Johannes Henne, Jens Mofina
Mit Blick auf die unterschiedlichen Themenschwerpunkte und die jeweiligen Stakeholder bietet es sich an, 3 strukturelle Dimensionen abzugrenzen, im Rahmen derer IT-basierte, kommunale Modernisierungsprojekte geplant und durchgeführt werden können. Diese 3 Dimensionen orientieren sich an den beiden Sichtweisen, die in Kommunen ausgemacht werden können. Zum einen besitzt die Kommune eine interne Sichtweise, die sich im Grunde auf die Strukturen und die Organisation der Verwaltung beschränkt. Die externe Sichtweise wiederum nimmt alles in den Blick, was außerhalb der Verwaltung abläuft und diese in gewisser Weise indirekt beeinflusst. Dazu gehören die Anforderungen der Bürgerinnen und Bürger sowie die kommunalpolitischen und gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen. Die drei strukturellen Dimensionen und ihre Merkmale werden im Folgenden näher beleuchtet.
Abb. 2: Strukturelle Dimensionen der digitalen Kommune
2.2.1 Dimension 1: Gemeinschaftliche und nachhaltige Stadtentwicklung durch Partizipation
Der Anspruch der Bürgerinnen und Bürger, sich an der Gestaltung öffentlicher Lebensräume wie z. B. Plätze, Grünflächen oder Kultureinrichtungen zu beteiligen, wächst zunehmend. Diese öffentlichen Räume stellen Orte der Erholung oder der Unterhaltung für die Menschen dar und tragen damit maßgeblich zur Lebensqualität in den Kommunen bei. Politik und Verwaltung sind deshalb angehalten, Interessengruppen und Einzelpersonen bestmöglich in Projekte zur Fortentwicklung der eigenen Stadt zu integrieren.
Mit Blick auf die knappen Kassen der Kommunen liefert der Beteiligungsanspruch der Bürgerinnen und Bürger große Potenziale, denn die Planung und Durchführung konkreter Projekte können direkt auf diese übertragen werden. Dadurch können sich moderne und nachhaltige Ansätze entfalten, die auf einer Vielzahl individueller und kreativer Ideen beruhen. Gleichzeitig entstehen dadurch aber auch neue Anlässe für Konflikte, weshalb Politik und Verwaltung in jedem Fall ein Mindestmaß an Steuerungsfunktionen wahrnehmen müssen.
Das Internet und insbesondere die sozialen Medien fungieren dabei als zentrales Medium, über das
- Information,
- Kommunikation und
- Beteiligung
schnell und unkompliziert ermöglicht werden können. Sofern also ein partizipatives Modernisierungsprojekt in einer Kommune durchgeführt werden soll, sind die besonderen Umstände bei der elektronischen Kommunikation und Integration der Bürgerinnen und Bürger bzw. der jeweiligen Interessengruppen in den Mittelpunkt der Vorüberlegungen und Planungen zu stellen.
2.2.2 Dimension 2: Bürgerorientierte Verwaltung
Die Modernisierung der öffentlichen Verwaltung stellt gewissermaßen eine Daueraufgabe dar. Ein zentraler Aspekt ist hierbei seit geraumer Zeit die verstärkte Orientierung an den Interessen, Anforderungen und Bedürfnissen der Verwaltungskunden. Allen voran stellt sich die Frage des Zugangs zur Verwaltung und ihren Dienstleistungen. Bereits in den 1990er-Jahren sollte mit der Etablierung von Bürgerbüros sowie mit der Entstehung der einheitlichen Behördenrufnummer 115 gegen Ende der 2000er-Jahre eine bessere Erreichbarkeit der Verwaltung erzielt werden.
Digitale Medien: Zugang zu Informationen
Mit den digitalen Medien bieten sich ganz neue Möglichkeiten, um den Leitgedanken der bürgerorientierten Verwaltung voranzutreiben. Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und externe Interessengruppen wie z. B. Touristen können mithilfe des Internets einfach, schnell sowie orts- und zeitunabhängig auf sämtliche Informationen, Dienste und Ansprechpartner in den Stadt- und Landkreisverwaltungen zugreifen. Darüber hinaus gewinnen auch die Formen des mobilen Zugangs via Smartphone und Tablet zunehmend an Bedeutung.
Digitale Medien: Öffnungsgrad und Qualität
Neben der Frage nach dem Zugang stellt sich zudem die Frage nach dem Grad der Öffnung und der Qualität der Service-Orientierung der öffentlichen Verwaltung. Auch hierbei übernimmt das Internet zunehmend die Rolle des Leitmediums, denn es ermöglicht die elektronische Abwicklung von Behördengängen sowie die Offenlegung diverser öffentlicher Daten und damit wiederum die Einbindung der Bürgerinnen und Bürger als Co-Produzenten.
Bei kommunalen Modernisierungsprojekten, die auf eine Verbesserung der Bürgerorientierung der öffentlichen Verwaltung abzielen, sind also in erster Linie die Erwartungen und Bedürfnisse der Verwaltungskunden zu berücksichtigen. Gleichzeitig dürfen aber auch die Umstände innerhalb der Verwaltung und die Ansprüche der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht außer Acht gelassen werden. Denn ein anderes Auftreten nach außen und veränderte Kommunikations- und Serviceangebote erfordern gleichzeitig auch interne Anpassungen oder zumindest eine sensible Kommunikation.
2.2.3 Dimension 3: Moderne Verwaltungsarbeit
Die Strukturen der öffentlichen Verwaltung beruhen auf einem rund 200-jährigen Bürokratiemodell. Vor dem Hintergrund der technischen Möglichkeiten sowie der gesellschaftlichen Erwartungen ist eine Optimierung und Modernisierung dieses Modells zwingend erforderlich. Dies ist insbesondere auch die Grundvoraussetzung für die Verwirklichung einer bürgerorientierten Verwaltung sowie einer nachhaltigen Entwicklung kommu...