wie Lösungsfähigkeit und Resilienz.
Transformative Kompetenzen: Diese ebenfalls nicht-digitalen Schlüsselkompetenzen sind zentral, um die großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit wie zum Beispiel den Klimawandel oder die Corona-Krise angehen und lösen zu können. Im Zentrum stehen dabei Kompetenzen wie Missionsorientierung und Innovationskompetenz, die helfen, viele Menschen hinter einem gemeinsamen Ziel zu vereinen und so gänzlich neue Kräfte zu entfesseln.
Anpassung der Future Skills an aktuelle Herausforderungen
Das Future-Skills-Framework 2021 stellt eine Aktualisierung des ebenfalls vom Stifterverband e.V. und McKinsey & Company entwickelten Future-Skills-Framework aus dem Jahr 2018 dar. Letzteres basiert auf einem Workshop unter breiter Beteiligung von Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern aus Wirtschaft, Bildung und Politik, Experteninterviews mit Personalverantwortlichen sowie Fokusgruppen mit Experteninnen und Experten aus Wirtschaft und Bildung. In der Aktualisierung dieses ersten Frameworks wurde das Feedback von Stakeholdern sowohl in der Wirtschaft als auch in der (hochschulischen) Bildung aufgenommen, die dieses Framework in ihrer Arbeit angewandt hatten.
Fokusgruppen aus Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Bildung des Stifterverbands e.V. und von McKinsey & Company analysierten darüber hinaus die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes und fügten relevante Anteile aus anderen Kompetenzframeworks - beispielsweise der OECD, der UN oder des Weltwirtschaftsforums - dem neuen Framework hinzu. Schon 2018 aber auch 2021 wurde das Framework in einer repräsentativen Umfrage unter CEOs und Personalabteilungsleiterinnen und Personalabteilungsleitern validiert. Dazu wurden 607 beziehungsweise 500 Unternehmen und Institutionen der öffentlichen Verwaltung zur Wichtigkeit - heute und in der Zukunft - der im Framework aufgeführten Future Skills befragt.
Im Vergleich zum ersten Framework im Jahr 2018 wurden nur kleine Änderungen in den Definitionen der vorherigen Future Skills vorgenommen. Dadurch konnten diese sowohl trennschärfer gemacht werden als auch den neuen Entwicklungen des Arbeitsmarktes angepasst werden. Eine große Neuerung stellt allerdings die zusätzliche Kompetenzkategorie der transformativen Kompetenzen dar. Diese sollen im Folgenden vorgestellt werden.
Fünf transformative Kompetenzen der Zukunft
Transformative Kompetenzen sind die zentralen Fähigkeiten, die nötig sind, um gesellschaftliche Herausforderungen sozialer, ökologischer oder demokratischer Natur bewältigen zu können. Sie befähigen Menschen, sich dieser Herausforderungen bewusst zu werden, visionäre Lösungen zu entwerfen und den Mut zu haben, andere von diesen zu überzeugen. Das Future-Skills-Framework identifiziert hierfür fünf größtenteils aufeinander aufbauende Kompetenzen.
Die grundlegendste Kompetenz, Urteilsfähigkeit, beschreibt dabei die Fähigkeit, gesellschaftliche Herausforderungen in ihrer Komplexität und Tragweite unter Berücksichtigung der Qualitätsunterschiede verschiedener Informationsquellen beurteilen zu können. Innovationskompetenz beschreibt die Fähigkeit, den Status Quo infrage stellen zu können und Ideen für innovative Lösungsmöglichkeiten, Produkte, und Dienstleistungen entwerfen zu können. Darauf aufbauend können mithilfe der Veränderungskompetenz Strategien zur Umsetzung dieser Innovationen entwickelt werden, die Gruppen- bzw. gesellschaftliche Dynamiken berücksichtigen. Um diese Lösungen effektiv erarbeiten und schließlich auch vermitteln zu können, muss man mithilfe von Dialog- und Konfliktfähigkeiten zum einen in der Lage sein, widersprüchliche Perspektiven zu verstehen und Dilemmata auszugleichen. Zum anderen müssen andere Menschen von diesen Lösungen überzeugt werden können. Hierbei hilft die Kompetenz Missionsorientierung. Sie beschreibt die Fähigkeit, mithilfe eines Missionsnarrativs die Vision einer neuen Zukunft und einer gemeinsamen Werteorientierung zu schaffen.
Aus- und Weiterbildung in Future Skills vorantreiben
Die Aus- und Weiterbildung in Future Skills ist für die Wettbewerbsfähigkeit und die Innovationskraft des Wirtschaftsstandorts Deutschland essenziell. Sie bietet darüber hinaus auch jedem Einzelnen bessere berufliche Aufstiegschancen, Möglichkeiten zu einer aktiven gesellschaftlichen Beteiligung und der beruflichen wie persönlichen Weiterentwicklung. Der Stifterverband e.V. setzt sich für eine größere Vermittlung dieser Kompetenzen schon während der Schulzeit ein.
Dies geschieht beispielsweise durch die auf wissenschaftlichen Analysen basierende Forderung zur Einführung eines flächendeckenden Pflichtfachs Informatik, welches sowohl digitale Schlüsselkompetenzen als auch informatische Kompetenzen - also die Grundlage für spätere technologische Kompetenzen - lehrt. Darüber hinaus besteht ein großer Fort- und Weiterbildungsbedarf von Arbeitnehmenden wie Arbeitgebern. Beispielsweise analysierten der Stifterverband und McKinsey auf Basis einer Unternehmensbefragung, dass bis zum Jahr 2026 780.000 Menschen in technologischen Kompetenzen aus- und weitergebildet werden müssen.
Auch die neu im Framework aufgenommenen transformativen Kompetenzen müssen breit in der Wirtschaft verankert werden. Nur so können gesamtgesellschaftliche Herausforderungen auf allen Ebenen der Produktion, in der Entwicklung oder im Angebot von Dienstleistungen mitgedacht und sowohl simple wie auch innovative Lösungen entworfen werden. Das Future-Skills-Framework 2021 stellt das zentrale Rahmenwerk dar, um die Aus- und Weiterbildung von Future Skills zu ermöglichen.
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