Prof. Dr. Britta Kiesel, Viola Kögel
Die Bestrebung, Frauen und Männer in Führungspositionen im öffentlichen Dienst in Baden-Württemberg gleichzustellen, wurde im Jahr 2016 in Form des Chancengleichheitsgesetzes verschriftlicht. Die zitierten Daten belegen, dass dieses Ziel bis dato in den Behörden der öffentlichen Verwaltung in Baden-Württemberg nicht erreicht ist.
Führungsmotivation von Frauen ist hinsichtlich ihrer Führungsabsicht, der Übernahme einer Führungsposition und ihrem Führungsverhalten ein bedeutsamer Faktor. Um eine Gleichstellung von Frauen und Männern in Führungspositionen anzustreben, ist es erforderlich, mit geeigneten Maßnahmen die Entwicklung einer klaren Führungsmotivation von Frauen zu fördern. Dabei stellen folgende Faktoren relevante Stolpersteine in der Führungskarriere von Frauen in der öffentlichen Verwaltung dar: aggressive Machtspielchen, strukturelle und sexuelle Diskriminierung, Selbstzweifel sowie der Work-Life-Conflict bzgl. Vereinbarkeit von Familie und Führungsrolle. Die hier identifizierten Hindernisse und Stolpersteine stellen Vermeidungstendenzen in der Führungsmotivation dar. Um künftig eine Gleichstellung von Frauen und Männern in Führungspositionen zu erreichen, sind geeignete Fördermaßnahmen umzusetzen.
Die Handlungsempfehlungen zu Förderansätzen sollen den Behörden der öffentlichen Verwaltung eine Hilfestellung zum Abbau der Vermeidungstendenzen sowie zur Entwicklung einer klaren Führungsmotivation von Frauen geben. Die Handlungsempfehlungen wurden in individuums- und organisationszentrierte Förderansätze untergliedert. Individuumszentrierte Förderansätze, wie eine langfristige Karriereplanung, frauenspezifische Mentoring-Programme oder Führungskräftetrainings, setzen direkt bei Kompetenz und Motivation der Frauen an. Organisationszentrierte Förderansätze, wie diverse Teilzeit- und Führungsmodelle, gendergerechte Sprache oder die Erhöhung der Sichtbarkeit von Frauen in der Organisation, setzen hingegen bei den organisationalen Rahmenbedingungen an. Eine ganzheitliche Anwendung von miteinander verzahnten Förderansätzen ermöglicht es, die weibliche Führungsmotivation zu stärken. Die Förderung erfolgreicher weiblicher Führungskarrieren bringt die Behörden der öffentlichen Verwaltung somit näher an die Gleichstellung der Geschlechter in Führungspositionen heran, was wiederum positive Effekte auf die Leistungsfähigkeit der Organisationen hat. Um künftig eine Verbesserung im Bereich der Geschlechtergleichstellung in Führungspositionen zu fördern, wird auf wissenschaftlicher Ebene die Erhebung der Geschlechteranteile je Führungsebene in den Behörden der öffentlichen Verwaltung angeregt. Während dieser Artikel den durchschnittlichen Frauen- und Männeranteil an Führungspositionen der befragten Behörden aufzeigt, gilt es also in weiteren Untersuchungen die Fragestellung zu beantworten, ob sich der Anteil der Geschlechter in Führungspositionen entsprechend der Führungsebene unterscheidet. Außerdem wird für die zukünftige Forschung die evidenzbasierte Entwicklung und Evaluation von Fördermaßnahmen in den Behörden der öffentlichen Verwaltung angeregt. Die Implementierung von Mentoring-Programmen oder Trainingsansätzen werden daher als Förderansätze empfohlen. Gleichzeitig ist es von Interesse, welche Auswirkungen und welche Wirksamkeit diese Fördermaßnahmen im Kontext der Behördenhierarchie haben.