Männer machen mehr arbeitgeberfinanzierte Weiterbildungen als Frauen

Männer nehmen häufiger an berufsbezogener und vom Arbeitgeber geförderter Weiterbildung teil, Frauen absolvieren eher Schulungen zu allgemeinen Kompetenzen, die sie selbst finanzieren. Das hat die Studie "Gender inequality in adult education: a comparative study of four adult learning systems" ergeben. Ein Forschungsteam der Tomas Bata University Zlin wertete dafür Daten der Adult Education Survey (AES) sowie zusätzliche länderspezifische Datensätze aus Tschechien, Deutschland, Schweden und Großbritannien von insgesamt 4.000 Personen aus.
Männer lernen häufiger berufsbezogen
Dabei zeigten sich vor allem in der nicht-formalen Weiterbildung – also Schulungen, die nicht Teil des formalen Bildungssystems – deutliche Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Männer partizipieren vor allem häufiger an jobbezogenen Fortbildungen: 53 Prozent der Befragten, die an Weiterbildungen mit direktem Bezug zum aktuellen Beruf teilgenommen haben, sind männlich, nur 47 Prozent weiblich. Die gleiche Geschlechterverteilung ist bei Weiterbildungen, die vom Arbeitgeber finanziert wurden, zu beobachten – vermutlich, weil Unternehmen vor allem Schulungen zu den Skills finanzieren, die ihre Angestellten in ihrer Rolle benötigen.
Dafür lag der Frauenanteil unter den Teilnehmenden von nicht direkt jobbezogenen Weiterbildungen bei 58 Prozent. Diese werden meist aus eigener Tasche bezahlt; auch unter den Befragten, die im Untersuchungszeitraum selbstfinanzierte Weiterbildungen besucht haben, sind 58 Prozent weiblich und nur 42 Prozent männlich. Das Forschungsteam geht davon aus, dass vor allem berufsbezogene Weiterbildungen einen Karrierevorteil versprechen. Daraus schlussfolgert es, dass Frauen durch diese Ungleichheit nicht nur finanziell benachteiligt sind, sondern auch schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.
Weiterbildungschancen für Frauen in Großbritannien am besten
Die größten Geschlechterunterschiede zeigten sich bei den Befragten in der Tschechischen Republik. Hier liegt der Frauenanteil bei berufsbezogenen Weiterbildungen bei nur 40 Prozent, dafür sind ganze 66 Prozent der Befragten, die an nicht berufsbezogenen Weiterbildungen teilgenommen haben, Frauen. Nur 39 Prozent der Teilnehmenden an arbeitgeberfinanzierten Schulungen in Tschechien sind Frauen.
Auch in Deutschland sind die Ungleichheiten verhältnismäßig hoch; hier liegt der Frauenanteil bei berufsbezogenen Weiterbildungen immerhin bei 44 Prozent, in den arbeitgeberfinanzierten Fortbildungen bei 43 Prozent. In Schweden ist der Männer- und Frauenanteil in den genannten Bereichen mit 49 Frauen zu 51 Prozent Männern dagegen fast gleich hoch. In Großbritannien sind Frauen sogar im Vorteil: Mit jeweils 56 Prozent nehmen mehr Frauen als Männer an berufsbezogenen Weiterbildungen und arbeitgeberfinanzierten Weiterbildungen teil.
Motive für Weiterbildungen offenbart Chancenungleichheit
Die Studie hat zudem ausgewertet, aus welchen Gründen die befragten Personen nicht-formale Weiterbildungen absolvieren; besonders häufig genannt wurde "um meine Fähigkeiten in einer Tätigkeit zu verbessern, die mich interessiert" und "um meine Karriereaussichten zu verbessern". Generell zeigten sich in der Motivation keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Daraus schließt das Forschungsteam, dass vor allem strukturelle Benachteiligung dafür verantwortlich ist, dass Frauen seltener an berufsbezogenen und arbeitgeberfinanzierten Weiterbildungen teilnehmen. Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit oder in befristeten Arbeitsverträgen – diese Faktoren senken die Chance, vom Arbeitgeber finanzielle Förderung für eine Weiterbildung zu erhalten.
Die Studie untersuchte zudem die Auswirkungen der Unternehmensgröße auf die Teilnahme an Weiterbildungen und stellte fest: je größer das Unternehmen, desto höher der Frauenanteil in berufsbezogenen und arbeitgeberfinanzierten Weiterbildungen. Da Frauen laut der Studie eher dazu tendieren, in mittelgroßen Unternehmen zu arbeiten, wirkt sich auch dieser Faktor auf den Gesamtwert aus. In Großunternehmen wären ihre Chancen auf Weiterbildung besser, da diese meist gezielte Programme zum Ausgleich von Ungleichheiten haben. Das Studienteam wirft zudem den Diskussionspunkt auf, dass sich auch beim Thema Weiterbildung das Problem der ungleichen Verteilung von Care-Arbeit zwischen Frauen und Männer zeigt. Das ist möglicherweise ein weiterer Grund dafür, dass manche Arbeitgeber zögern, in die Skills ihrer weiblichen Beschäftigten zu investieren – zu groß ist die Sorge, dass die Mitarbeiterinnen sowieso bald zugunsten der Care-Arbeit im Job kürzertreten.
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