Studie: Wandel in Kompetenznachfrage

In Stellenanzeigen wird klar: Unternehmen fordern nicht nur Fachwissen, sondern verstärkt berufsübergreifende Kompetenzen. Traditionelle Kerntugenden sind gefragt, doch die vielen Krisen, von Pandemie bis Fachkräftemangel, haben die Kompetenznachfrage verändert, wie eine aktuelle Studie zeigt. 

Viele Begriffe, von Soft und Future Skills bis überfachliche Kompetenz, sind im Umlauf für das, was die Europäische Union als transversale, also berufsunabhängige und kontextvariable, Kompetenz bezeichnet. Um herauszufinden, wie sich die Nachfrage dieser Kompetenzen entwickelt hat und welche Kompetenzen derzeit besonders gefragt sind, hat die Bertelsmann Stiftung über 48 Millionen Online-Jobanzeigen untersucht. Die Beobachtungsspanne ist ein Vierjahreszeitraum von 2018 bis 2021, differenziert nach 37 Berufsgruppen.

Einsatzbereitschaft und Teamfähigkeit besonders gefordert

Ein Output der Studie ist ein Ranking der Top 25-Kompetenzen 2021. Ganz oben steht die Kompetenz Einsatzbereitschaft, die in jeder zweiten Jobanzeige aus dem Jahr 2021 gefordert wird, bei mehr als einem Drittel ist Teamfähigkeit gefragt. Auch sonst fällt auf, dass Kerntugenden vielfach genannt sind, etwa Selbstständigkeit (27 Prozent) und Verlässlichkeit (22 Prozent). Zudem scheint Sprachkompetenz eine wichtige Rolle zu spielen. Sowohl Deutsch- (23 Prozent) als auch Englischkenntnisse (16 Prozent) tauchen auf. 

Kompetenznachfrage: Frustrationstoleranz und Datensicherheit sind Aufsteiger

Die Studie gibt auch Aufschluss darüber, wie sich die Nachfrage der jeweiligen Kompetenzen binnen der Jahre 2018 und 2021 entwickelt hat. Am stärksten hat die Bedeutung von Frustrationstoleranz zugenommen (um 71 Prozent). Das führen die Studienautoren auf die vielfachen Krisenerfahrungen zurück, genauso wie die gestiegene Nachfrage von Resilienz, positiver Grundeinstellung und Einfühlungsvermögen. Am zweitstärksten ist mit 61 Prozent die Nachfrage nach der Kompetenz Datensicherheit gestiegen. Die Studienautoren nennen hier das Homeoffice als möglichen Auslöser. Das vermehrte Arbeiten in Clouds mache digitale Kompetenzen nötig. Denn auch die Kompetenz "digitale Identität verwalten" stieg um knapp über 30 Prozent an. Das Arbeiten im Homeoffice, gerade im Zuge der Lockdowns, halten die Studienautoren auch für den Grund, dass die Kompetenzen Vertrauen (+32 Prozent) und Motivation (+38 Prozent) mehr Bedeutung in den Stellenanzeigen erhielten. 

Fachkräftemangel verstärkt Forderung nach Deutschkenntnissen

Die Kompetenz, die unter den Aufsteigern am häufigsten vorkommt, sind die Deutschkenntnisse. In rund 23 Prozent der Stellenanzeigen 2021 tauchen sie auf, die Steigerung in den Jahren 2018 bis 2021 beträgt 28 Prozent. Im Zuge des Fachkräftemangels seien mehr ausländische Fachkräfte eingestellt worden, so die Studienautoren. Arbeitgebern seien Deutschkenntnisse aber wichtig, vor allem in bestimmten Branchen, wie zum Beispiel der Informatik-, Informations- und Kommunikationstechnologie.

Nachfrage nach Vertriebskompetenz pandemiebedingt gesunken

Neben allen Aufsteigern gibt es auch Kompetenzen, die zwischen 2018 und 2021 deutliche Einbrüche erfahren haben. Dazu gehören vor allem Vertriebskompetenzen wie Präsentationsfähigkeit (-18 Prozent), Verhandlungsgeschick (-14 Prozent) und Selbstvertrauen (-9 Prozent). Der eindeutige Knick erfolgte zwischen dem ersten Lockdown Anfang 2020 und der zweiten Jahreshälfte 2021. Insofern gehen die Studienautoren davon aus, dass insbesondere der Rückgang der Geschäftsreisen, Meetings und Tagungen den Einbruch dieser Vertriebskompetenzen begründet und ein vorübergehendes Phänomen bleibt. 

Soft Skills sind branchenabhängig

Einige Beispiele zeigen, dass die Soft Skills sehr branchenabhängig sind. So findet sich die Kompetenz "digitale Inhalte entwickeln" in 15 Prozent aller untersuchten Jobanzeigen. Das entspricht Platz 16 im Ranking. Allerdings ist die Nachfrage sehr branchenspezifisch verteilt. In einigen Branchen wird diese Digitalkompetenz in mehr als 15 Prozent der Stellenanzeigen gesucht. Spitzenreiter sind Berufe in Finanzdienstleistungen, Rechnungswesen und Steuerberatung (43 Prozent), gefolgt von Berufen in Unternehmensführung und -organisation (35 Prozent) sowie Berufen in Recht und Verwaltung (34 Prozent). In Jobanzeigen für Führer und Führerinnen von Fahrzeug- und Transportgeräten hingegen liegt die Nachfrage bei nur einem Prozent. Für diese Branche fordern Arbeitgeber in Jobanzeigen im Gegensatz dazu häufig die Kompetenz Verlässlichkeit (38 Prozent), für Reinigungsberufe wird Verlässlichkeit sogar in rund jeder zweiten Jobanzeige gesucht. Der Durchschnitt liegt bei rund zwei Fünftel. 

Mehr zur Studie erfahren Sie hier.



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