Neben Holz, Lehm und Stroh ist der Ziegel bzw. Backstein eine der ältesten Baumaterialien. Ungefähr 1/3 aller Häuser in Deutschland sind aus Ziegeln gebaut. Klassische Ziegel bestehen aus Ton, Lehm oder tonhaltigen Massen. Gegebenenfalls enthalten sie Zuschlagstoffe wie Sägemehl oder Polystyrolkügelchen, die beim Brennen verglühen und das Gewicht des Ziegels verringern.
5.1 Hohe Wärmedämmung und Lebenszyklus
Ziegel eignen sich besonders für den Bau von Niedrigenergiehäusern nach KfW-Standard bis hin zu Plusenergiehäusern. Ein Grund dabei: Beim Herstellvorgang des Ziegels entstehen kleine Luftkämmerchen im Inneren. Diese Poren garantieren ein optimales Dämmverhalten. Ziegel erreichen eine besonders niedrige Wärmeleitfähigkeit von 0,07 W/(mK). So wird das Haus besonders effektiv sowohl vor Kälte als auch vor Hitze geschützt. Die Speicherung der Heizwärme im Winter ist ebenso ein Vorteil wie der Tag-/Nachtausgleich im Sommer. Ein anderer Grund für den guten Wärmehaushalt von Backstein ist die Tatsache, dass moderne Häuser in Ziegelbauweise zumeist mit zweischaligen Wänden gebaut werden, die besonders robust und witterungsbeständig sind. Dieser große Vorteil des Baustoffs Ziegel kommt energetisch betrachtet insbesondere im Laufe des Lebenszyklus des Gebäudes zum Tragen. Denn Backsteingebäude haben eine Nutzungsdauer von vielen Jahrzehnten, teilweise sogar Jahrhunderten, und in dieser Zeit besteht zumeist wenig Instandhaltungsbedarf. Backsteinhäuser lassen sich an neue Anforderungen gut anpassen und flexibel um- und ausbauen.
5.2 Ökologische Vor- und Nachteile
Von Ziegeln gehen weder schädliche Strahlen noch Schadstoffe aus. Sie erzeugen vielmehr ein angenehmes und gesundes Raumklima. Da die Rohstoffvorkommen nahezu überall in Deutschland zu finden sind, sind kurze Transportwege garantiert. Ein weiterer entscheidender Faktor ist seine hohe Feuchteresistenz. Durch ihre porige Struktur können Ziegel viel Feuchtigkeit aufnehmen, die sie in der Folge wieder vollständig abgeben. Somit bleiben die Wände auch bei hoher Feuchtigkeit trocken, Feuchtigkeitsschäden oder Schimmel an den Wänden treten so gut wie nie auf.
Nachteilig ist allerdings, dass die Herstellung der Ziegel viel Energie verbraucht. Die aus Ton, Lehm, Sand, Luftporenbildnern und Wasser geformten Steine werden bei hohen Temperaturen im Ziegelofen gebrannt. Dieser Prozess setzt viel klimaschädliches CO2 und andere Treibhausgase frei. Die Tongruben für den Ziegelbau zerstören schließlich Landschaft und Lebensräume für Tiere und Pflanzen, allerdings werden aufgegebene Grubenflächen immer öfter sofort nach Beendigung der Nutzung renaturiert und teilweise entstehen dadurch wichtigere Biotope für gefährdete Arten als vor der Nutzung.
5.3 Gute Performance bei Lärm- und Brandschutz
Ziegel erfüllen alle geltenden Normen für Statik, Schall-, Brand- und Wärmeschutz. Bspw. werden die Anforderungen an den Schutz gegen Verkehrslärm mit einschaligen, hoch wärmedämmenden Ziegelwänden erreicht. Weiterhin sind Ziegelprodukte nicht brennbar und werden somit der Feuerwiderstandsklasse A zugerechnet. Die extra für den Geschossbau getesteten Ziegel erreichen Brandwandqualität oder gar Widerstandszeiten bis zu 120 Minuten (F 120 A).
5.4 Auf einen Blick: Wie nachhaltig ist Ziegel?
Die Auswirkungen von Ziegel auf die 3 Säulen der Nachhaltigkeit kann wie folgt zusammengefasst werden:
Ökologie |
Ökonomie |
Soziales |
+ Ziegel bestehen aus natürlichen Rohstoffen, die fast überall verfügbar sind (keine langen Transportwege). |
+ Wärme- und Schalldämmung von Ziegeln sind gut, auf eine Zusatzdämmung kann in vielen Fällen daher verzichtet werden. |
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+ Dämmmaterial kann raumsparend in die Hohlräume des Ziegels gefüllt werden, dadurch werden besonders vorteilhafte Dämmwerte erreicht. |
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- Der Herstellungsprozess ist aufgrund des Brennens bei hohen Temperaturen sehr energieintensiv. |
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- Weitere Umweltverschmutzung entsteht durch Kalkstein-Verbrennung und Beimischung hochgiftiger Stoffe. |
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- Ziegel sind nur in Ausnahmefällen völlig recycelbar. |
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- Zur Tongewinnung müssen Tongruben ausgehoben werden, welche die Ökologie des Abbauortes zerstören. |
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