Prof. Dr. Britta Kiesel, Viola Kögel
Die in der Studie in großen Behörden befragten Frauen nannten eine Vielzahl an wünschenswerten, unterstützenden Maßnahmen für einen besseren Umgang mit den bestehenden Motivationshindernissen.
Zentral bestand der Wunsch nach individuumszentrierten Förderansätzen wie Coaching-Programmen, Mentoring-Programmen und Trainings zum Erwerb von Führungskompetenzen und zum Abbau von unbewussten Diskriminierungsgrundlagen. Neben organisationszentrierten, klassischen Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Führungsrolle wie flexible Arbeitszeiten und diverse Arbeits- und Teilzeitmodelle, benannten die Frauen auch organisationszentrierte kognitionsbasierte Maßnahmen. Diese betreffen die Sensibilisierung der Führungsebene und die Aktivierung des Interesses von Frauen an Führungspositionen, indem die fehlende Übereinstimmung zwischen der wahrgenommenen weiblichen Geschlechts- und Führungsrolle abgebaut wird. Wesentlich ist, dass die Fördermaßnahmen nicht von den Frauen eingefordert, sondern von der Organisation an die Frauen herangetragen werden.
Frage 2 wurde vor dem Hintergrund gestellt, zu erheben, welche Maßnahmen die Organisationen der öffentlichen Verwaltung in Baden-Württemberg zur Förderung der Gleichstellung von Männern und Frauen in Führungspositionen bereits durchführen. Die Ergebnisse der schriftlichen Befragung zeigen, dass die Behörden ihren Fokus auf die Durchführung von klassischen, organisationszentrierten Fördermaßnahmen zur Gleichstellung von Männern und Frauen in Führungspositionen legen. Behördenübergreifend werden individuumszentrierte Förderansätze hingegen in geringem Umfang durchgeführt.
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass ein fortwährender Bedarf an der Optimierung der organisationalen Rahmenbedingungen besteht, um Motivationshindernisse von weiblichen Nachwuchs- und Führungskräften zu reduzieren oder zu umgehen. Die Behörden der öffentlichen Verwaltung in Baden-Württemberg können diesbezüglich bereits ein breites Maßnahmenportfolio vorweisen, welches bezweckt Nachwuchskräfte zu gewinnen und an die Organisation zu binden. Zusätzlich besteht seitens der weiblichen Nachwuchs- und Führungskräfte ein hoher Bedarf an individuumszentrierten Förderansätzen, welche an der Motivation und Kompetenz der Frauen zum Umgang mit frauenspezifischen Motivationshindernissen ansetzen. Dieser Bedarf kann von den Behörden der öffentlichen Verwaltung derzeit nicht gedeckt werden.
Um die relevanten Motivationsbremsen von weiblichen Nachwuchs- und Führungskräften in den Behörden der öffentlichen Verwaltung zu lösen, sollen nachstehend Handlungsempfehlungen zu Förderansätzen gegeben werden, welche die weibliche Führungsmotivation stärkt, indem Bedenken und Vermeidungstendenzen reduziert werden.